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Aktiver Antifaschismus ist notwendig

  • Sonntag, 9. Mai 2010 @ 19:15
Antifa Liebe Antifaschistinnen, liebe Antifaschisten,
liebe Genossinnen, Liebe Genossen,

Seit 2001 treffen wir uns hier bei der vom KZ-Verband und der KPÖ initiierten Gedenktafel für die „Welser Gruppe“ um deren 42 Gerechten zu gedenken. Was damals geschah, verarbeitete die Schriftstellerin Eugenie Kain, die noch letztes Jahr hier unter uns war, in ihrem Roman „Flüsterlieder“:

„In Wien war bereits die Proklamation zur Unabhängigkeit Österreichs unterschrieben worden. In Mauthausen wurde noch vergast. Am 28. April wurden 42 Männer umgebracht. Einer davon war der Onkel. Im Herbst 1944 waren die Männer ins Konzentrationslager gebracht worden. Politische Häftlinge, die in der Welser Gruppe Widerstand geleistet hatten und von einem Spitzel verraten worden waren. Am 28. April wurden die Männer vergast. Am 29. April wurden in der Gaskammer der Einfühlstutzen, das Rohr mit dem Schlitz und der Ventilator abmontiert. Beschädigte und verkratzte Fliesen wurden ersetzt. Am 5. Mai rückten die ersten Amerikaner im KZ Mauthausen ein. Der Onkel war nicht mehr verbrannt worden, sondern außerhalb des Lagers verscharrt.“

Was hatten diese Männer getan? Sie hatten Flugblätter verteilt, Geld für Hilfsmaßnahmen gesammelt, verfolgte Menschen versteckt und sie hatten den Auftrag der Moskauer Deklaration von 1943 ernst genommen, die einen aktiven Beitrag zur Befreiung vom Faschismus einforderte. Sie bewiesen Courage und wurden in einem brutalen Akt des letzten Atemzuges des niedergerungenen NS-Regimes ums Leben gebracht.

Erinnerungen, die im Faktischen von Jahreszahlen und Chronologien erstarrt, sind kontraproduktiv. Erinnerungsarbeit die Vergangenes ohne Bezug zur Gegenwart vermittelt, ist falsch. Das antifaschistische Erbe des europäischen Widerstandskampfes ist gefährdet. Revisionistische Geschichtsproduktionen, die eine unzulässige Gleichmacherei von Opfern und Tätern forcieren, den Faschismus als abgeschlossenes historisches Phänomen des 20. Jahrhunderts verortet und antikommunistische Reflexe bedienen, sind auf dem Vormarsch.

Es liegt an uns unsere Geschichte nicht nur zu verwalten, sondern sie durch den Bezug zur Gegenwart mit Leben und Bedeutung zu erfüllen. Aktiver Antifaschismus heute heißt allen rechtsextremen, rassistischen, antisemitischen und sozialdemagogischen Aktionen entschieden entgegenzutreten.

Die Verhinderung der Kandidatur der Nationalen Volkspartei bei den oö Landtagswahlen oder die Forderung der KPÖ nach dem Verbot der NVP sind dafür nur ein Beispiel. Die Verteidigung des NS-Verbotsgesetzes, der Säule des antifaschistischen Verfassungsauftrages der 2. Republik, gegen die Angriffe von rechts und konservativer Kreise wie etwa dem Wiener Akademikerbundes ein anderes.

Mein Antrag zur Bestärkung des NS-Verbotsgesetzes im Linzer Gemeinderat wurde mit den Stimmen aller Parteien bis auf FPÖ und BZÖ angenommen. Das ist bezeichnend für die enge Verstrickung der FPÖ mit der rechtsextremen Szene. Wenn heute wieder viele antifaschistische Sonntagsreden geschwungen werden, bleiben sie lediglich Worthülsen, wenn im politischen Alltagsgeschäft wieder fest mit der FPÖ gepackelt wird und so wie in Linz ein prononcierter Rechter Stadtrat mit demnächst eigener Stadtwache werden kann.

In diesem Sinn ehren wir mit der heutigen Kundgebung den antifaschistischen Widerstand und bekräftigen: Ehre ihrem Andenken! Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Wehret den Anfängen!

Ansprache von KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn bei der Kundgebung bei der Gedenktafel für die 42 Antifaschisten an der Klagemauer im KZ Mauthausen am 9. Mai 2010


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