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Die Deals des Herr Fries

  • Donnerstag, 18. Dezember 2008 @ 16:40
Kapital „Er scheut die Medien wie der Teufel das Weihwasser und zieht die Fäden lieber im Hintergrund“ schreibt das „Wirtschaftsblatt“ über den Badener Wirtschaftsanwalt Rudolf Fries, der in den letzten Jahren still und leise zu einem der einflussreichsten Unternehmer Österreichs aufgestiegen ist. Von „News“ wurde Fries schon vor einigen Jahren auf Platz 72 der Top-Manager gereiht.

Ebenso wie seine Gattin Christa gilt Rudolf Fries als ausgewiesener Experte für die 1994 vom damaligen SPÖ-Finanzminister Ferdinand Lacina geschaffenen Privatstiftungen, deren Zahl mittlerweile auf 3.200 gewachsen ist und in denen geschätzte 80 Milliarden Euro steuerschonend deponiert sind.

Das Büro Fries zählt betuchte Promis zu seinen Klienten. Einer davon ist etwa der derzeitige tschechische Außenminister „Fürst“ Karl Schwarzenberg. Die Fries sitzen unter anderem in den Vorständen der Privatstiftungen von Eybl, Schwarzenberg, Pecik, Wöhrer, Hönigsberger und Weinberger. Nützlich für den Aufstieg der Fries-Gruppe ist dabei sicherlich gewesen, dass sie auch Multi-Mandate wie jenes der Länderbank-Zentralsparkasse und der Fusion von Bank Austria und Creditanstalt an sich ziehen konnte.

Die Beteiligungen der Friesgruppe – zu welcher die Fries Holding, deren Tochtergesellschaft Fries Vermögensverwaltung und mehrere eigene Privatstiftungen (Dr. Rudolf Fries Familien Pst, EBF Pst, Fries Familien Pst) gehören sind imposant: 20 Prozent am Spritzgußmaschinenhersteller Engel, 85,5 Prozent am Autozulieferer Eybl, die mittlerweile wieder verkauften zehn Prozent am Edelstahlkonzern Böhler-Uddeholm, weiters Beteiligungen an der DRF welche 2003 die bundeseigenen Wohnungen übernahm und weitere, teilweise mittlerweile wieder aufgegebene, Beteiligungen an den Twin Tower Bürotürmen in Wien (fünf Prozent), dem High-Tech-Unternehmen IMS, an MCN, Carrera Optyl und Intersport.

Als Fehlschläge abhaken musste Fries sein Engagement als Aufsichtsrat bei Intersport, wo ihn die Konflikte im Unternehmen das Handtuch werfen ließen. Ebenso musste er sein Investment bei der Telekommunikationsfirma MCN von Georg Stumpf beenden und auch ein Rettungsversuch bei der Brillenfirma Carrera-Optyl scheiterte.

Der Böhler-Deal

Seinen bisher größten Deal realisierte Fries bislang beim Einstieg bei Böhler-Uddeholm: Dort sicherte er sich damit eine Sperrminorität und in Folge auch einen Aufsichtsratssitz. Begünstigt wurde dies durch sein umfangreiches Netzwerk. Die Fries-Gruppe kaufte sich 2003 mit 130 Millionen Euro im Zuge der Vollprivatisierung bei Böhler-Uddeholm ein und kassierte 2007 beim Verkauf für ihren Anteil von 20,95 Prozent 737 Millionen Euro, cashte also satte 607 Millionen Euro Zugewinn ab.

Pro Aktie erhielten Fries & Co. 69 Euro plus zwei Euro Dividende, das sechsfache innerhalb von nur vier Jahren. Die Fries-Gruppe bestand laut Firmenbuch aus Rudolf und Christa Fries (inklusive zwei Privatstiftungen), Karin und Kuno Haas, der oberösterreichische Unternehmer Ernst Hable samt Stiftung, der Privatstiftung des Werbemanns Hans Schmid, Ex-Palmers-Chef Rudolf Humer und Gattin Christa samt Stiftung, Friedrich und Heidemarie Kepplinger, die KPE-Liegenschaftshandel von Immofinanz-Boss Karl Petrikovics und Gattin Beatrix, die Privatstiftungen NG und Obermair sowie die St.Klemens Privatstiftung von Spitz-Eigentümer Walter Scherb (der mit Fries nicht nur das Interesse an ertragreichen Investments, sondern auch die Abneigung gegen mediale Präsenz teilt) und einigen weiteren Personen.

Durch die 1994 vom damaligen SPÖ-Finanzminister Ferdinand Lacina geschaffenen Privatstiftungen gingen dabei – natürlich ganz legal – auch enorme Steuereinnahmen verloren. Wie sogar die großbürgerliche „Presse“ berichtete, verkaufte die Fries-Gruppe ihre Aktien nämlich nicht direkt, sondern über die BU Industrieholding GmbH und sparte damit die beim Aktienverkauf fälligen 25 Prozent Körperschaftssteuer.

Damit müssten zwar die VerkäuferInnen persönlich Einkommensteuer vom Verkaufserlös zahlen. Weil sie aber mit ihren Anteilen über Stiftungen an der BU-Holding beteiligt sind, fielen für sie nur 12,5 Prozent Steuer an. Auch diese sparen sich Fries & Co. wiederum, wenn die Stiftungen innerhalb eines Jahres in eine neue GesmbH investierten. Erst wenn diese Gesellschaft wieder verkauft wird, fällt die Steuer an. Durch die KöSt-Ersparnis erhöhte sich laut „Presse“ der Wert pro Aktie theoretisch auf 85 Euro. Die FinanzinvestorInnen der Fries-Gruppe sparen sich somit rund 150 Millionen Euro Steuern und konnten frohgemut die nächsten Investments angehen.

Der BIG-Deal

Ebenfalls 2003 verkaufte die bundeseigene Bundesimmobiliengesellschaft BIG) die früheren 3.859 bundeseigenen Wohnungen um 145 Millionen Euro an ein Konsortium der von Fries geführten und eigens zu dem Zweck gegründeten Gesellschaft namens DRF (Fries-Privatstiftungen, Sankt Klemens-Privatstiftung, Breinbauer, Gröller, EHI, KOOP Lebensraum, UWS Privatstiftung, Scherb, Stepski) und der Luna Liegenschaftsvermietung des Vorarlberger Bauprojektunternehmens Zima. Die ebenfalls anbietende Immofinanz von Petrikovics wurde dabei ebenso wie die von René Benko gegründete Immofina wurde dabei aus dem Rennen geworfen.

Nachdem das Konsortium den Zuschlag für das Paket in der Tasche hatte, wurde eine Entflechtung des erworbenen Immobilienbestandes übernommen. Fries und Scherb kauften das Wiener Arsenal um 44 Millionen Euro aus dem Paket heraus. 2004 verkaufte Fries zwei Arsenal-Objekte mit 18.000 Quadratmeter Wohnfläche an den auf Vorsorgewohnungen spezialisierten Bauträger Daniel Jelitzka um geschätzte elf Millionen Euro. Auf dem Rest sitzt Fries aber bis heute, seine Preisvorstellungen von 75 Millionen Euro werden von Branchenkennern als „um 20 Millionen zuviel“ bewertet.

Im Zuge eines Kaufes von Immofinanz-Aktien um 600 Millionen Euro von der Constantia Privatbank im Februar 2008 schloss Fries mit der CPB einen Andienungsvertrag, demzufolge sich die Bank (unter Karl Petrikovics und Norbert Gertner) verpflichtete Fries das Arsenal um 74 Millionen abzukaufen. Allerdings wurde mit dieser Summe die Großveranlagungsgrenze weit überschritten, dies aber nicht gemeldet. Erst im Zuge der Turbulenzen um die CPB im Herbst 2008 fiel dieses Versäumnis dem Bankprüfer auf, der die Aufsicht informierte. In der Folge wurde Petrikovics in die Pflicht genommen und legte eine mit einer Bankgarantie der Bank Austria versehene persönliche Garantie von 15 Millionen für die Differenz zwischen den 75 Millionen und dem erzielbaren Erlös für das Arsenal auszugleichen vor.

Der Eybl-Deal

Weniger vom Glück gesegnet war Fries mit dem Einstieg seiner Gruppe beim börsenotierten Autozulieferer Eybl International, der ebenfalls in seinem Schicksalsjahr 2003 erfolgte. Zwar steigerte er systematisch seinen Anteil auf zuletzt 85,5 Prozent. Doch die Eybl-Aktie stürzte von einem Allzeithoch von 26,39 Euro pro Aktie auf 11,05 Euro im Februar 2008 ab. Dann wurde Eybl Opfer der Krise der Autoindustrie, gerade weil jedes vierte europäische Auto Sitzbezüge von Eybl hat, machte sich der massive Auftragseinbruch umgehend bemerkbar. Im Dezember war die Eybl-Aktie mit 1,05 Euro auf einem Tiefpunkt angelangt.

Zunächst wurde mit massiver Schützenhilfe der nö Landesregierung eine Staatshilfe verlangt, dann war eine Übernahme der Fries-Anteile durch die slowenische Prevent-Gruppe (10.400 Beschäftigte, 35 Standorte) mit einer Standortgarantie für die Werke in Krems und Gmünd im Gespräch. Schlussendlich aber folgte dem „stillen Ausgleich“ vom Juni 2008 eine echte Insolvenz zum Jahresende bedingt durch einen Schuldenberg von 225 Millionen. Wobei man hofft bei Bedienung einer 40-prozentigen Ausgleichsquote an die Schuldner das Unternehmen weiterführen zu können. Erhoffte Aufträge für Luftfahrt und Bahnen als Diversifizierung werden freilich erst frühestens 2009 schlagend.

Angeschlagen war Eybl schon vorher: Gegen den früheren Geschäftsführer Johannes Elsner ermittelt die Staatsanwaltschaft Krems wegen Verdacht auf Bilanzfälschung, nachdem 2007 ein Rekordverlust von 45,9 Millionen Euro geschrieben wurde und der Umsatz auf 294,1 Millionen Euro zurückgefallen war. Mit Kapitalerhöhung und Schuldenerlass von 62,4 Mio. Euro wurde das Unternehmen im Frühjahr 2008 aufgefangen, ein Sanierer von Magna geholt und der Personalstand von 4.400 (davon 600 in Österreich) um ein gutes Zehntel (vor allem in Ungarn und Rumänien) geschrumpft. Keine guten Zeiten für Fries, noch weniger freilich für die Eybl-Beschäftigten.

Der Immofinanz-Deal

Über der Immofinanz AG schwebt das Damoklesschwert einer umstrittenen Forderung aus dem vom allmächtigen Immofinanz-Boss Karl Petrikovics errichteten Finanzdschungel. Demnach hat eine zum Constantia-Imperium der Milliardärin Christine de Castelbajac gehörende Ibag eine Anleihe von 900 Millionen Euro gezeichnet, von welcher ein erklecklicher Restbestand von 512 Millionen jetzt von der Immoeast eingefordert, von der Constantia Packaging BV aber als nicht existent bezeichnet wird.

Nicht ohne Netz schritt Fries bei seinem Einstieg bei der Immofinanz AG ans Werk: Im Februar 2008 hatte Fries der Constantia-Privatbank um mehr als 600 Millionen Euro Immofinanz-Aktien abgekauft und damit einen 16-Prozent-Anteil der Immofinanz erworben. Die Aktien sind freilich ebenso wie jene der Tochterfirma Immoeast binnen Jahresfrist von über zwölf Euro auf 0,43 bzw. 0,55 Euro abgestürzt. Beim Erwerb der Immofinanz-Anteile sicherte sich Fries jedoch durch eine 2010 wirksam werdende Put-Option ab. Derzufolge muss ihm die Constantia Industrieholding BV mit Sitz in den Niederlanden seine Aktien um sieben Euro pro Aktie abkaufen, würde also in jedem Fall mindestens 400 Millionen erhalten.

Leo Furtlehner

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