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  • Donnerstag, 5. Oktober 2023 @ 11:58
Antifa
KPÖ-Gemeinderat Andreas Auzinger zur Debatte über den Umgang mit dem Hitler-Geburtshaus in Braunau

In Braunau haben die Bauarbeiten begonnen, bis 2026 soll in das Geburtshaus von Adolf Hitler eine Polizeiwache kommen. Viele sind dafür, da so sich weniger Neonazis trauen würden zur Geburtsstätte ihres „Führers“ zu pilgern, andere sind dagegen, weil Hitler genau das gewollt haben soll.

In Braunau gab es keine Vernichtungsstätten und die Stadt war nicht bedeutend für den Aufstieg der NSDAP, Hitler wurde dort geboren und verbrachte dort seine Kindheit. In der NS-Zeit wurde Braunaus Ruf als „Geburtsstadt des Führers” natürlich gefeiert, das Geburtshaus wurde von der NSDAP zur Kultstätte und Denkmal für Hitler hergerichtet. Nach dem Krieg wurde das Haus als Stadtbücherei und Behindertenwerkstatt verwendet.

Das Gebäude zog immer wieder Alt- und Neonazis an: Die Braunauer Politik und Zivilgesellschaft reagierte in den 1980er Jahren, indem ein Gedenkstein aus dem ehemaligen KZ Mauthausen vor dem Gebäude installiert wurde und dort regelmäßig Gedenkveranstaltungen stattfinden.

Doch man sollte sich immer eines im Gedächtnis halten: Faschismus und Krieg sind nicht passiert, weil Hitler und die Nazis so böse waren. Hitler ist an die Macht gekommen, weil die NSDAP finanzstarke Geldgeber hatte, und die etablierten Konservativen mit der NSDAP paktierten, um der deutschen Arbeiter:innenbewegung aus SPD, KPD und Gewerkschaften das Genick zu brechen. Der Krieg war auch von der deutschen Kapitalistenklasse gewollt, die zuerst Geld mit Aufrüstung verdienen konnte und später indem sie die eroberten Länder als Kolonien ausbeuten. Die Zwangsarbeiter in den Lagern waren die billigsten Arbeiter, die Krupp, IG Farben und andere Konzerne je hatten – je höher die Leichenberge, desto höher die Profite.

Es hat sich ein ganzer Geschäftszweig mit Dokus und Büchern über das Privatleben Hitler und anderer Nazis aus der ersten Reihe gebildet, über Hitlers angebliche Drogensucht oder Krankheiten etc. Doch das dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte ist nicht geschehen, weil Hitler nicht zurechnungsfähig war, sondern weil das deutsche Kapital den Faschismus zur Macht verholfen hat, um die eigenen politischen Ziele zu erreichen: Zerschlagung der Arbeiterparteien, Krieg und Vorherrschaft des deutschen Imperialismus.

Egal also wie das Geburtshaus in Braunau zukünftig gestaltet wird, konsequenter Antifaschismus muss mehr als aufzeigen, dass Hitler ein schlechter Mensch war. Antifaschismus muss immer auch antikapitalistisch sein, denn hinter dem Faschismus steht das Kapital.

Andreas Auzinger ist KPÖ-Gemeinderat in Peterskirchen und Mitglied des KPÖ-Landesvorstandes OÖ


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