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Widerstand und Zivilcourage

  • Dienstag, 10. Mai 2022 @ 11:12
Geschichte
Gut Ding braucht Weile. Erstmals liegt eine wissenschaftliche fundierte Grundlagenarbeit von den Autorinnen Martina Gugglberger, Elisa Frei und Alexandra Wachter zur Rolle von Frauen im Widerstand gegen das NS-Regime in Oberösterreich vor.

Das im März präsentierte Buch und das von einer Jury gekürte Denkmal „Fünf vor 12. Unerhörter Widerstand“ der Künstlerinnen Sabine Kern und Mariel Rodriguez, bilden den wissenschaftlichen und künstlerischen Rahmen der Würdigung des vielfältigen, weiblichen Widerstands in Oberösterreich. Das Denkmal soll im Herbst 2022 am OK-Platz in Linz errichtet werden.

Dem vorgelegten Buch gelingt durch seine ansprechende Gestaltung ein rasches Hineingleiten ins Thema. Fotos und Briefe der darin porträtierten widerständigen Frauen berühren und überwinden die lange zeitliche Distanz zum Geschehen. Lange hat es gedauert bis auch von Frauen geleistete Widerstand als solcher anerkannt wurde. Bis in der 1960er Jahre galt ein recht enger Widerstandsbegriff, der nur organisierten oder militärischen Widerstand als solchen gelten lies und damit alle anderen Formen ignorierte. Die Betroffenen selbst schwiegen mangels Aufmerksamkeit aber auch aus Scham im reaktionären Klima der Nachkriegszeit.

Erst in der 1970er und 1980er Jahren weitete sich der Blick, alternative Forschungsmethoden wie etwa Oral History führten Forschende auf die Spuren von widerständig handelnden Frauen. Das Buch „Der Himmel ist blau“ oder der Dokumentarfilm „Küchengespräche mit Rebellinnen“ verlieh Widerständlerinnen erstmals eine Stimme und ein Gesicht. Auch die akribische Dokumentationsarbeit des Arbeiterhistorikers Peter Kammerstätter brachte die Taten von Frauen ans Licht.

Auch die zahlreichen Broschüren der KPÖ OÖ zum Widerstand oberösterreichischer Kommunistinnen leisteten einen wichtigen Beitrag zur Sichtbarkeit. Der Historikerin Martina Gugglberger gelang schließlich die Etablierung des Themas im universitären Diskurs und die Schwerpunktsetzung auf den Alltagsdissens, auf Zuwiderhandeln, Widersprechen und Hinterfragen und dem damit einhergehenden Risiko für so handelnde Frauen.

Das Buch kann allen empfohlen werden, die an einer kompakten Aufarbeitung des weiblichen Widerstands in Oberösterreich Interesse haben, die in die Lebensgeschichten von widerständigen Frauen eintauchen möchten und die sich von der Zivilcourage, dem Unrechtsbewusstsein und dem Wagemut dieser Frauen inspirieren lassen wollen.

„Widerstand und Zivilcourage. Frauen in Oberösterreich gegen das NS-Regime 1938-1945“ von Elisa Frei, Martina Gugglberger und Alexandra Wachter ist um 14,90 Euro im Buchhandel erhältlich

Gerlinde Grünn


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