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Uni Linz immer stärker zum Anhängsel der Konzerne und Banken degradiert

  • Mittwoch, 21. Oktober 2009 @ 15:30
News Die kürzlich stattgefundene Eröffnung des „Sciene-Park“ hat die immer stärkere Degradierung der Linzer Johannes-Kepler-Universität zum direkten Anhängsel der Konzerne und Banken verdeutlicht, meint KPÖ-Landessprecher Leo Furtlehner. Das Forschungszentrum mit seinen einschlägig auf die Industrie ausgerichteten Schwerpunkten dient als Schnittstelle zur Wirtschaft. Wie Uni-Vizerektorin Gabriele Kotsis unverhüllt erklärte sieht sich die Linzer Universität „der industriellen, anwendungsorientierten Forschung verpflichtet“. Dementsprechend investierten etwa die voestalpine in die Mechatronik, Infineon in die Halbleitertechnik und Borealis in die Kunststofftechnik.

An der 1966 gegründeten Linzer Uni werden heute bereits 30 Prozent der Forschungsgelder als Drittmittel von der Wirtschaft aufgebracht. Die Behauptung, dies sei kein „Widerspruch zu einer unabhängigen Forschung“ und es gäbe „keine Vorgaben“ ist daher ebenso wenig glaubwürdig wie die Annahme, die auf Betreiben von Raiffeisen & Co. eingerichteten und mitfinanzierten Bankeninstitute würden nicht maßgeschneidert das Personal für die Linzer Großbanken liefern. Raiffeisen-Boss Ludwig Scharinger sieht sich als Vorsitzender des Universitätsrates sowieso als „Hausherr“ der regelmäßig „seine“ Universität inspiziert.

Die Entwicklung solcher von Uni-Rektor Richard Hagelauer bejubelter „strategischer Allianzen“ degradiert die Universitäten zunehmend auf die Ebene der Fachhochschulen, für welche etwa Rotax oder Petronas als Auftraggeber fungieren. Rektor Hagelauers Ansage die Kepler-Universität als „Priorität Nummer eins“ in Richtung Technik zu entwickeln um die Region mit „hochqualifizierten Arbeitskräften zu versorgen“ mag zwar für die Betroffenen und die jeweiligen Unternehmen gut sein, steht aber in einem immer krasseren Gegensatz zu fundamentalen Ansprüchen einer auf Allgemeininteressen ausgerichteten Hochschulpolitik die unter neoliberalen Vorzeichen nicht marktförmige, vor allem geisteswissenschaftliche Studienrichtungen umso leichter als „Orchideenfächer“ entsorgen kann.

Maßgeblich mit zu dieser Entwicklung beigetragen hat die Umwandlung der Universitäten zu Unternehmen, die sich unter anderem in der Verschulung derselben, dem Ruf nach Wiedereinführung der unsozialen Studiengebühren und der verstärkten Finanzierung durch Drittmittel ausdrückt: „Die Umwandlung der Universitäten in Unternehmen findet ihren negativen Ausdruck in einer Abwertung von Grundlagenforschung und universeller Bildung“ kritisiert Furtlehner.

Maßgeblich sind unter der Fuchtel der Kapitalinteressen der Trend zur Verschulung, das schnelle Studium und die Negierung philosophischer Reflexe, was nach dem Philosophen Konrad Paul Liessmann zu einer „Theorie der Unbildung“ führt. Politik und Industrie forcieren ein auf die Matura draufgesetztes Spezialwissen, faktisch maßgeschneiderte Studierende im Korsett der Spezialisierung, also „Studenten von der Stange“ (Gerfried Sperl). Eine Trendwende in der Hochschulpolitik ist daher nach Meinung der KPÖ dringend notwendig.

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