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KPÖ thematisiert "braune Flecken" in Linz

  • Dienstag, 5. April 2011 @ 10:03
News Einen Auftrag an das Stadtarchiv, ein geeignetes Konzept für einen kritischen Umgang mit Denkmälern, Verkehrsflächen oder öffentlichen Gebäuden die einen faschistischen, fremdenfeindlichen oder antisemitischen Bezug haben zu entwickeln beantragt KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn bei der nächsten Gemeinderatssitzung am 7. April 2011.

Wie in anderen Gemeinden und Städten gibt es auch in Linz verschiedene Denkmäler oder nach Personen benannte Verkehrsflächen oder öffentliche Gebäude, die durch ihren Bezug zum Nationalsozialismus oder zu ausgeprägter Fremdenfeindlichkeit oder Antisemitismus kritisch zu betrachten sind. Beispiele dafür sind etwa die im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Volksgartens relevanten Denkmäler für Friedrich Ludwig Jahn und Franz Stelzhamer sowie die nach den beiden Personen benannten Straßen bzw. Schulen oder auch das Pionier-Denkmal im Donaupark, so Gemeinderätin Grünn.

So hat Jahn „Juden und Pfaffen“, aber auch „Polen und Franzosen“ für „Deutschlands Unglück“ gehalten. Er forderte die „Verbannung jeder Ausländerei“, ja selbst die „Ausmerzung“ nicht-deutscher Vornamen“. Jahn trat nach dem Motto „Je reiner ein Volk, desto besser, je vermischter, je bandenmäßiger“ für Rassereinheit ein, idealisierte das „deutsche Wesen“ und war von wildem, überspitzten Hass gegen alles „Welsche“ erfüllt. Von ihm inspiriert verbrannten Burschenschafter 1817 die ersten „undeutschen“ Bücher. Seine Losung „Ein Volk, ein Reich“ wurde von den Nazis passend um „ein Führer“ ergänzt.

Ähnlich der gerne als „lustige Franzl aus Piesenham“ dargestellte Stelzhamer, für den Welsche, Slawen, Zigeuner, Windische und natürlich Juden ein klares Feindbild waren. Der Schriftsteller Ludwig Laher hat auf diese dunkle Seite Stelzhamers aufmerksam gemacht und damit einen Anstoß für eine höchst notwendige Debatte über dessen rabiaten Antisemitismus geliefert. Sowohl Jahn als auch Stelzhamer waren Exponenten einer exzessiver Fremdenfeindlichkeit und eines wilden Antisemitismus. Vor allem Stelzhamer vertrat einen auch über die für die damalige Zeit weit hinausgehenden biologischen Antisemitismus, der Juden als Ungeziefer, ergo als zu vernichten darstellte.

Das Pionierdenkmal im Donaupark wurde 1936 vom Architekten Alexander Popp entworfen und vom Bildhauer Wilhelm Frass ausgeführt, 1936 bis 1939 nächst der Donaubrücke aufgestellt, für den Neubau der Nibelungenbrücke abgetragen und dann 1963 auf dem neu errichteten Hochwasserschutzdamm wieder aufgestellt. Sowohl Popp als auch Frass waren bereits vor 1938 Mitglied der illegalen NSDAP und machten in der NS-Ära rasch Karriere.

„Ein selbstkritischer Umgang mit der eigenen Geschichte verlangt eine aktive Auseinandersetzung mit solchen Einrichtungen“ meint KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn. So wurde in der „Welser Erklärung“ einer antifaschistischen Konferenz von 1995 dazu auf verschiedene Möglichkeiten, von der Entfernung solcher „brauner Flecken“ über die Umbenennung bei Verkehrsflächen bis zur Anbringung von Zusatztafeln oder Ergänzungen um auf die jeweilige Problematik aufmerksam zu machen, hingewiesen.

Beispiele in anderen Städten zeigen, dass dazu verschiedene Möglichkeiten bestehen. Etwa die Umbenennung der Moritz-Etzold-Halle in Wels und Anbringung einer Zusatztafel beim dortigen Jahn-Denkmal. Oder die Debatte über eine Schieflage für das Lueger-Denkmal in Wien. Oder die Anbringung eines Zusatzes bei der Dollfuss-Gedenktafel im Neuen Dom in Linz: „Auch für Linz stellt sich die Aufgabe einen angemessenen kritischen Umgang mit solchen Denkmälern etc. zu finden“, so Grünn abschließend.

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