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Wunderland entzaubert

  • Mittwoch, 20. Mai 2009 @ 14:46
Kapital Jahrelang wurde Oberösterreich als das Wunderland der Innovation propagiert, das Zauberwort dafür war vor allem die Autozulieferindustrie. Eine im Vergleich zu den anderen Bundesländern niedrige Arbeitslosenrate, von manchen voreilig sogar als Vollbeschäftigung interpretiert und eine extreme Exportorientierung waren die Markenzeichen dafür. Die sich beginnend im Herbst 2008 rasant zu einer allgemeinen Wirtschaftskrise ausgewachsene Finanzkrise hat die Sonntagsreden der Prediger des Neoliberalismus, egal ob LH Pühringer, WKO-Chef Leitl oder Raiffeisen-Boss Scharinger allerdings rasch entzaubert.

Per Ende April rangierten gleich sieben der 18 oö Bezirke bei den bundesweiten Spitzenreitern mit der größten Zunahme der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr, allen Voran Braunau mit einem plus von gleich 104,7 Prozent, aber auch Steyr mit 83,1, Vöcklabruck mit 75,3, Wels mit 58,9, Perg mit 54, Gmunden mit 51,6 und Grieskirchen mit 50,7 Prozent gehören dazu.

Bundesweit ist die Arbeitslosigkeit in Jahresfrist von 205.074 auf 258.240 hochgeschossen, von 5,7 auf 7,1 Prozent nach nationaler Definition und hat damit den Spitzenwert von 2005 übertroffen. Naturgemäß explodiert sie vor allem in jenen Bundesländern, die vorher jahrelang eine geringe Arbeitslosigkeit hatten wie eben in Oberösterreich.

Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab. Zuerst wurde massenhaft Leasing-Personal gekündigt. Das trifft gerade in der Leiharbeits-Hochburg Oberösterreich ins Mark. Die üble Praxis, dass namhafte Unternehmen wie voestalpine usw. seit Jahren Personal kaum mehr selbst anstellen, sondern als „ZeitarbeiterInnen“ über (vielfach konzerneigene Leasingfirmen) um sie im Bedarfsfall möglichst unkompliziert wieder loswerden zu können wirkt sich jetzt gerade in Oberösterreich massiv aus. Dabei haben laut einer ÖGB-Untersuchung ZeitarbeiterInnen ein sehr hohes Unfallrisiko. Das Einkommen von LeiharbeiterInnen beträgt laut einer Studie der L&R Sozialforschung oft weniger als 800 Euro, nur ein Drittel der Leiharbeitenden kann von der Arbeit gut leben.

Bundesweit sind bereits rund 60.000 Beschäftigte in Kurzarbeit, der Löwenanteil davon in Oberösterreich, wie etwa bei der voestalpine, MAN, Rotax. Nicht genug damit, beim Maschinenbauer Engel mit Stammsitz in Schwertberg sind nicht nur 1.800 der 2.200 Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen, jetzt stehen auch 400 Kündigungen bevor, weil der Auftragseinbruch des global agierenden Konzerns katastrophal ist. Die Eigentümer (Familie Schwarz, Fries-Gruppe) bieten einen Sozialplan von mageren drei Millionen Euro an.

In letzter Minute gerettet wurde durch eine Raiffeisen-Beteiligung der Autozulieferer Polytec. Hingegen muss der Mischkonzern HTI (High Tech Industries AG) – dazu gehören etwa Gruber & Kaja in Traun, Hitzinger in Linz, Technoplast in Micheldorf und ProRegion in Sankt Marien – die maroden Teile abstoßen, um nicht die Existenz des gesamten Unternehmens zu gefährden.

Die als besonders innovativ gefeierte Ausrichtung der oö Industrie auf die extrem exportorientierte Autozulieferindustrie erweist sich in der Krise als Bumerang, weil der Einbruch in der Autoproduktion der großen Konzerne in allen Kontinenten und die sinkende Kaufkraft sofort und unmittelbar auf die Zulieferindustrie durchschlägt.

Die jahrelang verzeichneten enormen Gewinne dieser Branche fanden bedingt durch bescheidene Lohnerhöhungen weder in den Löhnen der Beschäftigten noch durch Vorsorge für Krisenzeiten oder in einer Diversifizierung der Produktion zur Verminderung einseitiger Abhängigkeiten einen Niederschlag. Vielmehr wurden diese Profite durchwegs von den Eigentümern am Finanzmarkt verzockt, was bekanntlich eine wesentliche Ursache dafür ist, warum es überhaupt zu dieser Krise gekommen ist.

Gelernt hat man daraus offensichtlich bislang immer noch nichts. Wie sonst könnte die Ankündigung von voestalpine-Chef Eder dass auch für das laufende Geschäftsjahr ein Gewinn von einer Milliarde Euro erzielt werden und sein Sager „Wir werden alles daransetzen, das Ergebnisniveau des Rekordjahres 2007/08 im nächsten Jahr halten zu können, jedenfalls aber einen ordentlich Gewinn schreiben“, interpretiert werden.


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