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Geheimniskrämerei um Energieabschaltungen in Linz

  • Mittwoch, 12. Dezember 2012 @ 08:00
Linz „Steigende Energiekosten werden zur existenziellen Bedrohung für armutsbetroffene Menschen“, warnt jetzt die SPÖ-nahe Volkshilfe vor der „Schuldenfalle Energierechnung“. Volkshilfe-Präsident Josef Weidenholzer bezeichnet dies als „einen unerträglichen Zustand" und fordert ein „Grundrecht auf Energie“.

Armutsbetroffene Haushalte zahlen laut Volkshilfe nicht nur zwischen 30 und 40 Prozent mehr für die Energie als vergleichbare "normale" Haushalte, in Österreich haben bereits 447.000 Menschen Zahlungsrückstände bei laufenden Wohnkosten. Und im Vergleich zum Vorjahr müssen die Menschen in Österreich für Energie um 6,1 Prozent mehr bezahlen.

Sozial benachteiligte Haushalte stehen unter besonders großem finanziellen Druck. Grund dafür sind Zusatzkosten wie Mahnspesen oder die Kosten für das Ab- und Einschalten von Strom beziehungsweise Gas. In Summe zahlt ein sozial benachteiligter Haushalt mit einem monatlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh bis zu 200 Euro mehr als ein "normaler" Haushalt. Die Situation hat sich soweit verschärft, dass heute 313.000 Menschen in Österreich in ihren Wohnungen frieren.

Und für die knapp 200.000 MindestsicherungsbezieherInnen in Österreich ist die Situation besonders drastisch. Denn von dem Grundbetrag von 580 Euro, der für den Lebensunterhalt vorgesehen ist, müssen nicht nur immer teurere Nahrungsmittel gekauft, sondern auch die steigenden Energiekosten beglichen werden.

Für die Manager der Energieversorgungsunternehmen sind die täglichen Tragödien einer kalten und finsteren Wohnung freilich meist nur Zahlenspielereien, wie eine Stellungnahme des für Strom und Gas zuständigen Vorstandsdirektors der städtischen Linz AG, Wolfgang Dopf, zeigt.

Die Linzer KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn hatte Dopf ersucht Auskunft über die Zahl der Abschaltung der Strom-, Gas- oder Fernwärmeversorgung bzw. deren Entwicklung in den letzten drei Jahren im Versorgungsbereich der Linz Strom GmbH im Stadtgebiet von Linz zu geben. Ebenso wollte sie wissen, welche präventiven Maßnahmen seitens der Linz AG zur Verhinderung solcher Abschaltungen entwickelt werden.

„In den letzten Jahren ist das Thema Energiearmut immer aktueller geworden, weil immer mehr Haushalte, vor allem bedingt durch steigende Energiepreise, Schwierigkeiten haben ihre Energierechnungen zu bezahlen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Problematik der Abschaltung der Strom-, Gas- bzw. Fernwärmeversorgung infolge von Zahlungsunfähigkeit von Organisationen wie der Armutskonferenz oder der Arbeiterkammer verstärkt aufgegriffen. Ich habe bereits mit einer Anfrage an Bgm. Dobusch am 3.12.2009 sowie an VBgm. Luger am 8.3.2012 die Thematik von Energiearmut bzw. solcher Abschaltungen aufgegriffen. In der Beantwortung wurde jedoch mitgeteilt, dass der Stadt keine Zahlen über den Umfang solcher Abschaltungen vorliegen“, so Grünn in ihrem Schreiben.

Nunmehr teilte Vorstandsdirektor Dopf mit „über die Anzahl an erfolgten Abschaltungen aufgrund von Nichtzahlung geben wir keine detaillierten Zahlen bekannt“, beteuerte jedoch, dass die Anzahl „in der Größenordnung deutlich kleiner 1 % der Kundenanzahl liegt, am niedrigsten beim Produkt Erdgas“. Die Geheimniskrämerei über die Zahlen der Energieabschaltungen hat also nicht nur bei den Stadtpolitikern Dobusch und Luger Methode, sondern auch bei der Linz AG.

Zu den Präventionsmaßnahmen teilte Dopf mit, dass Abschaltungen „nie ohne vorherigen mehrfachen Kontakt“ und als „absolut letzte Maßnahme“ erfolgen. Weiters dass in der Weihnachtszeit die „Abschaltung von Kundenanlagen von uns ausgesetzt wird“ und üblicherweise Ratenzahlungsvereinbarungen oder die Installation von Prepayment-Zählern vereinbart wird. Und schließlich, dass das Unternehmen „mit Energieabschaltungen äußerst sorgfältig“ umgeht, es aber „leider erforderlich ist, bei nachhaltiger Nichtvergütung unserer Dienstleistung diese einstellen zu müssen“. Soweit so gut oder für die Betroffenen auch so schlecht.

Wie Dopf auch mitteilte versorgt die Linz AG rund 190.000 Haushalte (davon etwa die Hälfte im Linzer Stadtgebiet) mit Strom, weiters rund 60.000 mit Erdgas und ebenfalls etwa 60.000 mit Fernwärme. Nimmt man die angegebenen „kleiner 1 % der Kundenanzahl“ so ergibt das bei den genannten insgesamt 310.000 Haushalten immerhin ein Volumen von bis zu 3.100 Energieabschaltungen im Versorgungsgebiet der Linz AG und das ist wiederum gar nicht so wenig.

Denn wer konkret von einer Abschaltung von Strom, Gas oder Fernwärme betroffen ist wird das nicht als bloße Zahlenspielerei sehen, wenn die Wohnung dann kalt und finster wird. Und einer wirksamen Bekämpfung der wachsenden Energienot ist mit solchen Geheimniskrämereien auch nicht gedient.

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