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Landespolitik bagatellisiert den wüsten Antisemitismus Stelzhamers

  • Dienstag, 6. Mai 2014 @ 09:27
News Als Reaktion auf den wachsenden Frust über die neoliberale Globalisierung nehmen die politischen, medialen und auch kommerziellen Bestrebungen zum Missbrauch des Heimatgefühls zu. Im Zusammenhang damit erfolgt auch eine völlig unkritische Lobhudelei auf die oberösterreichische Landeshymne, die zum Inbegriff des oö Lebensgefühls nach dem konservativen bayrischen Motto „Laptop und Lederhosen“ hochstilisiert wird.

Auch wenn man über seine Wortwahl unterschiedlicher Meinung sein kann hat Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder mit seiner Kritik an der Landeshymne (Text: Franz Stelzhamer, Musik: Hans Schnopfhagen) offensichtlich einen wunden Punkt berührt, wie die allergischen Reaktionen der Landespolitik beweisen. Für die KPÖ-Oberösterreich ist dies einmal mehr Anlass ihre Forderung nach Änderung des Textes oder besser noch Abschaffung der 1952 vom Landtag einstimmig gesetzlich verankerten Landeshymne einzutreten.

„Es ist eine Schande, dass der Text der Landeshymne vom bekennenden Antisemiten Franz Stelzhamer stammt“ meint KPÖ-Landessprecher Leo Furtlehner. Im Gegensatz zur etablierten Landespolitik sieht die KPÖ sehr wohl Handlungsbedarf bei der oö Landeshymne, die als einzige deutschsprachige in Mundart gehalten ist.

Die offizielle Landespolitik lässt nach wie vor jegliches Problembewusstsein zum wüsten Antisemitismus von Franz Stelzhamer vermissen. Unabhängig davon ist die Landeshymne „s´ Hoamátgsang“ aber auch ein Ausdruck obrigkeitshöriger, gegen alle emanzipatorischen Bestrebungen gerichteter Unterwürfigkeit, wenn es etwa darin heißt „wiar á Kinderl sein Muader, a Hünderl sein Herrn“ und von engstirnigem Provinzialismus mit Textstellen wie „Dáhoam is dáhoam, wannst net fort muaßt, so bleib“. Das ist zynisch in Hinblick darauf, dass Kenntnisse über diese Semmeltrenzerhymne bei der Prüfung vor der Verleihung einer Staatsbürgerschaft verlangt werden.

Wenn Pühringer meint, man könne den Text nicht abändern, weil er in Mundart geschrieben ist, kann ihm zugestimmt werden. Daher wäre es wohl sinnvoll, überhaupt einen neuen, zeitgemäßen Text zu finden, der dem Anspruch von Weltoffenheit entspricht und die fortschrittlichen Traditionen des Landes von den Bauernkriegen über die ArbeiterInnen- und Rätebewegung bis zum Februaraufstand 1934 und dem antifaschistischen Widerstand reflektiert.

Furtlehner erinnert dazu auch an die schon vor mehreren Jahren erhobenen Vorschläge der früheren SPÖ-Nationalratsabgeordneten Sonja Ablinger und der Grünen-Landessprecherin Maria Buchmayr, einen Wettbewerb auszuschreiben, auch wenn es bei der ganzen Hymnen-Debatte um symbolische Politik geht die keine Priorität bedeutet.

Der Schriftsteller Ludwig Laher macht seit vielen Jahren auf die dunkle Seite des „Landesdichters“ aufmerksam und hat damit einen Anstoß für eine höchst notwendige Debatte über dessen rabiaten Antisemitismus geliefert. Ähnlich wie der nach wie vor von der FPÖ und dem ihr nahestehenden Turnerbund als Idol gepflegte „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn agierte der gerne als „lustige Franzl aus Piesenham“ dargestellte Stelzhamer extrem fremdenfeindlich und war mit seiner Haltung ein geistiger Vorläufer des NS-Faschismus und dessen Vernichtungspolitik.

Für Stelzhamer waren Welsche, Slawen, Zigeuner, Windische und natürlich Juden ein klares Feindbild. Stelzhamer vertrat einen auch über die für die damalige Zeit weit hinausgehenden besonders wüsten biologischen Antisemitismus, der Juden als Ungeziefer, ergo als zu vernichten darstellte: „Das kann bei der Betrachtung der Landeshymne, deren Text von Stelzhamer stammt, nicht ausgeblendet werden, auch wenn der Text der Landeshymne selbst keine solchen Aspekte aufweist“ meint Furtlehner.

Eine kritische Auseinandersetzung mit Stelzhamer verlangt die KPÖ auch in Hinblick auf die zahlreichen nach dem antisemitischen Dichter benannten Straßen und Plätze (78 in ganz Österreich, davon 68 in Oberösterreich) sowie die ihm gewidmeten Denkmäler. Im Linzer Gemeinderat wurde diese Frage 2011 von der KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn durch einen Antrag thematisiert, der jedoch an der Stimmenthaltung der SPÖ gescheitert ist, die damit ähnlich wie bei der Kritik am „Turnvater“ Jahn der FPÖ die Mauer macht.


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