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Kritische Anmerkungen zur Med-Fakultät

  • Donnerstag, 4. Juli 2013 @ 22:00
Linz Stellungnahme von KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn zur Med-Fakultät in Linz bei der Gemeinderatssitzung am 4.7.2013.

Zu diesem Antrag möchte ich festhalten, dass ich selbstverständlich die Gendermedizin befürworte, mich allerdings aus grundsätzlichen Bedenken zur gegenwärtig hochgejubelten medizinischen Fakultät in Linz der Stimme enthalten werde.

Wir haben seit 2006 eine intensive Kampagne der OÖN und der Landtagsparteien für eine Medizinuni bzw. eine medizinische Fakultät an der Uni Linz erlebt, die beim Gipfel am 23. April 2013 auch die Bundesregierung überzeugt hat.

Die Argumente dafür sind, von einer unübersehbaren Prestigesucht abgesehen, nicht überzeugend und man sollte die kritischen Stimmen zu diesem Projekt nicht so einfach ignorieren.

Da wird etwa mit dem Ärztemangel argumentiert. Aber was bringt eine Med-Fakultät in Linz wenn dann so wie von den anderen Medunis auch aus Linz immer mehr Absolventen ins Ausland gehen weil sie dort bessere Bedingungen vorfinden.

Es geht doch vielmehr darum, sich mit den strukturellen Problemen, warum so viele ausgebildete Ärzte und Ärztinnen ins Ausland gehen, beginnend bei der Ausbildung bis zum antiquierten System der TurnusärztInnen, auseinanderzusetzen.

OÖN-Chefredakteur Mandlbauer hat Anfang Mai in einem recht offenherzigen Kommentar einige Aspekte dargelegt welche die Kampagne unter einem anderen Licht zeigen. Etwa dass es „einer Reihe von hier ansässigen Ärzten auch um einen ganz egoistischen persönlichen Ansatz, nämlich um die Aussicht auf eine Professorenstelle und dem damit verbundenen Status“ geht und das „Liebäugeln mit solchen Karrieremöglichkeiten zeitig begonnen“ hat.

Noch viel stärker aber wiegt, dass diese Einrichtung vor allem der Forschungstätigkeit für diverse Pharmakonzerne dienen soll, also einmal mehr die Wirtschaft über die Wissenschaft und der Profit über die Freiheit der Lehre und Forschung bestimmen soll. Und Uni-Rektor Hagelauer ist mit seinen als exzellent gelobten Kontakten zu den deutschen Medizintechnik-Konzernen dafür wohl der richtige Mann.

Der Jubel über die Medizin-Fakultät verdeckt auch die finanziellen Konsequenzen. Dazu wurde am 2. Juli eine Einigung erzielt, wobei Land und Gemeinden bis 2042 insgesamt 225 Millionen Euro übernehmen wollen. Der Bürgermeister hat beim Politiker-Gruppenfoto ja nicht wirklich erfreut dreingeschaut. Ich frage daher, welche Zahlungen kommen auf die finanziell ohnehin angeschlagene Stadt Linz zu?

Einen positiven Aspekt könnte die künftige Meduni in Linz allerdings schon haben, wenn nämlich die Bundesregierung hohe Mittel für Aufbau und Betrieb für dieses Prestigeprojekt zusagt, dass dann kein Geld mehr für ein anderes Prestigeprojekt, nämlich den Westring vorhanden ist.

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