Willkommen bei KPÖ Oberösterreich 

KPÖ: Stahlstadtkind will lästige Fragen stellen

  • Montag, 31. August 2009 @ 15:30
Wahlen LINZ. Nur mehr wenige Tage, dann wird der Gemeinderat gewählt. Im Rahmen unserer Interviewserie stellen wir den Linzern die Spitzenkandidaten vor. Heute: KPÖ-Kandidatin Gerlinde Grünn im Gespräch mit Linzerleben.at-Redakteur Paul Frühauf.

Wozu braucht Linz Kommunisten im Gemeinderat?
Weil es keine linke, soziale und feministische Partei im Gemeinderat gibt. Daher ist es höchste Zeit für die Kommunisten. 2003 haben wir den Einzug um nur 33 Stimmen verpasst. Diesmal brauchen wir ziemlich genau 2010 Stimmen für ein Mandat und das sollte sich ausgehen.

Ihr Wahlversprechen ist, lästige Fragen im Gemeinderat zu stellen. Doch die KPÖ will doch mehr sein als nur ein Störfaktor, oder?
Unsere Vorstellungen stehen im Wahlprogramm. Wir kämpfen vor allem für eine Energie-Grundsicherung, damit im Winter niemandem Strom und Gas abgedreht werden. Wir haben auch konstruktive Lösungen im öffentlichen Verkehr anzubieten. Prinzipiell sind wir für alles, das dem öffentlichen Verkehr, den Fußgehern und Radfahrern zugute kommt. Wir sind für eine Freifahrt im öffentlichen Verkehr. Im Moment ärgert mich der Sommerfahrplan der Linz AG. Obwohl keine Schüler unterwegs sind, bemerke ich keine Entlastung. Die Taktung wurde ausgedünnt. Das sollte man sich sparen.

Wenngleich ja der Gemeinderat operativ keinen Einfluss auf die Linz AG hat...
Die KPÖ ist gegen jede Veräußerung von öffentlichem Eigentum. Wir wollen, dass der Gemeinderat diesen Einfluss wieder bekommt.

Sind linke Inhalte eigentlich schwerer zu kommunizieren als rechte?
Die linke Weltsicht zieht sich nicht auf einfache Lösungen zurück. Wir brauchen keine Sündenböcke. Wir lassen alle Menschen partizipieren und möchten so Lösungen mit mehr Gemein- als Eigennutz finden. Das ist natürlich nicht so leicht zu kommunizieren. Aber die Sündenbock-Theorie ist so alt wie die Menschheit und hat schon sehr viele Opfer gefordert.

Die rechten Parteien können sich aber über regen Zuspruch freuen. Viele Unzufriedene tendieren eher zu FPÖ und BZÖ als zur KPÖ.
Ich denke, das muss man aushalten. Unsere Wähler fühlen sich der linken kritischen Opposition zugehörig. Wir sprechen Leute an, die gemeinnützig vor eigennützig stellen. Ausgrenzung wegen Hautfarbe und so weiter gibt es bei uns nicht. Die rechte Hegemonie, die es heute gibt, bietet nur einfache Lösungen. Da lassen sich die Menschen leider oft täuschen.

Sehen Sie sich eigentlich weiter links stehend als die FPÖ rechts?
Ich möchte mich solcher Vergleiche verwehren. Ich positioniere mich als Kommunistin, Feministin und Stahlstadtkind - meine Eltern sind wegen der Voest hierher gezogen. Ich fühle mich aber der Partei zugehörig.

Mehr für die Gemeinschaft - so also die Theorie. Lässt sich dieser Gedanke aber auch in die Praxis umsetzen? Anders gefragt: Zeigt uns nicht die Ära Stalin, dass kommunistische Ideen an der Wirklichkeit scheitern? Ich sehe, in ihrem Regal stehen jede Menge über diese Zeit.
Die KPÖ hat sich intensiv mit der stalinistischen Phase beschäftigt. Dieser Weg ist nicht der unsere. Dinge, die damals passiert sind, waren bürokratische Versuche die gescheitert sind. Damit haben wir nichts am Hut.

Auf den Plakaten der KPÖ sind keine Gesichter zu sehen. Werden heutzutage nicht eher Personen denn Parteien gewählt?
Richtig, es ist kein personenbezogener Stil. Das fällt auf und kommuniziert Offenheit und Humor. Die Plakate sind auch modern, obwohl sie natürlich Anleihen an Klassiker nehmen. Übel finde ich die Kampagne der ÖVP: Der Blick in die menschenleere Natur. Das heißt für mich auch Inhaltsleere.

Anders allerdings in Graz: Dort war ja Ernst Kaltenegger einer der Gründe für die Erfolge der KPÖ.
Die Geschichte der KPÖ in Graz ist eine andere, Kaltenegger hat sich seine Position erarbeitet. Er hat auch diese Breitenwirkung durch Arbeit erzielt. Persönlichkeit und hohe soziale Kompetenz sind kein Linkspopulismus. Ernst Kaltenegger war wegen seines persönlichen Umgangs so erfolgreich.

Angenommen, Sie würden Bürgermeisterin. Was würde in Linz anders?
Ein wesentliches Thema ist für mich die Stärkung der Fristenlösungsambulanz. Ich würde auch versuchen, den Westring zu Fall zu bringen. Und unter einer Bürgermeisterin Grünn würde es keine Subventionen mehr für Rechtsausleger wie den ÖTB [Österreichischer Turnerbund, Anm. d. Red.]oder RFJ [Ring freiheitlicher Jugend, Anm. d. Red.] geben.

Quelle: http://www.linzerleben.at/?p=10179

Themen