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Entschädigung für was?

  • Montag, 20. Juli 2015 @ 08:33
Antifa Im Mai 2015 wurden in der Marktgemeinde Ebensee 28 Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak, aus Somalia und der Mongolei aufgenommen. Spontan gründete sich die Plattform „Leben in Ebensee“ aus engagierten Menschen in der Zivilgesellschaft. Die Zielsetzung besteht darin, es den Männern, Kindern und einer Frau zu erleichtern, in einem absolut neuen kulturellen und sozialen Umfeld Fuß zu fassen. Innerhalb kurzer Zeit organisierten LehrerInnen Deutschkurse in Kleingruppen, die im Seminarraum und der Bibliothek des Zeitgeschichte Museums stattfinden

Kleider wurden gesammelt und Fahrräder zur Verfügung gestellt, um die Mobilität der Flüchtlinge im Ort zu gewährleisten. Mitglieder der Plattform begleiteten die ersten Lebensmitteleinkäufe, mittlerweile spielen die Kinder und erwachsene Männer mit Ebenseern Fußball am Sportplatz. Ebensee ist also eines unter vielen „Best Practice“ Beispielen, wie freundliche Aufnahme und eine professionelle Eingliederung in die Ortsgemeinschaft funktionieren kann. 28 neue Menschen in einer Gemeinde mit rund 7.600 Einwohnern, wer könnte in so einem Fall ernsthaft Probleme orten? Sie haben richtig geraten, die Ebenseer FPÖ.

Eine Gruppe von „richtigen Ebenseern“, bei der letzten GR-Wahl 2009 wurden sie von etwas mehr als sechs Prozent der Bevölkerung gewählt, wittert reflexartig Gefahr. Unter dem, in Anbetracht ihrer politischen Bedeutung, anmaßenden Slogan „Wir sind Ebensee“, verorten sie in der Unterstützung der Flüchtlinge eine Benachteiligung der EbenseeInnen. Sie fordern „Hilfestellung für die Anrainer“ des Flüchtlingsquartiers, die aus dem „Gewinn“ der Betreiber der Unterkunft finanziert werden sollte. Wofür sollten allen Ernstes die Anrainer entschädigt werden?

Etwa dass sie Menschen schwarzer Hautfarbe ansichtig werden? Die Ebenseer FPÖ- Mandatare, die Lektionen von H.C. Strache haben sie gut gelernt, verknüpfen die Existenz von 28 Flüchtlingen selbstredend mit einem Sicherheitsrisiko. Flüchtlingen grundsätzlich Kriminalität zu unterstellen ist perfide und entwürdigend. Aber die Strategie ist bekannt: Erst schürt die FPÖ Ängste innerhalb der Bevölkerung, und zwar dort wo gar keine sind, um die Ängste in der Folge „ernst nehmen“ und politisch instrumentalisieren zu können.

„Wann bekommen unsere Kinder gratis Mobiltelefone?“ – Dass es auch in Somalia, im Irak und Syrien Mobiltelefone gibt, dürfte sich in der FPÖ noch nicht herumgesprochen haben. Ein Telefon ist abgesehen von Kleidern und ein paar Habseligkeiten, zumeist das einzige Utensil, das den Menschen auf der Flucht geblieben ist, vor allem auch deswegen, um mit ihren Angehörigen in den Herkunftsländern Kontakt zu halten und über ihr Schicksal informiert zu sein.

Anstatt die Plattform „Leben in Ebensee“ zu unterstützen, wird seitens der FPÖ mit Flüchtlingen ein unwürdiges politisches Spiel getrieben. Es bleibt zu hoffen, dass auch der burgenländische LH Hans Niessl und die taferltragenden Linzer KollegInnen in der SPÖ begreifen, dass mit dieser FPÖ keine Kooperation möglich ist.

Wolfgang Quatember

Quelle: betrifft widerstand, Ausgabe 117, Juli 2015, http://www.memorial-ebensee.at/de/


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