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Sich der Diskussion über Jahn und Stelzhamer stellen

  • Donnerstag, 1. Juli 2010 @ 23:00
Linz Bild: „Dichterfürst“ Stelzhamer mit Clown am 1. Mai 2010 im Linzer Volksgarten

KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn zur Neugestaltung des Volksgartens bei der Gemeinderatssitzung am 1.7.2010.

Die bauliche Neugestaltung des Volksgartens und dessen Erhaltung als Grünfläche und Erholungszone in der Innenstadt ist eine Sache, die Intention des Antrag ist freilich eine politische, etwa wenn ausdrücklich auf die Denkmäler für Friedrich Ludwig Jahn und Franz Stelzhamer verwiesen wird. Aus kritischer Geschichtsbetrachtung handelt es sich dabei allerdings um zwei ausgesprochene politische Schandflecke, betrachtet man die Biographie der beiden Herren etwas genauer.

So hat Jahn „Juden und Pfaffen“, aber auch „Polen und Franzosen“ für „Deutschlands Unglück“ gehalten. Er forderte die „Verbannung jeder Ausländerei“, ja selbst die „Ausmerzung“ nicht-deutscher Vornamen“. Jahn trat nach dem Motto „Je reiner ein Volk, desto besser, je vermischter, je bandenmäßiger“ für Rassereinheit ein, idealisierte das „deutsche Wesen“ und war von wildem, überspitzten Hass gegen alles „Welsche“ erfüllt.

Von ihm inspiriert verbrannten Burschenschafter 1817 die ersten „undeutschen“ Bücher. Seine Losung „Ein Volk, ein Reich“ wurde von den Nazis passend um „ein Führer“ ergänzt. Jahn als „eigenwilligen Charakter“ zu verharmlosen wie es der Turnerbund bei seinem „Turnvater“ tut geht daher völlig an der Brisanz seiner Positionen vorbei.

Ähnlich der gerne als „lustige Franzl aus Piesenham“ dargestellte Stelzhamer, für den Welsche, Slawen, Zigeuner, Windische und natürlich Juden ein klares Feindbild waren. Es ist ein Verdienst des Schriftstellers und Historikers Ludwig Laher auf diese dunkle Seite Stelzhamers aufmerksam und damit einen Anstoß für eine höchst notwendige Debatte über dessen rabiaten Antisemitismus gemacht zu haben. Nachzulesen für alle die es nicht glauben wollen in „Linz.Randgeschichten“.

Sowohl Jahn als auch Stelzhamer waren Exponenten einer exzessiver Fremdenfeindlichkeit und eines wilden Antisemitismus. Vor allem Stelzhamer vertrat einen auch über die für die damalige Zeit weit hinausgehenden biologischen Antisemitismus, der Juden als Ungeziefer, ergo als zu vernichten darstellte.

Was immer bei der Neugestaltung des Volksgartens geschieht, dieser Aspekt muss dabei mitberücksichtigt werden. Es gab im Gemeinderat durch Anträge der Grünen schon mehrmals Debatten über Jahn, ohne dass diese zumindest mit einer kritischen Aufarbeitung etwa durch das Stadtarchiv und Überlegungen wie mit nach ihm benannten Einrichtungen umgegangen werden soll geführt hätte. Gleiches gilt auch für Stelzhamer. Die Neugestaltung des Volksgartens wäre Anlaß sich dieser Diskussion zu stellen. Da dem vorliegenden Antrag jegliches Problembewußtsein dafür fehlt, lehne ich ihn ab.

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