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Städtische Jugendzentren aufwerten statt aushungern

  • Montag, 22. Februar 2010 @ 10:57
News „Ohne Alternativen anzubieten will die ÖVP mit einem Antrag zur Evaluierung der Linzer Jugendzentren diese Einrichtungen gezielt in ein schlechtes Licht rücken“, meint die Linzer KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn. Der ÖVP-Antrag wurde bei der letzten Gemeinderatssitzung gegen die Stimme der KPÖ dem Sozial- und Integrationsausschuss zugewiesen.

Die ÖVP will vor allem die Leistungsvereinbarung der Stadt mit dem Verein Jugend und Freizeit über den „Betrieb von Jugend-, Beratungs- und Betreuungsangebote in den Stadtteilen, Stadtteilbelebung durch Jugendaktivitäten und Projekte für Jugendliche“ laut Gemeinderatsbeschluss vom 21. September 2006 überprüfen, hält sich aber mit ihren Vorstellungen und Alternativen auffallend zurück.

Wenn die ÖVP beklagt, dass laut einer Umfrage 65 Prozent der 14- bis 18jährigen erklären die städtischen Jugendzentren nicht zu besuchen, so bedeutet das jedoch im Umkehrschluss auch, dass 35 Prozent diese Einrichtungen sehr wohl frequentieren. Unterschlagen wird von der ÖVP zudem, dass als Zielgruppe für die Jugendzentren die Altersgruppe von zwölf bis 23 Jahre gilt.

Als Aufhänger nimmt die ÖVP, dass laut Jahresbericht die 13 Jugendzentren pro Tag durchschnittlich "nur" von jeweils 36 Jugendlichen besucht werden. Allerdings entspricht das durchaus der Leistungsvereinbarung und ist ein fast schon zu hoher Wert, wenn qualitativ hochwertige Jugendarbeit mit einem angemessenen Betreuungsschlüssel passieren soll.

Die KPÖ weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass - wie so oft in der sozialen Arbeit - auch der Verein Jugend und Freizeit unter dem Grunddilemma leidet, dass bei Vergrößerung der Anforderungen die finanzielle und damit personelle Ausstattung gleich bleibt bzw. sogar sinkt. Dies führt zu steigendem Leistungsdruck, hoher Fluktuation, Langzeitkrankenstände, Burn-Out, der Ersetzung von Fachkräften durch PraktikantInnen und Demotivierung. Die Einführung des mit deutlichen Gehaltsverlusten verbundenen BAGS-Kollektivvertrages verstärkt diese Entwicklung. Diese Probleme will die ÖVP offensichtlich zum Anlass nehmen, nicht etwa mehr Qualität, bessere Ausstattung und höhere Standards zu fordern, sondern gegen die städtischen Jugendzentren - ganz einseitig betriebswirtschaftlich - mit dem Verdacht der mangelnden Effizienz vorzugehen. Bei einer solchen Vorgehensweise drängt sich für die KPÖ hingegen eher der Verdacht auf, dass die ÖVP die städtischen Jugendzentren zugunsten privater Einrichtungen eliminieren will.

Unterstützung dafür findet sie bei den Rechtsaußen-Parteien FPÖ und BZÖ, die wieder einmal völlig untragbar, ideologisch-ausgrenzend argumentieren: So hat sich der FPÖ-Gemeinderat Raml gegen die Linzer Jugendzentren in jetziger Form mit dem Argument ausgesprochen, dass in den Linzer Jugendzentren ohnehin nur „Randgruppen“ betreut würden. Womit er wohl Jugendliche mit migrantischem Hintergrund, Punks, "Alternative", etc. meint, die neben den sog. "normalen" Jugendlichen diese Angebote in Anspruch nehmen. Und der BZÖ-Mandatar Reiman verlangte in einem Zusatzantrag die Einbeziehung „unabhängiger Personen“, obwohl es ohnehin auch zahlreiche Jugendzentren von kirchlichen, gewerkschaftlichen und sonstigen Gruppierungen gibt die von der Stadt gefördert werden.

ÖVP, FPÖ und BZÖ unterliegen hier freilich ohnehin einem grundsätzlichen Trugschluss, wenn sie fordern, dass die Jugendzentren von allen Jugendlichen frequentiert werden müssten. Das ist in Hinblick auf umfassende kommerzielle Angebote zur Freizeitgestaltung und der Existenz nicht-städtischer Einrichtungen eine Illusion und nur Vorwand um die städtischen Einrichtungen in Frage zu stellen.

Die Arbeit der Jugendzentren ist gerade in Hinblick auf eine aktive Sozialarbeit wichtig: „Ich hoffe doch nicht, dass die berüchtigten Saufgelage der Jungen ÖVP, die Betreuung durch die von der FPÖ forcierten Stadtwache oder die vom BZÖ präventiv für sogenannte Schwererziehbare geforderten Respekt-Camps eine Alternative darstellen sollen.“ so Grünn und fordert eine Aufwertung der städtischen Jugendzentren statt deren Aushungerung.

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