Willkommen bei KPÖ Oberösterreich 

Resolution Landeskonferenz: Mehr Platz für Care in unserer Gesellschaft

  • Dienstag, 22. November 2022 @ 17:45
Nicht erst seit der COVID-19-Pandemie ist klar, bezahlte Care-Arbeit ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft. Ohne Gesundheit, Soziales, Pflege und Erziehung läuft nichts und vor allem läuft in diesen Bereichen ohne Frauen nichts. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten (mehr als 80 %) sind Frauen und sie arbeiten Teilzeit, um die übrige Zeit unbezahlte Care-Arbeit zu Hause leisten zu können (Betreuungspflichten von Kindern, Versorgung älterer Menschen, etc.).

Für die Beschäftigten bedeutet diese Erwerbsausübung oft eine geringe soziale Absicherung durch niedrige Einkommen, ein hohes Risiko für Altersarmut, fehlende Planbarkeit durch höchste Flexibilitätsanforderungen im Arbeitsalltag (einspringen und Übernahme von Diensten) und geringe Entwicklungs- und Aufstiegsperspektiven.

Die Rahmenbedingungen und damit verbunden Herausforderungen, denen Carearbeiter:innen in Oberösterreich unterliegen sind hinreichend bekannt, dennoch bleiben seit Jahren wirkliche Reformen aus und die politischen Entscheidungsträger:innen vertrösten mit Blick auf den Bund. Und wenn sie eigene Maßnahmen auf den Weg bringen, dann ändern diese wenig an den tatsächlichen Arbeitssituationen vor Ort. Als Beispiel angeführt werden kann an dieser Stelle, die erst kürzlich veröffentlichte „Fachkräftestrategie Pflege“ – die Soziallandesrat Hattmannsdorfer, gemeinsam mit dem Präsidenten des Oö. Städtebundes Bürgermeister Luger und dem Präsidenten des Oö. Gemeindebundes Mader, auf den Weg brachte. Darin enthalten sind 50 Maßnahmen, die viele Lippenbekenntnisse enthalten, aber in der Praxis kaum für unmittelbare Entlastung sorgen werden.

Die Frage, wie wir als Gesellschaft Care-Arbeit organisieren und verteilen, ist untrennbar mit der Frage der Gendergerechtigkeit verknüpft. Schließlich hat der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen eine unmittelbare Auswirkung auf die Erwerbsquote von Frauen und diese wiederum auf die Höhe des Pensionsanspruchs im Alter. Ein weiteres Beispiel ist der Ausbau an Altenbetreuungseinrichtungen und -angeboten (stationäre, teilstationär, mobil), der wiederum die Anforderungen an pflegende Angehörige beeinflusst. Die Last, die pflegende Angehörige zu tragen haben führt nicht selten zu einer Überforderung oder einer längerfristigen psychischen Belastung, die wiederum zu Krankheiten führen kann. Die Zusammenhänge sind deutlich und wissenschaftlich klar belegt und doch wird der Organisation der Care-Arbeit zu wenig bis kaum politische aufmerksam geleistet.


Die Landeskonferenz der KPÖ-OÖ erhebt daher folgende Forderungen:

– Die Umsetzung der Arbeitszeitreduktion bei vollem Lohn- und Personalausgleich für Beschäftigte in diesen Bereichen, um die Attraktivität zu erhöhen und die Belastungen erheblich zu reduzieren
– Das Ziel muss es sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, um neues Personal für diese Bereiche zu gewinnen und bestehende Mitarbeiter:innen zu halten durch Maßnahmen wie der Erhöhung der Mindestpersonalschlüssel quer über alle Bereiche (die Menschen möchten die Dinge, die sie in den Ausbildungen lernen auch in der Praxis umsetzten können und nicht nur „Feuer“ löschen, das macht auf Dauer „unzufrieden“)
– Einen flächendeckenden Ausbau von Kinder- und Altenbetreuungseinrichtungen in Oberösterreich (gerade in den ländlichen Gebieten geht es um die Ausweitung der Öffnungszeiten, teilstationäre Angebote wie Tageszentren, um pflegende Angehörige zu entlasten)
– Ausbau an mobilen, teilstationären und stationären Einrichtungen der Behindertenarbeit, um familiäre Betreuungssituationen zu entlasten
– Die Abschaffung des Normkosten-Modells in der mobilen Betreuungs- und Pflege, die die Beschäftigten durch die minutengenaue Erfassung erheblich unter Druck setzt
– Eine Finanzierungsstruktur, die sozialräumliche Angebote fördert, um die Sozialräume in Oberösterreich zu stärken und sorgende Unterstützungsnetze aufzubauen (Gemeinwesenarbeit, Ausbau der Projekte Community Nursing, den Themen Einsamkeit und Demenz entgegenzuwirken,…)

Beschlossen von der 28. Landeskonferenz der KPÖ-Oberösterreich am 19. November 2022

Themen