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Wels: 250 Besucher bei Polittalk zum Aschermittwoch

  • Mittwoch, 1. März 2017 @ 22:00
Antifa Zum 7. Aschermittwochsgespräch im Bildungshaus Schloss Puchberg hatte die Welser Initiative gegen Faschismus den angesehenen Autor Paul Lendvai zur Buchpräsentation geladen. Doch aus der angekündigten Lesung wurde ein höchst spannendes Gespräch, wo Antifa-Vorstand Thomas Rammerstorfer den achtundachtzigjährigen Doyen der österreichischen Osteuropa-Journalismus über das politische Phänomen Viktor Orban befragte.

Dabei schilderte Lendvai Persönliches und Politisches und zeichnete den Weg des Ungarischen Regierungschefs vom „freiheitsliebenden Revoluzzer zum rechtsextremen Oligarchen“. Für Lendvai „zeigt Ungarn der Welt wieder einmal, wie ein schlechtes Beispiel Schule macht“. Auf Basis eines historisch gewachsenen Nationalismus und unter Nutzung von Wahlgesetzen und 2 Millionen Stimmen von Auslandsungarn (aus der Slowakei und Rumänien) gelingt es Orban geschickt, Mehrheiten für seinen rechten Kurs abzusichern.

„Das Geld der EU nimmt Orban gerne, und hat mit den bisher erhaltenen 20 Mrd. Euro die marode Wirtschaft konsolidiert, aber die Europafahne wird nicht gehisst am Parlament in Budapest“. Vielmehr werde Brüssel als Feindbild dargestellt, während man enge Freundschaften mit autoritären Regimen wie Kasachstan, Russland und der Türkei pflege. Da könne man durchaus von einer „Internationale der autoritären Regierungen“ sprechen, die durch Macht, Geld und Korruption bestens miteinander zusammenarbeiten.

Ungarn sei keine Diktatur, aber ein autoritäres System. Dort werden Journalisten nicht erschossen, wie etwa in Russland, aber die meisten Medien werden durch staatlich gesteuerte Informationspolitik stark kontrolliert, während unabhängige Medien in den Bankrott getrieben, oder mithilfe ausländischer Oligarchen abgedreht werden.

Befragt zur weiteren Entwicklung der EU und den Höhenflug der Rechtspopulisten bleibt Lendvai vorsichtig: „Es ist eine aufregende Zeit, wir leben in einer gefährlichen Periode. Es gibt keine einfachen Rezepte (gegen den Rechtspopulismus) und die heurigen Wahlen in Holland, Frankreich und Deutschland werden entscheidend. Die EU und die liberale Demokratie sind noch nicht verloren. Wenn man nur defensiv reagiert, kann man nichts machen. Man kann gewinnen, wenn man auf die Menschen zugeht.“ Lendvai setzt dabei auf Politiker wie Emanuel Macron in Frankreich und Martin Schulz in Deutschland, die er als Hoffnungsträger bezeichnet.

Aber vielleicht widmet Paul Lendvai dem Thema „Zukunft der EU“ ja auch sein nächstes Buch (wenn seine Frau ihm „die Erlaubnis“ erteilt). Nachhören kann man das hochpolitische Aschermittwochsgespräch jedenfalls schon früher. Denn der Lokalsender Radio FRO stellt einen (gekürzten) Live-Mitschnitt demnächst auf seine Homepage.

Info: http://www.antifawels.wordpress.com

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