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Frauen & Nichtdeutsche ausgeschlossen

  • Mittwoch, 7. Januar 2015 @ 08:00
Antifa „Wir wollen keine Gruppen, die sich nicht von ihrer Forderung nach einem Ariernachweis distanzieren und die Staatsgrenzen von Österreich und Deutschland nicht anerkennen“ erklärte die Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Liste „Für Innsbruck“, eine ÖVP-Abspaltung).

Mit dieser Begründung wurden keine stadteigenen Veranstaltungsräume für ein Treffen der Burschenschaften in der Tiroler Landeshauptstadt im Herbst 2013 zur Verfügung gestellt. Ein Klartext, der auch von anderen Politikern, etwa von LH Pühringer zu wünschen wäre.

Bereits 1896 stellten sich die schlagenden Burschenschaften in Österreich mit den „Waidhofener Beschlüssen“ auch formal auf den „antisemitischen Standpunkt“, indem sie künftig die Aufnahme von Juden in ihre Reihen ausgeschlossen hatten. Diesem Antisemitismus blieben die Burschenschaften ebenso wie ihrem Deutschnationalismus und der Männerbündelei bis heute treu. Noch in den 1960er Jahren rühmten sich Verbindungen „die jüdischen Elemente entfernt“ zu haben oder „seit 1882 judenrein“ zu sein.

Der „PaukComment“ der Wiener pennalen Waffenstudenten legt im Paragraph 4 fest: „Genugtuungsfähig auf Schläger ist jeder ehrenhafte arische Mensch.“ Und die Innsbrucker Suevia argumentierte 1960 gegenüber deutschen Kameraden: „Wir müssen (...) betonen, dass es für die Deutsche Burschenschaft in Österreich unmöglich ist, Nichtdeutsche aufzunehmen. Wir (...) stehen auf dem allein burschenschaftlichen Standpunkt, dass somit auch der Jude in der Burschenschaft keinen Platz hat.“

Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus spielten auch beim Deutschen Burschentag in Eisenach 2011 eine zentrale Rolle, der Eklat um den „Ariernachweis“ drohte die Deutsche Burschenschaft zu spalten. Die um Geschlossenheit bemühte Führung war gegen die reaktionären Kräfte in der 123 Mitgliedsbünde zählenden Verbindungsszene machtlos, berichtete der „Spiegel“ (Spiegel, 18.6.2011).

So wollte die Verbindung Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn einen rassistischen Antrag auf dem Burschentag einbringen wollte, demzufolge nur Söhne von deutschstämmigen Eltern in Mitgliedsburschenschaften des Dachverbandes aufgenommen werden dürften. Weiters wurde der Ausschluss der Verbindung Hansea Mannheim gefordert, weil sie Kai Ming Au, dessen Eltern chinesischer Herkunft sind, aufgenommen hatte. Nach massiver Kritik zog die Burschenschaft die beiden auch als „Ariernachweis“ bezeichneten Anträge noch vor der Verhandlung zurück.

Der Hamburger Verfassungsschutz erwähnte die Deutsche Burschenschaft 2010 nach langer Abstinenz wieder in seinem Bericht und konstatierte, dass immerhin in einem Drittel der Bünde „rechtsextremistische Positionen vertreten“ würden, eine eindeutig rechtsextreme Prägung aber nur „bei wenigen Burschenschaften nachweisbar“ wäre. Im Gegensatz zu Österreich beobachtet in Deutschland der Verfassungsschutz immerhin die Burschenschaften, weil sich darin auch NPD-Kader oder andere Rechtsextremisten tummeln, Holocaust-Leugner zu Vorträgen einladen oder in rechtsextremen Publikationen wie der Jungen Freiheit oder der Deutschen Militärzeitschrift inserieren.

Kritisieren Burschenschaften in Deutschland immerhin „mangelhaftes Demokratieverständnis“ oder „Kokettieren mit nationalsozialistischer Symbolik“ so wird das in Österreich kaum als Problem gesehen. Als Beispiel zitiert der „Spiegel“ den Austro-Burschenschafter Lutz Weinzinger und dessen Auftritt beim Burschentag in Eisenach. In seiner Festrede hatte Weinzinger zwar eingeräumt, dass die Burschenschaften in den vergangenen Jahrzehnten auch Fehler gemacht hätten, „aber andere Völker und Religionen wie der Islam“ nicht fehlerfrei seien. Und Weinzinger relativierte den Fehler von zu viel Nähe der Bundesbrüder zu den Nationalsozialisten mit dem Anspruch „Wir sind aufgerufen für unser Volk zu kämpfen!“

Das wurde bei der anschließenden Feier hinreichend dokumentiert, als die Versammelten mit aller Inbrunst „Von der Maas bis an die Memel - Deutschland, Deutschland über alles“ sangen. Neben dem Alkohol und dem Motto „Ehre, Freiheit, Vaterland“ wohl das verbindende Element der deutschnationalen Burschenschafter.


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