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Eigruber gab den Mordbefehl

  • Sonntag, 8. Mai 2011 @ 17:52
Geschichte Ansprache von KPÖ-Landessprecher Leo Furtlehner bei der Kranzniederlegung an der Gedenktafel für Sepp Teufl im Rahmen der Befreiungsfeier am 8. Mai 2011.

Im Programm des Mauthausen-Komitees Österreich für die heutige Befreiungsfeier werden Gedenken an Richard Bernaschek und Leopold Figl ausgewiesen. Ob es Absicht oder Zufall ist, dass vergessen wurde eines Repräsentanten der KPÖ als der dritten Gründerpartei der 2. Republik die zudem die größten Opfer im Kampf gegen den Faschismus gebracht hat zu gedenken sei dahingestellt.

Daher wollen wir mit dieser Kranzniederlegung und Kundgebung bei der Gedenktafel für Sepp Teufl eines jener Widerstandskämpfer gedenken, die ihren Widerstand gegen das „Netzwerk des Terrors“, gegen den NS-Faschismus, nicht nur mit Verfolgung und Haft, sondern letztlich mit dem Leben bezahlen mussten.

Sepp Teufl, 1904 geboren, von Beruf Maschinenschlosser, zuerst in den Steyrwerken, ab 1929 in der Linzer Tabakfabrik tätig, seit 1933 Landesobmann der KPÖ, war ein Optimist. In seinem letzten Brief aus dem KZ Mauthausen schrieb er am 30. März 1945 an seine Familie „Meine Rechnung geht jetzt bis zum ersten Mai“. Er wusste, dass es mit dem Hitlerregime zu Ende ging. Aber seine Hoffnung ging nicht in Erfüllung, er erlebte nicht mehr wie am 5. Mai die ersten Einheiten der US-Army das KZ Mauthausen befreiten.

Der Nazi-Gauleiter Eigruber, eine der treuesten Vasallen Hitlers, befahl am 27. April per Funkbefehl die Ermordung der als „Welser Gruppe“ bekannten 42 Antifaschisten an: „Ich ordne an, dass sämtliche Linzer und Welser Kommunisten, die am 7. September 1944 verhaftet wurden, sofort zu liquidieren sind, denn im vorübergehenden Falle eines Einbruches der Alliierten könnten sie diesen von guten Diensten sein." Eigruber brachte damit die Angst der Nazis vor Menschen wie Sepp Teufl zum Ausdruck. Sein Mordbefehl macht auch den großen personellen Aderlass deutlich, von dem gerade die KPÖ betroffen war, die im Kampf gegen den Faschismus über 2.000 ihrer Mitglieder verlor.

Was hatten Sepp Teufl und seine Mitstreiter getan, das die Nazis so in Rage setzte? Sie hatten keine Bomben gelegt, sie hatten nicht mit der Waffe gekämpft und sie hatten auch keine Sabotageakte begangen.

Ihr Verbrechen bestand darin, vom Naziregime verfolgte WiderstandskämpferInnen zu verstecken, den Angehörigen inhaftierter oder ermordeter AntifaschistInnen zu helfen, Gelder für Unterstützungsaktionen zu sammeln, Flugblätter zu verbreiten, in denen die Hoffnung und Gewissheit auf das baldige Ende der Naziherrschaft und das Wiedererstehen eines unabhängigen Österreich zum Ausdruck gebracht wurde. Fernab von falschem Heldenpathos war es ihr widerständiger Geist, ihre hartnäckige Weigerung sich dem Diktat des Faschismus zu unterwerfen, der die Naziführer in solche Wut versetzte, dass sie mit dem Mordbefehl reagierten.

Während im März 1938 und in den Jahren danach hunderttausende ÖsterreicherInnen aus voller Brust „Heil Hitler“ geschrieen haben und in die Verbrechen des Nazifaschismus verstrickt waren von denen sie nach 1945 nichts mehr wissen wollten, haben sich Teufl und seine GenossInnen bewusst gegen diesen Terror gestellt. Sie haben damit den Auftrag des „Moskauer Memorandums“ der Alliierten von 1943 nach einem „eigenen Beitrag“ als Voraussetzung für die Befreiung Österreichs geleistet. Sie haben fernab von falsch verstandenem Heldenpathos das getan, was für sie selbstverständlich war „wir können nicht warten, bis uns andere befreien, wir müssen selbst etwas dazu beitragen“.

Daher kann und darf es kein Ende der Debatte über die Nazi-Ära geben: Es kann und darf nicht akzeptiert werden, dass sich nach 1945 die Täter als Opfer deklariert haben und im Zuge der Restauration wieder in Amt und Würden gelangt sind. Es kann nicht akzeptiert werden, den Mantel des Schweigens über die Mitverantwortung zigtausender ÖsterreicherInnen an den Verbrechen des Nazifaschismus zu breiten. Es darf nicht akzeptiert werden, dass die WiderstandskämpferInnen vom politischen Establishment schon bald nach 1945 entgegen dem antifaschistischen Grundauftrag aus dem politischen Leben verdrängt und dass die wirklichen Opfer jahrzehntelang auf Anerkennung und Entschädigung warten mussten.

Und es kann und darf nicht akzeptiert werden, dass entgegen den eindeutigen Verpflichtungen des NS-Verbotsgesetzes und des Staatsvertrages neonazistische, rechtsextreme, antisemitische und fremdenfeindliche Umtriebe von der Exekutive und Justiz mit größter Nachsicht behandelt werden. Umso mehr brauchen wir eine starke und aktive Antifa-Bewebung die den nötigen Druck zum Handeln erzeugt. Als KPÖ leisten wir unseren Beitrag dazu.

In diesem Sinne ehren wir mit der heutigen Kundgebung bei der vor zehn Jahren 2001 errichteten Gedenktafel für Sepp Teufl mit ihm stellvertreten den antifaschistischen Widerstand und bekräftigen einmal mehr: Ehre ihrem Andenken! Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Wehret den Anfängen!


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