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Unangenehme Wahrheiten

  • Mittwoch, 7. Oktober 2009 @ 14:18
Österreich Den Spiegel im doppelten Sinne hält Marion Kraske, bis 1999 „Spiegel“-Korrespondentin in Österreich, der österreichischen Politik in ihrem Buch „Ach Austria! Verrücktes Alpenland“ vor. Sie meint etwa in aller Deutlichkeit, dass in der Kärntner Ortstafelfrage „eindeutig der Bundeskanzler“ gefragt wäre.

Kraske vermißt bei den Großparteien eine „Grenzziehung gegenüber den Rechtsparteien“ FPÖ & Co. und warnt vor einem „gefährlichen Normalisierungsprozess“, ja sogar einer „Appeasementpolitik“ wie sie vor dem 2. Weltkrieg die Westmächte gegenüber Hitlerdeutschland betrieben haben.

Während in Deutschland eine klare Abgrenzung gegenüber der rechtsextremen NPD völlig selbstverständlich ist, hat man in Österreich „diese Schmuddelkinder … mitten in der Gesellschaft sitzen“ so Kraske und verweist auf die Wahl des 3. Parlamentspräsidenten Graf durch ÖVP- und auch SPÖ-Abgeordnete.

Das österreichische Bewußtsein ist „immer noch geprägt von Führersehnsucht und Fremdenabwehr“. Dazu hat wohl auch mitgespielt, dass Österreich anders als Deutschland sehr lange gebraucht hat, bis es sich „zu einer Mitschuld an den Nazigräueln bekannte“ und noch heute sich viele ÖsterreicherInnen als „Opfer Hitlers“, was besonders für die (Mit-)TäterInnen gilt.

Kraske verweist mit Besorgnis darauf, dass 43 Prozent der ÖsterreicherInnen meinen, man sollte Ausländern hierzulande jede politische Betätigung untersagen und die Hälfte dafür ist sie in ihre Heimat zurückzuschicken, wenn in Österreich die Arbeitsplätze knapp werden.

Nirgendwo ist die „Europhobie so stark ausgeprägt wie in Österreich“ meint Kraske und führt das vor allem auch auf die „ressentimentgeladene Berichterstattung mancher Medien“ zurück. Die „Krone“ läßt grüßen. Statt Offenheit setzt die österreichische Politik auf „weitere Verschärfungen im Fremdenrecht“. Die „grandiose Melange der verschiedensten europäischen Sprachen, eine Reminiszenz an die k.u.k. Monarchie“ wird von den Einheimischen „paradoxerweise nicht geschätzt“, eine Chance vertan.

Kraskes Kritik richtet sich nicht gegen die österreichischen Menschen, sondern gegen die politische Kultur. Freilich haben die ÖsterreicherInnen gerade mit der Kritik ein Problem, die man „schnell übel nimmt“. Mit einer gesellschaftspolitischen Streitkultur tun sich die meisten schwer, „man wird lieber untergriffig, statt auf den Inhalt der Aussagen“ einzugehen, resümiert Kraske.

Marion Kraske, Ach Austria! Verrücktes Österreich, Molden, 2009, 240 Seiten, 19.95 Euro

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