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Kritische Auseinandersetzung mit Antisemitismus notwendig

  • Montag, 23. April 2012 @ 08:43
News Die Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Rings in Wien müsste eigentlich auch für die Linzer SPÖ ein Anstoß für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus von Friedrich Ludwig Jahn und Franz Stelzhamer sein, denen nach wie vor Denkmäler und Straßen in Linz gewidmet sind, meint KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn.

In Wien wurde jetzt zusätzlich zur Umbenennung des Lueger-Rings beschlossen laut dem 2009 ausgerufenen Open Call des „Arbeitskreises zur Umgestaltung des Lueger-Denkmals in ein Mahnmal gegen Antisemitismus und Rassismus“ und einem 2011 erschienenen „Handbuch zur Umgestaltung des Lueger-Denkmals“ dieses Monument in Schieflage zu versetzen. Damit soll auf den problematischen Umgang der Stadt Wien mit ihrer antisemitischen Vergangenheit aufmerksam gemacht werden. Durch den Eingriff soll der vertikale Charakter des Monuments gebrochen und der Mythos um Lueger hinterfragt werden.

Wie die Israelitische Kultusgemeinde betont, bereitete die antisemitische verbale Hetze, wie sie von Politikern vom Schlage Luegers, Schönerer und anderen betrieben wurde, den Weg für den Rassenantisemitismus der Nationalsozialisten. Die Schieflage des Denkmals soll eine Warnung an Politiker unserer Tage darstellen, die sich in der Tagespolitik in leichtfertiger und verwerflicher Weise antisemitischer, rassistischer und fremdenfeindlicher Parolen bedienen.

„Mit den nach Jahn und Stelzhamer gewidmeten Denkmälern und Straßen hat auch Linz vergleichbare Schandflecke“, meint KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn. So hat Jahn „Juden und Pfaffen“, aber auch „Polen und Franzosen“ für „Deutschlands Unglück“ gehalten. Er forderte die „Verbannung jeder Ausländerei“, ja selbst die „Ausmerzung“ nicht-deutscher Vornamen“. Jahn trat nach dem Motto „Je reiner ein Volk, desto besser, je vermischter, je bandenmäßiger“ für Rassereinheit ein, idealisierte das „deutsche Wesen“ und war von wildem, überspitzten Hass gegen alles „Welsche“ erfüllt. Von ihm inspiriert verbrannten Burschenschafter 1817 die ersten „undeutschen“ Bücher. Seine Losung „Ein Volk, ein Reich“ wurde von den Nazis passend um „ein Führer“ ergänzt.

Ähnlich der gerne als „lustige Franzl aus Piesenham“ dargestellte Stelzhamer, für den Welsche, Slawen, Zigeuner, Windische und natürlich Juden ein klares Feindbild waren. Der Schriftsteller Ludwig Laher hat auf diese dunkle Seite Stelzhamers aufmerksam gemacht und damit einen Anstoß für eine höchst notwendige Debatte über dessen rabiaten Antisemitismus geliefert. Sowohl Jahn als auch Stelzhamer waren Exponenten einer exzessiver Fremdenfeindlichkeit und eines wilden Antisemitismus. Vor allem Stelzhamer vertrat einen auch über die für die damalige Zeit weit hinausgehenden biologischen Antisemitismus, der Juden als Ungeziefer, ergo als zu vernichten darstellte.

Der Schriftsteller Heinrich Heine hat aber schon 1823 zu den von Jahn inspirierten und von den deutschnationalen Burschenschaften in die Tat umgesetzten ersten Bücherverbrennungen geschrieben: „Das war ein Vorspiel nur – dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Es ist bemerkenswert, wie visionär Heine schon rund 120 Jahre zuvor die Bestialität des NS-Regimes und die Massenvernichtung in den Konzentrationslagern und Gaskammern vorhergesehen hat.

„Ein selbstkritischer Umgang mit der eigenen Geschichte verlangt eine aktive Auseinandersetzung mit solchen Einrichtungen“ so Grünn. Mit einem Antrag im Gemeinderat regte die KPÖ bereits am 7. April 2011 an, ein geeignetes Konzept für einen kritischen Umgang mit Denkmälern, Verkehrsflächen oder öffentlichen Gebäuden die einen faschistischen, fremdenfeindlichen oder antisemitischen Bezug haben zu entwickeln. Wie bereits früher ähnliche Anträge der Grünen zum Jahn-Denkmal scheiterte leider auch diese Initiative an der demonstrativen Stimmenthaltung der SPÖ.

Beschämend dabei ist, dass es in den von SPÖ-Bürgermeistern geführten Städten Wels und Salzburg sehr wohl möglich war, dort vorhandene Jahn-Denkmäler mit Zusatztafeln zu versehen: „In Linz hat offenbar die Liebedienerei vor der mit dem Turnerbund untrennbar verbandelten FPÖ Vorrang vor den in Sonntagsreden verkündeten antifaschistischen Bekenntnissen der Sozialdemokratie“, so Grünn abschließend.


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