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Radlobby an Politik: Radverkehrspotenzial in OÖ wird nach wie vor total unterschätzt!

  • Mittwoch, 16. November 2016 @ 08:10
Verkehr Vor 2 Jahren herrschte in der oö. Radpolitik noch Aufbruchsstimmung:
Der damalige Referent LH-Stv. Franz Hiesl kündigte 2014 stolz ein Hauptradroutenkonzept im Großraum Linz an. Im April 2015 präsentierte er mit Frau LAbg. Ulrike Schwarz dann ein "OÖ Landesradverkehrskonzept 2015-2025" und der OÖ Landtag beschloss einstimmig die Verdoppelung des Radverkehrsanteils auf 10% bis 2021. Die Hoffnung kam auf, dass der Alltagsradverkehr in OÖ endlich aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird.

Seit einem Jahr ist nun mit LR Mag. Günther Steinkellner eine neue politische Zuständigkeit gegeben: Was den Radverkehr betrifft, herrscht seither Stillstand. Die vom Vorgänger angedachte OÖ Radoffensive wurde auf ein Minimum zurückgefahren und das bereits fertige Radverkehrskonzept wurde ersatzlos in die Schublade verbannt.
Für die geplanten "Hauptradrouten" nach Linz gibt es weder Zeitpläne noch Budget. Ganz allgemein werden bei Bauvorhaben von Radinfrastruktur allgemein gültige Minimalstandards plötzlich in Frage gestellt und unterschritten.

LR Mag. Günther Steinkellner iniitierte zur Lösung des Verkehrschaos eine "Expertenrunde Verkehr", allerdings kommt der Radverkehr dort nicht einmal mehr vor. Die Automobilclubs sind in der Expertenrunde aktiv eingebunden, die Radverkehrsvertretung jedoch nicht!
Bewusstseinsbildende Maßnahmen sind völlig verschwunden und im Einjahresbericht von LR Steinkellner kommt der Radverkehr gar nicht vor.

"Welche niedrige Priorität LR Steinkellner und OÖ Verkehrsplanung dem Radverkehr beimessen, zeigt sich daran, dass Alternativen zum Radfahrverbot in der Baustellenphase der Steyregger Brücke nicht einmal diskutiert wurden und der Dialog zum Radwegausbau lange Zeit verweigert wurde", sagt Gerhard Fischer, Sprecher der Radlobby Steyregg und Radverkehrsbeauftragter der Stadtgemeinde. "Der als großzügiger Ausbau präsentierte Geh- und Radweg auf der Brücke erweist sich bei genauerer Betrachtung als absolute Sparvariante, welche lt. Experten der TU-Wien nicht einmal den Mindestempfehlungen der gültigen Richtlinien entspricht. Wir fordern daher auch einen radfahrtauglichen Ausbau der zweiten Seite auf der Brücke!" betont Gerhard Fischer. Ein vor kurzem dazu von LR Steinkellner organisierter Lokalaugenschein mit Vertretern aller OÖ Landtagsfraktionen, Verkehrsplanung und Radlobby OÖ zeigte in einer lebhaften Diskussion mögliche Lösungen auf - dies könnte der erste Schritt in die richtige Richtung sein.

Leider scheint die Devise bisher zu sein "Alles Geld dem Straßenbau, so wenig wie nur möglich dem Alltagsradverkehr!", wenn man das vergangene Jahr betrachtet: Inkl. Ausgaben über die ASFINAG werden fast 500 Mio. EUR für den Straßenbau in OÖ aufgewendet, hingegen beträgt das jährliche OÖ Radverkehrsbudget nur 1,5 Mio. EUR!

Trotz der jahrelangen Sperre der wichtigen Eisenbahnbrücke und der monatelangen Sperre der Steyregger Brücke finden kurzfristig mögliche, sicherheits- und attraktivitätssteigernde Maßnahmen für den Radverkehr nicht statt. Solche Maßnahmen würden durch Steigerung des Radverkehrs auch maßgeblich zur Stauentschärfung beitragen können, wie die Radlobby OÖ anhand der Vorschläge für die Linzer Nibelungenbrücke aufzeigte. Ersatzmaßnahmen für den Autoverkehr hingegen, wie z.B. das Verlängern der Schrankenöffnungszeit in der Linzer Rudolfstraße, werden von LR Steinkellner kurzfristigst angeordnet und umgesetzt. Und selbst völlig undurchdachte Lösungen, wie die Öffnung des Kraftwerks Abwinden-Asten für den Autoverkehr, werden in die Staudiskussion eingebracht. Die Brückenkonstruktion ist dort absolut nicht für den intensiven Autoverkehr ausgelegt - Millionenschäden am Kraftwerk wären zu befürchten. Nebenbei würde dann der Radverkehr dort aufgrund der baulichen Enge aus Sicherheitsgründen stark eingeschränkt bzw. vermutlich überhaupt verboten werden.

Das Potenzial des Alltagsradverkehrs wird in OÖ leider weiter von vielen Seiten ignoriert. In der Staudiskussion ist der Radverkehr nicht existent, obwohl bekannt ist, dass es beim Autoverkehr nach wie vor einen großen Anteil an kurzen bis sehr kurzen Wegen gibt: Bei entsprechender Attraktivität und Sicherheit der Radinfrastruktur würde hier viele Menschen das Auto stehenlassen und öfter mal das Rad nehmen.

Es sind alle politischen Kräfte dazu aufgerufen, in einem gemeinsamen Schulterschluss nach Lösungen zu suchen und die beschlossene Steigerung des Radverkehrsanteils in OÖ auf 10% bis 2021 auch umzusetzen. Die spürbare Ausgrenzung des Radverkehrs muss endlich beendet werden. Das Radverkehrspotential ist als Teil der Lösung des herrschenden Verkehrschaos miteinzubeziehen!

Quelle und Info: ooe.radlobbby.at

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