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Henriette-Haill-Weg in Linz-Pichling beschlossen

  • Donnerstag, 18. August 2011 @ 11:46
News Erfreut ist KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn, dass nunmehr vom Linzer Stadtsenat am 17. August 2011 die Benennung eines „Henriette-Haill-Weges“ im Stadtteil Pichling beschlossen wurde. Damit hat eine von ihr Ende 2010 gestartete Initiative zur Benennung öffentlicher Einrichtungen nach Frauen deren Repräsentation in der Öffentlichkeit zu verstärken einen Erfolg gebracht.

57 Persönlichkeiten, vor allem Kulturschaffende, hatten eine Initiative von Grünn unterstützt, den im Zuge der Neugestaltung des Gevierts Landstraße-J.K.Vogel-Straße-Hessenplatz-Bismarckstraße im Innenhofbereich errichteten öffentlich zugänglichen Park nach der Linzer Schriftstellerin Henriette Haill (1904-1996) zu benennen.

Auf der Liste der UnterstützerInnen befanden sich unter anderem die Schriftsteller Erich Hackl, Ludwig Laher, Walter Pollak und Walter Kohl, die Haill-Biographin Christine Roiter und der Sänger Hans-Eckart Wenzel (er hat Texte von Henriette Haill vertont), die Lichtkünstlerin Waltraud Cooper, die Musiker Peter Androsch und Huckey Renner (Texta), der Cartoonist Gerhard Haderer, die Verleger Franz Steinmaßl und Christian Thanhäuser, die Historiker Rudolf Ardelt, Michael John und Hans Hautmann, Kunstuniversität-Rektor Reinhard Kannonier, der frühere Linzer Bürgermeister Hugo Schanovsky, Frauenstadträtin Eva Schobesberger, das Autonome Frauenzentrum und FIFTITU% und viele andere.

Gemeinsam mit Frauenstadträtin Eva Schobesberger und der Haill-Biographin Christine Schmidhofer stellte Gemeinderätin Gerlinde Grünn am 21. Februar 2011 diese Initiative Bürgermeister Franz Dobusch vor: „Leider hat der Bürgermeister den Vorschlag diesen zentral gelegenen Park nach einer Frau zu benennen nicht aufgegriffen“, berichtet Grünn. Als Ergebnis der Vorsprache gab es jedoch die Zusage, dass eine der nächsten Straßenbenennungen nach Henriette Haill erfolgen wird die nun realisiert wird.

Henriette Haill wurde am 27. Juni 1904 geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen in einer Arbeiterfamilie am Römerberg auf. Sie absolvierte eine Schneiderlehre und arbeitete später als Dienstmädchen und Hilfsarbeiterin in einer Waffelfabrik. Mit ihrem Gefährten Hans Kerschbaumer reiste sie jahrelang durch Europa. Seit ihrer Jugend war Henriette Haill literarisch tätig. Dem Erleben auf der Landstraße verdanken wir ihre schönsten Landschafts- und Naturgedichte und einfühlsam hat sie die Erfahrungen von Vagabunden und Stromern nachempfunden.

Nach dem Februar 1934 erfolgten bei ihr Hausdurchsuchungen. Während der Naziherrschaft musste sie miterleben, wie ihre besten Freunde in KZs und Gefängnissen litten und umgekommen sind. Wie durch ein Wunder blieb sie unbehelligt. Im letzten Kriegsjahr zog sie mit ihren vier Kindern zum Schutz vor der Verfolgung durch die Nazis ins Mühlviertel. Ihre Manuskripte konnte Henriette Haill verstecken. Ein Teil ging trotzdem verloren.

1946 veröffentlichte Henriette Haill ihren ersten Gedichtband. Sie war Gründungsmitglied der „Mühlviertler Künstlergilde“ und Redakteurin deren Zeitschrift. Ihre Dialektgedichte sind von inniger Wärme gekennzeichnet und ihre Literatur war immer sozial engagiert. Viele ihrer Gedichte bringen die bittere Romantik der Landstraße zum Ausdruck. Vor allem aber war sie auch als Erzählerin erfolgreich. Gedichte von Henriette Haill wurden von Hans-Eckardt Wenzel vertont.

Der Schriftsteller Erich Hackl schreibt: „Henriette Haill war in fünffacher Weise dazu bestimmt, von der literarischen Öffentlichkeit übersehen zu werden: aufgrund ihrer ärmlichen Herkunft; aufgrund ihrer kommunistischen Gesinnung; aufgrund ihrer Zuwendung zur geographischen wie sozialen Peripherie; aufgrund ihres Geschlechts; aufgrund ihrer Bescheidenheit.“ Henriette Haill starb nach langer schwerer Krankheit am 22. Februar 1996 in Linz im 92. Lebensjahr.

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