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Statement zum Wasserstoff-Einsatz in der Industrie

  • Mittwoch, 25. Mai 2022 @ 17:20
Linz
Gemeinderat Michael Schmida zur Resolution der SPÖ eine Wasserstoff-Strategie nach deutschem Vorbild umsetzen zu wollen: https://www.linz.at/Politik/GRSitzung...tragId=393

Wir sehen den Einsatz von Wasserstoff als Alternative zu fossilen Energieträgern nicht so unkritisch. Irgendwie ist das so wie mit den E-Autos, die die alten Verbrennerautos nun 1:1 ersetzen sollen, ohne irgendetwas grundsätzlich an der Art und Weise der Mobilität ändern zu wollen. Wer ein wenig sich mit den Themen Energiewende, Klimaschutz beschäftigt, weiß, dass es eigentlich fachlich anerkannt ist: Wir müssen in erster Linie den Energieverbrauch senken und wir müssen die nötige Energie, die wir erzeugen, möglichst effizient erzeugen. Die Wasserstoffnutzung steht diesem Effizienzziel eigentlich diametral entgegen. Wir haben massive Umwandlungsverluste, wir haben niedrige Wirkungsgrade. Das ist leider bei dieser Energieform so.

Stichwort grüner Wasserstoff: Wenn wir überhaupt die Wasserstoffnutzung weiter vorbereiten und weiter vorantreiben – wogegen ich nicht grundsätzlich bin –, dann aber ausschließlich, wenn es grüner Wasserstoff ist, also Wasserstoff, der ausschließlich mit erneuerbaren Energien produziert worden ist. Das steht nicht so deutlich im Antrag drin. Da steht etwas von grünem Wasserstoff, aber nicht als eine klare Bedingung für den Wasserstoffeinsatz. Ich bin jetzt auch nicht sicher, ob das so in der deutschen Strategie drinnen steht. Wenn wir für Wasserstoff sind, dann müssen wir auf alle Fälle die erneuerbaren Energien massiv ausbauen - noch mehr als wir es jetzt auch schon müssen. Jetzt haben wir so gut wie keinen grünen Wasserstoff und die erneuerbaren Energien, die wir jetzt haben, brauchen wir dringend, um eben die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und etwa den Ausstieg von kalorischen Gas-Kraftwerken bei der Energie- bzw. Stromproduktion hinzubekommen.

Noch ein Hinweis: Wenn der Wasserstoff-Einsatz so stark öffentlich gefördert werden soll und die Elektrolyse-Anlagen von der Allgemeinheit bezahlt werden, müssen sie mindestens anteilig auch öffentlich beteiligt und betrieben werden. Sonst sind das Milliardengeschenke an die Wirtschaft und Konzerne, die sich den technologischen Umstieg durch Steuergelder bezahlen lassen.

Fazit: Wir finden als KPÖ, dass eine rein technologische Herangehensweise bei diesem Thema zu kurz greift. Sie bringt uns beim Klimaschutz nicht weiter. Wir brauchen eine kritische Debatte über Wasserstoff und dann kommen wir auch zu Entscheidungen, unter welchen Rahmenbedingungen und z.B. in welchen Bereichen der Industrie Wasserstoff sinnvoll eingesetzt werden kann. Für uns ist eine sozial-ökologische Transformation der Industrie einfach mehr als nur der Austausch und Einsatz von bestimmten Technologien. Wir enthalten uns deshalb hier und beim nächsten Antrag der eine ähnliche Stoßrichtung aufweist und sich konkret um die Dekarbonisierung der Stahlproduktion mit Schwerpunkt Wasserstoff dreht. Wir brauchen mehr als nur einen Technologiewandel! Wir brauchen einen sozial-ökologischen Wandel des Lebens, der Industrie, der Produktion!

Siehe auch: Klimawandel, Digitalisierung - Transformation in der Industrie sozial gestalten https://ooe.kpoe.at/article.php/20191207152555449

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