Willkommen bei KPÖ Oberösterreich 

Andreas Heissl (KPÖ): "Jede Arbeit muss entlohnt werden"

  • Dienstag, 24. September 2013 @ 17:48
Wahlen LINZ. Serie Oberösterreichs Jungpolitiker: Andreas Heissl (30) spricht im nachrichten.at-Interview darüber, warum er seine Partei gerne umbenennen würde, er keine Revolution anstrebt, aber sich eine "Umverteilung von oben nach unten" wünscht.

nachrichten.at: Wann und warum hast du* dich entschlossen, dich politisch zu engagieren? (*Wir haben uns mit den jungen Kandidaten auf das Du in der Anrede geeinigt.)

Heissl: Das war bei der Initiative „Linz braucht keine Stadtwache“, vor etwa zwei Jahren. Da habe ich viele Politiker von der KPÖ und auch von den Grünen kennengelernt. Nach mehreren Gesprächen ist mir dann klar geworden, dass ich mich bei der KPÖ sehr wohlfühle, weil wir ähnliche Ansichten und Interessen haben. Man hat ja oft das Gefühl, man ist machtlos. Das politische Handeln in dieser Bürgerinitiative hat mir dann deshalb so viel Spaß gemacht, weil ich bemerkt habe, dass sich doch etwas bewegt. Auch wenn wir die Stadtwache nicht verhindert haben, gab es doch sehr starke mediale Resonanz auf unsere Initiative und das Thema ist dann auch in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert worden.

Seit wann bist du Parteimitglied?

Parteimitglied bin ich seit 1,5 Jahren. An Großprojekten habe ich bisher bei „Freie Fahrt für Öffentliche Verkehrsmittel“ mitgearbeitet. Das ist ein großes Anliegen von mir. Besonders in Oberösterreich ist das eine der Hauptforderungen der KPÖ.

Was ist euer Hauptargument für den gratis Öffi-Verkehr?

Wir müssen weg vom Individualverkehr. Vor allem im innerstädtischen Bereich ist es einfach irgendwann nicht mehr möglich, dass jeder mit dem eigenen Auto unterwegs ist. Das geht sich nicht mehr aus. Außerdem wird die Luft verpestet und die Straßen sind verstopft. Wir müssen schön langsam auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Da gehören natürlich Anreize geschaffen. Erstens: Freie Fahrt. Und zweitens muss der öffentliche Verkehr ausgebaut werden. Gerade in Linz ist der ja eine Katastrophe. Die Leute sollen einfach lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollen, weil das Angebot attraktiv genug ist.

Wie haben deine Freunde und Familie reagiert, als sie erfahren haben, dass du in die KPÖ eingetreten bist?

Eigentlich gab es da nur positive Resonanz. Ich habe auch vorher schon Leute von der KPÖ gekannt. In meinem Freundeskreis und in meiner Familie ist zum Glück bekannt, dass die KPÖ nicht den Sowjet-Kommunismus vertritt, sondern eben die einzige linke Alternative in Österreich ist. Ich habe eigentlich viel Zuspruch erfahren.

Inwiefern ist deiner Meinung nach der Name „Kommunistische Partei“ noch angebracht? Du bezeichnest die Partei ja selbst als die „linke Alternative“. Würde ein anderer Name – vielleicht nach deutschem Vorbild „Die Linke“ – besser passen?

Der Name passt insofern, als die meisten Parteimitglieder Kommunistinnen und Kommunisten sind. In Deutschland ist die „Linke“ ja ein Zusammenschluss aus vielen linken Kleinparteien. Das haben wir in Österreich leider noch nicht. Das ist ein schwieriges Thema, das bei jeder KPÖ-Sitzung diskutiert wird. Noch fehlt die breite Akzeptanz in der Partei. Es gibt zwei Lösungen für dieses Problem. Entweder, man ändert den Namen. Oder man bringt dieses Sowjet-Gespenst aus den Köpfen der Menschen, was vielleicht ein bisschen schwieriger ist. Kommunismus ist ja an und für sich nichts Schlechtes. Er ist nur schlecht ausgeführt worden.

Selbstkritik tut gut. Nenne deinen größten Kritikpunkt: Warum würdest du deine Partei nicht wählen?

Mir persönlich wäre ein anderer Name lieber. Ich glaube, dass wir so mehr Leute ansprechen könnten und mehr Erfolg hätten. Das würde ich mir sehr wünschen für die Partei.

Ist dein persönliches Ziel eine „kommunistische Revolution“ oder möchtest du im bestehenden System mitbestimmen?

Realistisch gesehen ist eine kommunistische Revolution sehr weit weg. Wir sind alle Demokraten. Wir sind für freie Wahlen und wollen kein kommunistisches Regime. In diesem Parlament ist es einfach wichtig, dass die KPÖ-Argumente auch vertreten werden.

Was sagst du Leuten, die zwar die Ansichten der KPÖ teilen, eine KPÖ-Stimme aber als verlorene Stimme betrachten, weil die Partei einfach zu klein ist?

Da kann man nur sagen: „Wählt uns!“ Wenn es jeder tun würde, der so denkt, würde die KPÖ längst im Parlament sitzen. Wir haben den höchsten Anteil an Wechselwählern und Wechselwählerinnen. Viele entscheiden sich oft für die Grünen oder für die SPÖ, um das größere Übel zu verhindern. Wenn diese Leute alle KPÖ wählen würden, würde sich ein Einzug in den Nationalrat längst ausgehen.

Was tut deine Partei für die Jugend?

Das wichtigste ist, dass Jugendliche, die nach einer Lehre keinen Job finden, eine Mindestsicherung bekommen und nicht auf der Straße stehen. Es gibt viele Personen, vor allem Migrantinnen und Migranten, die bei der jetzigen Regelung nicht berücksichtigt werden. Gratis Arbeit und unbezahlte freiwillige Jahre gehören abgeschafft. Für jede Arbeit soll es ein Entgelt geben. Wir treten auch für einen Mindestlohn von 10 Euro/Stunde netto ein.

Woher soll das Geld dafür kommen?

Wir wollen eine Umverteilung von oben nach unten. Das ist eines der Hauptanliegen der KPÖ. Die Reichen werden immer reicher, die Armen ärmer. Das sehen wir alle und wir tun nichts dagegen. Die Zahl der Millionäre steigt. Eigentlich ist doch genug für alle da! Egal, ob es um Geld oder Waren geht: Es ist genug für alle auf der Welt da, das ist nur eine Frage der Umverteilung. Von unten nach oben findet die ja ständig statt. Die Finanzkrise wäre eigentlich eine große Chance gewesen, die aber leider nicht genützt wurde. Es wird immer noch so weitergemacht. Das war auch für mich der Punkt, wo ich gesagt habe: „Jetzt reicht’s! Ich mag da nicht mehr zuschauen. Es gehört etwas geändert.“

Was antwortest du Leuten, die Angst haben, dass ihnen durch eine solche „Umverteilung“ etwas weggenommen werden könnte, wofür sie hart gearbeitet haben?

Prinzipiell sollte man natürlich den Leuten etwas wegnehmen, denen es nicht weh tut. Da ist dann die Frage, wo man die Grenze zu den „Superreichen“ zieht. Man sollte nicht beim Mittelstand sparen, bei den Leuten, die wirklich hart arbeiten und ihr Erspartes dann investieren, sondern bei den Superreichen, die immer mehr Kapital anhäufen.

Gerade im Kulturbereich, wo du ja auch tätig bist, arbeiten viele Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Was sind die Hauptforderungen der KPÖ im Bereich der Kulturpolitik?

Hier ist unsere wichtigste Forderung die nach mehr Geld für die freie Szene. Die Leute sollen die Kultur selbst mitgestalten können. Wir brauchen kein Musiktheater mit einem vorgesetzten Programm, das Millionen verschlingt. Ich denke, dass die freie Szene besser agieren würde und mehr Kunst und Kultur fördern würde. Und das sogar kostengünstiger als so ein riesiger Theaterbau. Es gibt genug leerstehende Gebäude, die für solche Zwecke genutzt werden könnten. Man sollte die Leute in Kunst und Kultur einfach arbeiten lassen und auch entsprechend entlohnen.

Was entgegnest du jemanden, der meint, ein junger Mensch könne aufgrund der fehlenden Lebenserfahrung kein guter Politiker sein?

Ich glaube, dass man als junger Mensch schon mitbestimmen kann und auch soll. Meine Generation, die um die Dreißigjährigen, ist eigentlich gerade die wirtschaftstreibende Kraft. Wir wissen, wie es in der Arbeitswelt derzeit ausschaut. Die Politiker und Politikerinnen, die 50, 60 oder 70 Jahre alt sind, sind anders aufgewachsen als wir. Und das macht doch einen Unterschied.

Thema Politikverdrossenheit: Wie willst du bei Jugendlichen/Gleichaltrigen das Interesse für Politik und den Glauben in die Politik (wieder) wecken und wie motivierst du sie, wählen zu gehen?

Wenn man seine Stimme bei den Wahlen vergeudet, darf man sich danach nicht darüber aufregen, dass etwas falsch läuft.

Hast du politische Vorbilder und warum?

Nein, eigentlich nicht. Wir sind alle Einzelpersonen, jeder hat seine eigene Meinung und jeder will seinen Teil dazu beitragen, dass es besser wird. Ich habe keine großen Vorbilder.

Wann hast du Mirko Messner (Anm.: Spitzenkandidat der KPÖ) zuletzt persönlich getroffen?

Zuletzt bei einer Vorwahlbesprechung, bei der er in Linz war. Ich habe leider nur selten die Gelegenheit, ihn zu treffen, weil er ja in Wien wohnt und ich in Linz bin. Im Zuge seiner Bundesländertour habe ich ihn kennengelernt. Bei einer Diskussionsrunde habe ich auch mit ihm diskutiert, hauptsächlich über parteiinterne Themen. Er ist ein offener Mensch und sehr diskussionsfreudig, was mir sehr gefällt. Er nimmt sich viel Zeit. Sympathisch fand ich, dass er mit dem Zug von Wien angereist ist. Leider wurde dann die Zeit knapp, weil er seinen letzten Zug erwischen musste.

Warum soll ich gerade dich wählen? Nenne mir drei Gründe. Welche Chancen rechnest du dir wirklich aus?

Mein Ziel ist vorwiegend, dass die Partei in den Nationalrat kommt. Ich kenne die Leute, die vor mir auf der Liste stehen und vertraue ihnen voll und ganz. Ich weiß, dass sie dieselbe Meinung wie ich vertreten, daher ist es mir eigentlich egal, wer von uns gewählt wird. Ich habe – noch – keine Ambitionen, in den Nationalrat zu gehen.

Beende folgenden Satz: Wenn ich Bundeskanzler wäre, würde ich nicht ….

Ich würde niemanden mehr diskriminieren. Ich würde jede Form der Geschlechter- oder Herkunftsdiskriminierung in diesem Land beenden. Wir sind alle mit den gleichen Rechten geboren worden, egal, wo jemand herkommt, welches Geschlecht oder welche sexuelle Orientierung er oder sie hat. Frauen müssen endlich dasselbe verdienen wie Männer, wenn sie in denselben Positionen arbeiten. Ausländer, die bei uns ihren Lebensmittelpunkt haben, gehören nicht in Asylheime gesteckt, sondern brauchen eine Arbeitsbewilligung, damit sie ihren Beitrag leisten können.

Welches Buch liegt geraden auf deinem Nachtkasterl?

Ich lese gerade Chasm City, das ist ein Science Fiction Roman. Ich bin großer Science Fiction-Fan. Mir taugt dieser Blick in die Zukunft und darauf, wie gesellschaftliche Entwicklungen passieren könnten. Da gibt es sehr viele kluge und interessante Ansätze.

Wo siehst du dich in zehn Jahren? Was sind deine politischen Ziele?

Ich möchte auf kommunaler Ebene weiterarbeiten. Ich mag Linz sehr gerne und mich interessiert die Stadtpolitik. Ich würde sehr gerne sehr viel für diese Stadt tun.

Steckbrief: Andreas Heissl (*1983 in Linz), arbeitet in der Stadtwerkstatt Linz in der Veranstaltungsorganisation. Durch die Bürgerinitiative "Linz braucht keine Stadtwache" kam er vor zwei Jahren zur Politik. Seit 1,5 Jahren ist er Mitglied der KPÖ.

Quelle: http://www.nachrichten.at/nachrichten...83,1199616
Foto: wiha

Themen