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Gedenken an das Kriegsgefangenenlager Auhof

  • Montag, 20. April 2015 @ 11:04
News Mit einem Antrag bei der Gemeinderatssitzung am 23. April 2015 thematisiert KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus im Frühjahr 1945 den Umgang der Stadt Linz und der Johannes-Kepler-Universität mit dem von 1941 bis 1945 bestehenden sogenannten „Russenlager“ auf dem Areal in Linz-Auhof, auf welchem sich heute der Science Park befindet.


2016 feiert die Johannes-Kepler-Universität ihr 50jähriges Bestehen. Das Gelände auf dem sie errichtet wurde, hat eine Vorgeschichte, die mit der Stadtgeschichte in der Zeit des NS-Regimes dicht verwoben ist. So wurde etwa der Science Park auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Auhof errichtet. In unmittelbarer Umgebung befanden sich in der NS-Zeit zwei weitere Lager.

Die wirtschaftliche Bedeutung der zur Zwangsarbeit eingesetzten Kriegsgefangenen und der sogenannten „FremdarbeiterInnen“ waren gerade für Linz enorm, etwa beim Einsatz in der Schwerindustrie oder im Wohnbau. Die bedrückende Lebenssituation der von Zwangsarbeit betroffenen Menschen ist Gegenstand der aktuellen historischen Forschung zur NS-Zeit. Spätestens ab 1942 waren auch sowjetische Kriegsgefangene im Lager Auhof interniert, wie die Fotoserie „Russenlager Auhof“ nachweist. Besonders diese Gruppe von Gefangenen hatte einen besonders niedrigen Status und geringe Überlebenschancen, ihre Mortalitätsrate lag bei 57,8 Prozent.

„Bis dato steht allerdings eine Auseinandersetzung der Johannes-Kepler-Universität mit der Vorgeschichte ihres Standorts aus“ meint KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn als Motiv für den Gemeinderatsantrag. Weder die offizielle Chronik der JKU, noch bei ihrer Gründung verfasste Beiträge nehmen Bezug auf die auf oder neben dem Universitätscampus befindliche Lager: „Natürlich kann argumentiert werden, dass in einer so stark von der NS-Zeit geprägten Stadt wie Linz, historisch belastete Gelände von einer Nutzung nicht ausgeschlossen werden können. Das entbindet aber nicht von der Verpflichtung mit solchen Orten sensibel umzugehen und nicht stillschweigend auf Stätten historischen Unrechts Parkplätze zu betonieren“ so Grünn.

Christopher Frank hat die Hintergründe der Kriegsgefangenenlager auf dem heutigen Uni-Areal in Linz-Auhof aufgearbeitet, die mit Kompetenzverschiebungen zwischen SS und Wehrmacht und teilweise auch mit Arisierungen verbunden waren und stellvertretend für die zeitweise über 40 derartigen Lager im Linzer Stadtgebiet stehen.

Der Antrag der KPÖ umfasst eine Resolution an den Rektor der Johannes-Kepler-Universität, in welcher in Hinblick auf das 50jährige Jubiläum der Universität im Jahre 2016 ersucht wird, Maßnahmen zu einer fundierten Aufarbeitung der Vorgeschichte des Campus bezüglich der NS-Zeit einzuleiten sowie eine würdige und angemessene Form des Gedenkens an die Opfer von Zwangsarbeit auf dem Campus zu finden. Dies soll laut Antrag in Kooperation mit der Stadt Linz erfolgen.


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