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Den Anspruch der Kulturstadt ernst nehmen

  • Donnerstag, 17. Dezember 2009 @ 21:53
Linz Beitrag von KPÖ-Gemeinderätin Magª Gerlinde Grünn zum Kapitel Kultur in der Spezialdebatte des Linzer Gemeinderates am 17. Dezember 2009 zum Voranschlag 2010.

Werte Damen und Herren, ganz eng verbunden mit der Frage, wer den öffentlichen Raum nutzen darf, ist jene, wer den öffentlichen Raum bespielen darf. Ich rede hier von der Kulturpolitik und natürlich darüber, welche Folgen das Kulturhauptstadtjahr Linz09 für das kulturelle Leben der Stadt hat.

Mich interessieren dabei nicht irgendwelche Nächtigungszahlen und Besucherstatistiken, sondern vor allem die Frage, wie es um die Lebensbedingungen der KünstlerInnen und der Kulturschaffenden hierorts bestellt ist. Dass sich Linz heute den Orden einer Kulturstadt anheften darf, hat meines Erachtens weniger mit den großen Männern, die in den Geschichtsbüchern vorkommen zu tun, vielmehr mit den zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern und den unzähligen KulturarbeiterInnen zu tun, die hier ihre Arbeit leisten, manchmal in Fokus der medialen Berichterstattung, oftmals auch abseits der Wahrnehmung der Mainstreammedien.

Und die sind, wie so oft, nicht hauptsächlich in den großen Institutionen der Kunst und der Kultur beheimatet, sondern in den Vereinen und Initiativen der so genannten freien Szene. Und diese Leute arbeiten unter Bedingungen, die einer Kulturstadt Hohn sprechen. Prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen sind hier überproportional oft zu finden um nur ein Beispiel zu nennen.

Linz verfügt zwar über einen Kulturentwicklungsplan, aber wie es scheint ist dieser das Papier nicht wert, auf das er gedruckt ist. Linz09 hat das Übrige dazugetan, dass Kulturpolitik ist erster Linie die Veranstaltung von Spektakel und Maßnahmen zu Stadtbehübschung bedeuten.

Ich darf den Theatermann Harald Gebhartl vom Phönix zitieren: „Linz09 war eine Baumeisterfest, eine Touristenmesse, ein bisserl Höhenrausch mit zuwenig Einbindung heimischer Künstler, maximale Geldverschwendung, große Abzocke ohne Nachhaltigkeit und viel Lärm um nichts.“

Er bringt auf den Punkt, dass die Kultur und die Kunst allein als Standortfaktor in einer neoliberalen Städtekonkurrenz gesehen werden. Ich darf hier nur ein Beispiel nennen, wie die kulturelle Zukunft der Stadt aussieht: Uns liegt eine Beschlussvorlage eines Wirtschaftsplanes der Museen der Stadt Linz vor. Im Vergleich zu 09 haben diese nächstes Jahr statt 2,179 Millionen Einnahmen nur mit 760.000 Euro zu rechnen. Man mag sagen, dass 09 ein besonderes Jahr war, aber auch im Vergleich zu 2008 sind die Einnahmen um mehr als 25 Prozent geringer. Mir stellt sich da die Frage, wenn schon die eigenen städtischen Häuser mit derartigen Einbußen zu rechnen haben, wie wird es da der freien Szene gehen? Wie es scheint, nicht gerade rosig.

In diesem Zusammenhang darf ich auf ein Dokument der freien Szene verweisen, Es nennt sich Kulturstadt Linz: Notwendige Maßnahmen aus Sicht der freien Szene. Im ihm sind in zehn Kapiteln Maßnahmen formuliert, die eine nachhaltige kulturelle Weiterentwicklung der Stadt ermöglichen sollen, abseits von Spektakel und Standortkonkurrenz. Ich denke, wir sollten dieses Papier ernst nehmen, denn wenn die freie Szene vor die Hunde geht, dann kann es passieren, dass Linz das Mäntelchen Kulturstadt wieder ablegen muss.

Es gilt das gesprochene Wort.

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