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Argumente Tiermehlverbrennung

  • Samstag, 1. Januar 2005 @ 17:58
Umwelt Seit dem EU-Verfütterungsverbot von Tiermehl im Zusammenhang mit der BSE-Krise vom 4. Dezember 2000 ist die Entsorgung des in den vier österreichischen Tierkörperverwertungsanlagen bei der Verwertung von 330.000 Tone Fleischresten und Tierkadaver entstehenden 80.000 Tonnen Tiermehls durch Verbrennung in Müllverbrennungen, Kraftwerken oder Zementfabriken aktuell.

Laut Umweltministerium ist dazu lediglich die Überprüfung nach dem Abfallwirtschaftsgesetz unter Einbeziehung von Arbeitsinspektorat und Arbeitsmedizin erforderlich. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung ist erst bei einer Verbrennung von mehr als 35.000 Tonnen im Jahr erforderlich.

In Österreich wurden in der Verbrennungsanlage Simmeringer Heide seit Dezember 2000 1.200 Tonnen Tiermehl verbrannt, bis Mitte 2001 sind 8.500 Tonnen geplant. Die Fa. Glanzstoff in Sankt Pölten plant gegen massiven Widerstand der Bevölkerung in der Nähe des Krankenhauses eine Müllverbrennung mit 120.000 Jahrestonnen und will im dort geplanten Wirbelschichtofen auch bis zu 15.000 Tonne Tiermehl verbrennen. Mehr ist laut Glanzstoff-Chef Pasquali wegen des zu geringen Heizwertes von Tiermehl nicht möglich.

Der Verbund-Konzern verbrennt bereits derzeit im Kraftwerk Sankt Andrä (Kärnten) stündlich vier Tonnen Tiermehl. Genehmigt ist grundsätzlich auch die Verbrennung im Kraftwerk Voitsberg (Steiermark), wo es allerdings noch rechtliche Probleme mit der Deponierung gibt, weil durch die Asche mehr in den Bergbau eingebracht wird, als man bei der Braunkohlenförderung entnimmt. Der heizwert von Tiermehl wird vom Verbund sogar höher als jener von Braunkohle bewertet, allerdings müßten hohe Investitionen in neue Filter für Chlor und Stickstoff getätigt werden.

Im Kraftwerk Dürnrohr (NÖ) ist für zwei Jahre die Verbrennung von jährlich per Bahn und mit täglich 20 Silo-LKW angelieferten 35.000 Tonnen aus der Kadaverfabrik Tulln geplant. Die Verbrennung soll zwischen 1.050 und 1.300 Grad erfolgen, eine Kontrolle erfolgt über 11 Meßstellen. Die Kosten für die technische Umrüstung betragen 5 Mio. S.

In der Welser Abfallverwertung (WAV) wird das von der TKV Regau (dort fallen pro Tag ca. 100 Tonne Tiermehl an) zu Pellets verarbeitete Tiermehl bei 850 Grad verbrennt, rund ein zehntel der Menge wird als Schlacke deponiert, der Rauch wird mehrmals gefiltert, die Emissionen liegen laut WAV-Geschäftsführer Ehrengruber „Deutlich unter den Grenzwerten“. In Oberösterreich erfolgt eine Verbrennung auch in den Kraftwerken Riedersbach und Timelkam der Energie AG, die in ihren Kraftwerken bis zu 20.000 Tonnen jährlich bei 1.300 Grad verbrennen will.

In Deutschland warnt der Bund Naturschutz im Zusammenhang mit Tiermehlverbrennung im Kraftwerk Staudinger des EON-Konzerns davor, daß mit der Verbrennung von Tiermehl in Kraftwerken der allgemeine Einstieg zur Verbrennung „aller anderen möglichen Dinge“ wie Problemmüll (Bauschutt, Klärschlamm etc.) erfolgt und damit alle Ansätze zur Müllvermeidung unterlaufen werden.

Hingewiesen wird auch darauf, daß die Entstickungsanlagen von Kraftwerken lediglich auf Kohleverbrennung ausgelegt sind und mit den Rückständen des eiweißreichen Tiermehls nicht fertig werden. Nicht restlos ausgeräumt sind Bedenken auf die Eignung von Kraftwerken zur Tiermehlverbrennung in Hinblick auf die Temperaturschwankungen beim An- und Abfahren der Heizkessel.

Die Befürworter der Tiermehlverbrennung, wie etwa der bayrische Umweltminister Schnappauf, argumentieren damit, daß nur mit dieser Methode das Tiermehl zuverlässig aus der Nahrungskette herausgenommen und ein irrtümliches oder mißbräuchliches Verfüttern zu einem späteren Zeitpunkt oder ein Export wie in Großbritannien lange üblich erfolgen kann.

Die Verbrennung in Kraftwerken wird auch damit begründet, daß die in Kohlekraftwerken erzeugten Temperaturen um einige hundert Grad Celsius höher sind als in herkömmlichen Müllverbrennungsanlagen, sodaß alle organischen Substanzen völlig zerstört werden. Die entstehenden Abgase werden über die Rauchgasreinigungsanlagen geführt.

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