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Ein dreizehnter, falscher Monat // Lesung

  • Montag, 14. Februar 2022 @ 13:12
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Eine Lesung aus Bruno Schulz: „Die Zimtläden“ und Felix Landau: „Tagebuch 1941-1944“ von und mit Casimir Paltinger und Wolfram B. Starczewski
Mi. 09. März 2022 19:00 Uhr Melicharstraße 8

Das Tagebuch des SS-Hauptscharführers und Organisators der „Judenarbeit“ im besetzten Galizien Felix Landau gilt als einzigartiges Zeugnis des Holocaust aus der Sicht eines NS-Verbrechers. Der jüdische Schriftsteller und Maler Bruno Schulz dagegen entzog sich der grauenvollen Wirklichkeit im von den Deutschen besetzten Galizien durch Poesie.


Das Tagebuch des SS-Hauptscharführers und Organisators der „Judenarbeit“ im besetzten Galizien Felix Landau gilt als einzigartiges Zeugnis des Holocaust aus der Sicht eines NS-Verbrechers.

„Morgens kamen nicht meine bestellten Arbeiter. Als ich nebenan zum Judenkomitee gehen wollte, kam gerade ein Mitarbeiter von diesem und ersuchte mich um Unterstützung, da sich die Juden weigerten, hier zu arbeiten. Ich ging hinüber. Als diese Arschlöcher mich sahen, rannten alle nach allen Himmelsrichtungen auseinander. Schade, ich hatte keine Pistole bei mir, sonst hätte ich einige über den Haufen geschossen.“

Der jüdische Schriftsteller und Maler Bruno Schulz dagegen „war einer von denen, deren Gesicht Gott mit seiner Hand im Schlaf gestreichelt hat, so dass sie sehen, was sie nicht sehen, sich mit Einfällen und Vermutungen füllen und an ihren geschlossenen Lidern die Reflexe ferner Welten vorbeiziehen.“

Er entzog sich der grauenvollen Wirklichkeit im von den Deutschen besetzten Galizien durch Poesie:

„Wir wohnten am Marktplatz in einem der dunklen Häuser, deren leere und blinde Fassaden man nur schwer unterscheiden konnte. Aus diesem Grund verirrte man sich ständig. Hatte man einmal den falschen Korridor und die falsche Stiege betreten, geriet man gewöhnlich in ein wahres Labyrinth von fremden Wohnungen, Galerien und überraschenden Ausgängen in fremde Höfe, man vergaß das eigentliche Ziel der Expedition, und erst wenn man nach vielen Tagen von den Abwegen wundersamer und verwickelter Abenteuer heimkehrte, fielen einem in grauer Morgenstunde das schlechte Gewissen und das Elternhaus wieder ein.“

Der SSler Landau schätzte den jüdischen Künstler Schulz und schützte ihn. Im Gegenzug verlangte er von ihm, Wandgemälde über Märchen der Brüder Grimm im Kinderzimmer seines Sohnes zu malen. Als Landau 1942 den jüdischen Leibarzt eines SS-Kollegen tötete, erschoss dieser den Juden Schulz und sagte: „Du hast meinen Juden getötet – ich hab deinen getötet.“

Trailer: https://youtu.be/ya8HkYdjKoU

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