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Zur Neugestaltung der Befreiungsfeier

  • Donnerstag, 11. Februar 2016 @ 18:08
Antifa Schreiben der KPÖ-Oberösterreich an MKÖ-Vorsitzenden Willi Mernyi zur Neugestaltung der Befreiungsfeier in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen.

Lieber Kollege Mernyi, erst im Zusammenhang mit dem letzten Netzwerktreffen des OÖ Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus am 26.1.2016 wurde öffentlich und damit auch uns bekannt, dass bei der jährlichen Befreiungsfeier in der Gedenkstätte des KZ Mauthausen, die heuer am 15. Mai stattfinden wird, grundlegende Änderungen vorgesehen sind, die wir teilweise für problematisch halten.

Erfreulicherweise hat sich die Beteiligung an der Befreiungsfeier in den letzten Jahren und Jahrzehnten sehr positiv entwickelt, vor allem was die Teilnahme von österreichischen Antifaschist_innen betrifft. Das hängt unseres Erachtens auch damit zusammen, dass sich die verschiedensten Organisationen und Gruppen mit eigenen Aktivitäten wie Kranzniederlegungen und Kundgebungen bei nationalen Denkmälern und Gedenktafeln im gesamten Kontext der Befreiungsfeier wiederfinden und diese wichtige Manifestation damit eine große Breite erreicht.

Als ein Problem dabei hat sich freilich auch gezeigt, dass durch die überlange Dauer des Einmarsches der Delegationen, verursacht durch ein ausuferndes Begrüßungsritual leider sehr viele Teilnehmer_innen den Appellplatz schon vor Beginn der eigentlichen Kundgebung wieder verlassen. Die KPÖ als eine der drei Gründerparteien der 2. Republik und als Partei, die im Verhältnis die größten Opfer im Widerstand gegen den NS-Faschismus verzeichnete, hat schon vor Jahren auf dieses Problem hingewiesen und vorgeschlagen durch eine Straffung dieses Begrüßungsrituals den Einmarsch zeitlich zu verkürzen. Leider wurde dies nicht aufgegriffen.

Mit dem nunmehr geplanten Wegfall des Einzuges auf den Appellplatz wird unseres Erachtens allerdings das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und werden die Teilnehmer_innen weitgehend zu einer Staffage für eine TV-gerechte und regierungskonforme Kundgebung degradiert. Wir befürchten nämlich, dass die Motivation zahlreicher Gruppen, etwa der Jugendorganisationen, an der Befreiungsfeier teilzunehmen durch diese Neuorganisation sinken wird und der pluralistische Charakter der Befreiungsfeier und damit die Vielfalt des damit ausgedrückten Antifaschismus verflacht. Damit würden bewährte Formen der im Laufe der Jahrzehnte entstandenen Erinnerungskultur und Aufarbeitung der NS-Zeit in Frage gestellt. Wir halten jedoch den Respekt vor Traditionen und damit zusammenhängend auch bestimmte Rituale für wichtig, weil damit auch Kraft für den aktuellen antifaschistischen Kampf geschöpft wird.

Als weiteres Problem sehen wir auch, dass durch die nun vorgesehene zeitliche Konzentration der Kundgebung von 10 bis 12 Uhr die Möglichkeiten vor der Befreiungsfeier mit Kranzniederlegungen bzw. Kundgebungen bei nationalen Denkmälern bzw. an der Klagemauer wesentlich eingeschränkt werden, was wiederum die Motivation zur Teilnahme an der Befreiungsfeier reduzieren könnte.

Wir ersuchen daher dringend, das vorgeschlagene Konzept für die Neuorganisation der Befreiungsfeier zu überdenken und keine voreiligen Entscheidungen zu treffen, die sich letztlich kontraproduktiv auf diese wichtige Kundgebung auswirken könnten. Auch sind wir der Meinung, dass es notwendig ist, die wesentlichen Organisationen, etwa Opferverbände, Jugendorganisationen oder Antifa-Plattformen in die Entscheidungsfindung einzubeziehen, was im Vorfeld offensichtlich verabsäumt wurde.

Mit antifaschistischen Grüßen,
Leo Furtlehner, Landessprecher


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