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Zersiedelung durch Versagen der Raumordnung

  • Mittwoch, 16. September 2015 @ 11:05
News Bestätigt sieht sich die KPÖ durch die jüngste Studie des Verkehrsclubs Österreichs (VCÖ) zum Thema „Wohnbau, Wohnumfeld und Mobilität“, wonach der Wohnstandort sowie die Strukturen, in denen Menschen wohnen, das Mobilitätsverhalten in hohem Ausmaß beeinflussen. Insbesondere auch in Oberösterreich hat nämlich das Versagen der Raumordnung zu einer hemmungslosen Zersiedlung nicht nur im städtischen Umfeld, sondern tief in die ländlichen Regionen hinaus geführt.

Ein wesentlicher Aspekt dabei ist auch, dass die Raumordnung Ländersache und damit einerseits neunfach zersplittert und kaum länderübergreifend stattfindet. Dass die Bürgermeister_innen Baubehörde erster Instanz sind, verschärft die Fehlentwicklung, da diese aus wahlpolitischen Motiven örtlichen Interessen und Lobbys verpflichtet sind. Ebenso erweist sich die aus der NS-Ära stammende Kfz-Stellplatzverpflichtung beim Wohnhausbau als reformbedürftig.

„Immer mehr Orte wachsen durch verkehrsintensive Durchzugsstraßen, die durch Gewerbegebiete, Tankstellen, Einkaufszentren, Baumärkte, Möbelhäuser, Kfz-Werkstätten, Autohändler usw. gekennzeichnet sind zu einem strukturlosen Einheitsbrei zusammen. Gleichzeitig wuchern ländliche Orte mittlerweile durch planlose Errichtung von Eigenheimen und Betriebsansiedlungen entlang der örtlichen Straßen regelrecht aus“, konstatiert KPÖ-Landessprecher Leo Furtlehner.

Von einer planmäßigen Gestaltung und Entwicklung von Verwaltungseinheiten (Gemeinde, Bezirk, Land, Bund) oder solche übergreifenden Gebieten kann bei der hierzulande praktizierten Raumordnung keine Rede sein. Das Ziel der Entwicklung einer räumlichen Struktur, die sowohl natürliche Gegebenheiten als auch wirtschaftliche, soziale und kulturellen Erfordernissen entspricht, wird systematisch verfehlt.

Die Trennung von Bauland von landwirtschaftlich genutzten Flächen, die bewusste Anordnung sozialer Einrichtungen, Wohnungen, Betriebs- und Freizeitstätten sowie Einrichtungen der sozialen und technischen Infrastruktur, die Schaffung intakter Lebens- und Arbeitsbedingungen sowohl für Verdichtungszonen als auch für weniger entwickelte Gebiete wird weitgehend verfehlt, sodass nur von einem ursächlich durch kapitalistisches Profitstreben bestimmten Wildwuchs gesprochen werden kann.

Weil der öffentliche Verkehr immer stärker hinter dieser Entwicklung zurückbleibt sind die Folgen dieser Entwicklung nicht nur ein ständig wachsendes Verkehrsaufkommen, sondern auch hohe Kosten für die öffentliche Hand durch die mit dieser Zersiedelung verbundene Infrastruktur. Weitere Folgen sind die Zersiedlung, ein hoher Flächenverbrauch und gleichzeitig mangelhafte Nutzung vorhandenen Baulandes, explosives Wachstum des Verkehrs verbunden mit Lärm, Abgases und Stau, Bodenversiegelung mit Auswirkungen auf Wasserhaushalt und Umwelt.

Als besonderer Widersinn erweist sich in diesem Zusammenhang das vor allem von der ÖVP propagierte Wohnen im Grünen, meist verbunden mit dem Etikett von Niedrigenergiehäusern, da dies durch ein verstärktes Verkehrsaufkommen und den Auswirkungen des Pendlerverkehrs nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf die Menschen in den Zentren konterkariert wird: „Ein grundlegendes Umdenken in der Raumordnung ist daher unerlässlich“, so Furtlehner.


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