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Unfall Jörg Haiders: Spiegelbild der Kärntner Verkehrspolitik

  • Samstag, 8. November 2008 @ 11:51
Verkehr Praktisch alle Reaktionen zum Unfall Jörg Haiders verschwiegen beharrlich, daß dieser letztendlich die in Kärnten besonders autofreundliche Verkehrspolitik wiederspiegelt. Geradezu symbolträchtig hiefür ist die Tatsache, daß der Unfall auf einer großzügig ausgebauten Bundesstraße neben einer desolaten und heruntergekommenen Regionalbahn mit vielen Langsamfahrstellen (Rosentalbahn, die beim Eingang ins Bärental vorbeiführt) und sogar in nächster Nähe der 1967 aufgelassenen Haltestelle Köttmannsdorf passierte. Auf ihr verkehren nur 1 bzw. 2 Züge je Richtung an Schultagen außer Samstag.

Diese Bahn hat jedoch ein ungenutztes hohes Fahrgastpotential: Auf ähnlich gelegenen Stadtumlandbahnen in anderen Ländern wird von frühmorgens bis mitternachts ein dichter Taktfahrplan gefahren, der insbesondere an Wochenenden spezielle Nachtschwärmerzüge anbietet (z.B. Linzer u. Salzburger Lokalbahn, Vinschgerbahn). Jährlich werden dort jeweils zwischen 1 u. 5 Millionen Fahrgäste befördert.

Aber auch auf den meisten Buslinien wurde das Angebot massiv eingeschränkt, insbesondere zu Zeiten des Freizeitverkehrs (abends, an Wochenenden), was schwere Autounfälle mangels „öffentlicher“ Fahrmöglichkeit geradezu heraufbeschwört.

Dieser „Rückzug aus der Fläche“ wurde natürlich als Sparmaßnahme begründet. Kärnten weist bundesweit den geringsten %-Anteil des Öffentlichen (ÖV) und den höchsten Anteil des Autoverkehrs auf. Das Land leistet sich jedoch den Luxus von über 200 Dienstwägen, von denen es in der Schweiz fast gar keine gibt (dort ist es absolut nicht abwertend, wenn ein Kantonshauptmann dienstlich und privat mit dem ÖV fährt; in Österreich ist so was nicht standesgemäß). Weiters zahlt das Land sehr hohe Pendlerförderungen (ca. 4,5 Mio. €), unabhängig davon, ob der jeweilige Pendler auf das Auto angewiesen ist. Somit bleibt für Bus und Bahn einfach viel zu wenig Geld übrig.

Der Unfall spiegelte aber auch verkehrspolitisch völlig falsche Forderungen seiner eigenen Partei wieder, deren Opfer er nun wurde: im Wahlkampf wurde neuerlich die Aufhebung der 130 km/h-Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen gefordert, nachdem der frühere BZÖ-Verkehrsminister Gorbach in Kärnten eine 160 km/h-Teststrecke einrichtete. Und das, obwohl nachweislich die Unfallschwere mit höherer Geschwindigkeit überproportional steigt! Weiters wird die von der EU geforderte „Geschwindigkeitsabriegelung“ für PKW’s bei 160 km/h bekämpft.

Die Forderung „Tankgeld für Pendler“ ist geradezu ein Anreiz, mit dem Auto statt mit dem ÖV zur Arbeit zu fahren. Die Ablehnung der km-abhängigen PKW-Maut u. stattdessen Beibehaltung von Fixkosten (z.B. Vignette) begünstigt die Vielfahrer u. benachteiligt die umweltbewußten Wenigfahrer.

Sowohl das Land Kärnten als auch das BZÖ sind dringend gefordert, eine radikale Wende in der Verkehrspolitik hin zum ÖV und weg von der Autoförderung einzuschlagen, um wenigstens weitere Straßenverkehrsopfer künftig zu vermeiden !

Peter Baalmann, Frankenmarkt

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