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Deutschnationales Burschenschaftersymbol am „Anschlussturm“

  • Donnerstag, 13. Juli 2017 @ 07:30
News Obwohl das Ensemble der historischen Wehranlage des Linzer „Anschlussturms“ 1928 unter Denkmalschutz gestellt wurde, befindet sich seit 2006 auf dem Turm ein Burschenschafterzirkel im Ausmaß von 3,5 mal 4,7 Metern als Symbol der deutschnationalen Burschenschaften, was trotz einer nachträglich beim Magistrat Linz eingebrachten Bauanzeige eindeutig dem Grundgedanken des Denkmalschutzes widerspricht und als Gefälligkeitshandlung zu betrachten ist.

Daher hat KPÖ-Landessprecher Leo Furtlehner das Bundesdenkmalamt (BDA) ersucht, die Entfernung des dem Denkmalschutz widersprechenden Burschenschafterzirkels auf dem „Anschlussturm“ in Linz-Margarethen zu veranlassen, da dieser – abgesehen vom Verstoß gegen Artikel 4 des Staatsvertrages – eindeutig die im § 4 des Denkmalschutzgesetzes verlangte „überlieferte (gewachsene) Erscheinung oder künstlerische Wirkung“ des Objekts beeinträchtigt.

Das BDA sieht darin aber kein Problem und teilt nur lapidar mit, dass Recherchen ergeben hätten, dass „früher eine plastische einschlägige Beschriftung“ bestanden habe, die „während der NS-Zeit entsprechend erweitert“, dann „nach dem 2. Weltkrieg abgeschlagen und nur noch ein kleiner Zirkel aufgebracht“ worden sei. Auch habe der Befestigungsturm „in seiner überlieferten (gewachsenen) Erscheinung“ ebenfalls diesen Zirkel gezeigt: „Letzteres ist allerdings ein mehr als fragwürdiges Argument. Das kann nämlich keineswegs für den historischen Turm, sondern nur für den Zeitraum ab 1917 gelten, in welchem der Turm im Besitz der Burschenschaften steht“ kritisiert Furtlehner, dass sich das BDA den Denkmalschutz ignorierend auf die Seite der Burschenschaften schlägt.

Der sogenannte „Anschlussturm“ in Linz-Margarethen steht seit dem Erwerb im Jahre 1917 im Eigentum der deutschnationalen des Verbandes Alter Burschenschafter Österreichs und wurde nach Umbauarbeiten 1932 offiziell eröffnet. Wes Geistes Kind die Eigentümer sind zeigt die Tatsache, dass die schon in der 1. Republik auf dem Turm angebrachte Aufschrift „Ein Reich, Ein Volk“ nach der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland 1939 um den Zusatz „Ein Führer“ ergänzt wurde und nach der Befreiung vom Faschismus 1945 daher entfernt werden musste.

Anlässlich einer Würdigung des „Anschlussturms“ durch die Burschenschaften im Jahre 2007 wurde dieses Objekt vom „Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes“ als „steinerne Anschlusspropaganda“ und damit als „permanenten Verstoß gegen den Staatsvertrag“ – dessen Artikel 4 Österreich verpflichtet „großdeutsche Propaganda“ zu verhindern – bewertet.

Entgegen den Behauptungen der Burschenschaften ist „Anschlussturm“ aber keineswegs eine harmlose geographische Bezeichnung. Noch heute nennt die „Deutsche Burschenschaft“ den „Anschlussturm“ auf ihrer Website eine „Erinnerungsstätte daran, dass es über die Grenzen und die Einzelstaatlichkeit hinaus ein geistiges Band gibt, welches den gesamten deutschen Volks- und Kulturraum umfasst.“ Nicht zufällig weht über dem Turm fallweise noch immer eine Fahne in den deutschen Farben Schwarz-Rot-Gold.

Bis heute dient der „Anschlussturm“ dem völkischen deutschnationalen und teilweise rechtsextremen Milieu als Wallfahrtsstätte und ist als permanenter Verstoß gegen den Staatsvertrag, welcher jede Propaganda für den „Anschluss“ verbietet, zu werten. Der großdeutsche Gedanke hinter dem „Anschlussturm“ kommt etwa auf der Website der Deutschen Burschenschaft klar zum Ausdruck: Dort heißt es nämlich unmissverständlich: „So stellt sich heute der Turm als Mahnmal für die Gefallenen beider Weltkriege dar, als Museum burschenschaftlicher Geschichte und burschenschaftlichen Gedankengutes und als Erinnerungsstätte daran, dass es über die Grenzen und die Einzelstaatlichkeit hinaus ein geistiges Band gibt, welches den gesamten deutschen Volks- und Kulturraum umfasst.“

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