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Linzer Westring: Offener Brief an Bundesminister Faymann

  • Sonntag, 21. Januar 2007 @ 18:01
Verkehr Sehr geehrter Herr Minister Faymann!

Wir begrüßen die Festlegung der neuen Regierung, wonach die Baukosten der Straßeninfrastruktur massiv gesenkt werden müssen und dass gemäß europäischen Benchmarks sämtliche Projekte überprüft werden müssen. Wir sind sicher, dass ein Projekt wie die Westring-Transitautobahn, dessen Schätzkosten seit 1999 um 600 % (!) gestiegen sind, damit mit diesen von der Bundesregierung festgelegten Grundsätzen unvereinbar ist.

Die Problematik des Linzer Westringes - A26 - und dessen unverhältnismäßig hohe Kosten sind Ihnen sicher schon bekannt. Um die - mangels vorausschauenden Gesamtverkehrskonzeptes - von Lokalpolitikern versprochene 4. Donaubrücke nicht aus eigenen Mitteln finanzieren zu müssen, wurde vor einigen Jahren das Autobahn-Projekt A26 ins Leben gerufen. Die Basis dieses Projektes sind mehr als 30 Jahre alte Überlegungen für eine Stadtautobahn im westlichen Bereich von Linz (Leibrandplan aus den 70er Jahren)! Seit damals haben sich jedoch die Voraussetzungen und die Entwicklung des Umlandes wesentlich verändert. Es sind somit alle Planungsüberlegungen, die vor so langer Zeit gefasst wurden nicht mehr zeitgemäß und müssen zur Vermeidung von teuren Fehlplanungen vom Grund auf neu überdacht werden.

Der geplante Westring wird - wie jede Hochleistungsstrasse - das Verkehrsaufkommen in Linz und entlang der Rohrbacher Bundesstrasse weiter steigern. Durch das Tunnelsystem wird zusätzlich in Verbindung mit der S10 eine Nord-Süd Transitstrecke eröffnet. Verkehrsprobleme werden nicht gelöst sondern nur verschärft, denn die zehntausenden Autos und LKW bleiben nicht in den teuren und gefahrenträchtigen Tunnels, sondern gelangen über die Ausfahrten in die Stadt und weiter in Wohngebiete und Umlandgemeinden.

Der Systemnachteil des öffentlichen Verkehrs, nämlich die finanzielle und organisatorische Benachteiligung gegenüber dem Autoverkehr, wird durch den Bau des Westrings wesentlich vergrößert. Selbst teure Ausbaumaßnahmen im ÖV-Bereich könnten diesen Nachteil nicht mehr kompensieren. Schon die Prognos-Studie hat vor vielen Jahren den Bau einer Donaubrücke westlich vom Linzer Zentrum als kontraproduktiv für Bestrebungen bezeichnet, den Anteil des ÖV gegenüber dem motorisierten Individualverkehr zu erhöhen. Für einen ganzen Westring gilt das natürlich in verstärktem Ausmaß.

Die Linzer Luft ist schon heute ein Sanierungsfall. Linz gilt betreffend gesundheitschädlichen Feinstaub als Luftsanierungsgebiet und es kommt zu Grenzwertüberschreitungen bei Stickoxiden, einer Vorläufersubstanz des bodennahen Ozons. Viele Todesfälle und schwere Erkrankungen sind Ergebnis der Abgase. Ein weiterer Anstieg gesundheitsschädlicher Luftschadstoffe würde außerdem den geplanten Ausbau der voestalpine und damit Arbeitsplätze gefährden.

Auch die Einhaltung der Kyoto-Ziele würde damit in immer weitere Ferne rücken. Die Auswirkungen einer fehlenden Klimaschutzpolitik werden teilweise jetzt schon augenscheinlich. Es hilft nichts über die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels zu jammern sondern die Politik ist gefordert aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und endlich Maßnahmen und einen Strategiewandel einzuleiten.

Überdies drohen schwere Schäden im Naturschutzgebiet „Urfahrwänd", eine Zerstörung des unter Denkmalschutz stehenden Bergschlösslparks und der Donautal-Landschaft. Die Donaupforte prägt heute als eindrucksvolle Landschaft den Eintritt zur Stadt. Diese Einzigartigkeit würde mit einer 7-spurigen Donau-Brücke und 8 Tunnelportale für immer ruiniert.[1][1]

Durch die Zunahme des Verkehrs im Einzugsbereich und die erhöhte Geschwindigkeit auf der Autobahn ist auch eine Zunahme der Lärmbelastung im ohnehin schon stark belasteten Großraum Linz zu erwarten, wo bereits an vielen Stellen die zumutbare Lärmbelastung überschritten ist.

Nördlich der Donau würde das Wasserschutzgebiet Heilham von der A26 sowohl in der Zone 2, als auch in der Zone 3 gequert. Das bedeutet eine potentielle Gefahr für wertvolles Linzer Trinkwasser.

Anstatt Mittel und Ressourcen in die Planung und den Bau eines teuren, gesundheitsgefährdenden und naturzerstörenden Autobahnprojektes mitten durch Linz zu investieren, sollten die Mittel für intelligente Alternativen eingesetzt werden.

Neben den gesundheitlichen Aspekten sind die ökonomischen Folgen eine Hypothek für nachfolgende Generationen. In Zeiten von Spardruck im Gesundheits-, Sozial- und Pensionswesen sind die bis zu 1 Milliarde € Errichtungskosten für 8,2 Kilometer (die von der ASFINAG genannten Baukosten von 600 Mill. € sind voraussichtlich nicht einzuhalten) und extrem hohe Erhaltungskosten nicht verantwortbar. Vor allem deswegen, weil keine Alternativen zu diesem Mega-Projekt ernsthaft geprüft wurden. Weiters sind die Kosten des infolge des Westringes erforderlichen 4-spurigen Ausbaus der B127 (Rohrbacher Bundesstraße) bis Ottensheim-Walding noch in keiner Kalkulation enthalten. Dieser Ausbau würde direkt durch die Ortschaften Puchenau und Ottensheim und müsste daher ebenfalls unterirdisch erfolgen!

Wir ersuchen Sie deshalb, im Interesse der Bevölkerung im Großraum Linz dieses Projekt aus dem Generalverkehrsplan zu streichen, vom Bau der A26 Abstand zu nehmen und statt dessen Alternativen, wie ein kundenorientiertes, gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz, sowie andere sinnvolle verkehrstechnische Maßnahmen im Großraum Linz zu forcieren und deren Finanzierung sicherzustellen.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Dr. Rupert Frechinger, Dr. Alfred Jaeger
Sprecher der überparteilichen Plattform
- Bürgerinitiative gegen den "Linzer Westring"
- Überparteiliche Bürgerinitiative gegen Westring-Transitautobahn
- Bürgerinitiative gegen den Bau der A 26
- Bürgerinitiative zur Wahrung der Lebensqualität der Puchenauer
- Bürgerinitiative gegen den Linzer Westring – Froschberg
- Lärmplattform Urfahr
- Transitforum Austria

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