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Stadt entsorgt politische Verantwortung für kulturelles Erbe

  • Donnerstag, 15. Oktober 2020 @ 10:37
News Als Entsorgung der politischen Verantwortung für das kulturelle und architektonische Erbe der Landeshauptstadt Linz kritisiert KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn den vom Aufsichtsrat der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG abgesegneten Verkauf der denkmalgeschützte Arbeiterwohnsiedlung in der Sintstraße an den Baukonzern Strabag um 3,9 Millionen Euro.

Die nach dem vormaligen Stadtbaumeister Curt Kühne (1882-1963) benannte zwischen 1927 und 1931 errichtete Siedlung umfasst 18 zweigeschoßige und freistehende Häuser mit 144 Kleinwohnungen und wurde 2008 Jahren von der Stadt an die GWG verkauft. Weil das gesamte Areal unter Denkmalschutz gestellt wurde ist seit Jahren offen, was damit geschehen soll. 2005 wurde sogar überlegt die Bauten abzureißen. Eine Sanierung der Wohnungen auf einen zeitgemäßen Standard ist in Hinblick auf den Denkmalschutz mit dem Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) nicht kompatibel.

„Es spricht für die Kurzsichtigkeit der Linzer Stadtpolitik das 12.768 Quadratmeter große Areal – nur ein Rest von 2.900 Quadratmeter bleibt im Eigentum der GWG die darauf eine Wohnanlage errichten will – an das Bau- und Immobilienimperium des NEOS-Finanziers Hans Peter Haselsteiner zu verkaufen, wenn völlig unklar ist, was die Strabag Real Estate als neuer Eigentümer mit den Objekten vorhat und Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der GWG sogar noch treuherzig meint, man habe sich keine Pläne vorlegen lassen“, so Grünn.

Vielmehr wäre es notwendig die Sintstraße im Sinne Kühnes als Projekt für leistbares Wohnen zu entwickeln. Wenn die GWG nicht kann, soll die Stadt hier für den kommunalen Wohnbau samt Denkmalschutz einspringen. Zudem ist völlig offen, was mit den noch verbliebenen Bewohner*innen der betroffenen Objekte geschehen soll.

Architekt Kühne lehnte sich mit seiner Gartenstadt-Idee an eine Hafenarbeiter-Siedlung in London-Nottinghill sowie an der Freihofsiedlung und der Siedlung Lockerwiese in Wien an. Als Ausgleich für den auf ein Minimum reduzierten Wohnraum wurde eine 16.000 Quadratmeter große Grünanlage konzipiert. Die weitgehend unverändert erhaltenen Häuser in der Sintstraße sind als Beispiel für die Linzer Arbeiterkultur erhaltens- und schützenswert.

Es fragt sich warum die Stadt nicht in der Lage ist die in vergangenen Jahren diskutierten Vorschläge für die Neubelebung der historischen Siedlung wie ein „Bandhaus“ für Musiker, eine Außenstelle der Musikschule, ein „Art Museum“ oder ein Pixel-Hotel zu realisieren. Mit dem Verkauf besteht die Gefahr, dass die Objekte als Wohnraum verlorengehen und an deren Stelle Einrichtungen für ein zahlungskräftiges Publikum entstehen: „Nach Meinung der KPÖ müssten im Fall eines strengen Denkmalschutzes vom Bund auch Sonderzuschüsse gewährt werden, um eine zeitgemäße Sanierung der vorhandenen Wohnungen durchzuführen“, so Grünn abschließend.


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