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Vertrauen Sie Ihrer Bank…

  • Mittwoch, 31. Dezember 2008 @ 08:00
Kapital Bekanntlich arbeiten Banken überwiegend nicht mit eigenem Geld (die vorgeschriebene Eigenkapitalquote beträgt nur vier Prozent), sondern mit dem Geld, das ihnen die SparerInnen und AnlegerInnen anvertraut haben. Die offizielle Botschaft der Politik zur internationalen Finanzkrise lautet beschwichtigend, dass man den heimischen Banken vertrauen könne, dass die österreichische Bankenlandschaft in Ordnung sei und ein Crash wie in anderen Ländern nicht passieren werde. Wenige Tage vor der Wahl meinte Finanzminister Molterer noch treuherzig, dass die österreichischen Banken „kaum bis gar nicht“ betroffen seien. Die etappenweise zutage getretene Wirklichkeit zeigt freilich das Gegenteil:


Medici: In den Strudel der Madoff-Affäre (der US-Banker verzockte 50 Mrd. Dollar) geraten ist die betuchte Medici-Bank in Wien, die Rede ist von 3,6 Mrd. Dollar Verlust. Klagen gegen Madoff in den USA drohen sich auch auf Medici als größte Vertriebsstelle der dubiosen Madoff-Veranlagungen in Europa auszuweiten. Bankgründerin und Haupteigentümerin (75 Prozent) Sonja Kohn wehrt sich gegen die verhängte Staatsaufsicht als „rechtswidrig“. Die Medici-Leiter Scheithauer und Tripolt treten zurück. Die Ex-Minister Lacina (SPÖ) und Farnleitner (ÖVP) als Medici-Aufsichtsratsmitglieder sind ahnungslos. Die Bank Austria (25 Prozent-Eigentümerin) versucht Schadensbegrenzung. Kohns Medici-Bank war erst durch das Wohlwollen von Ex-BA-CA-Chef Randa groß geworden, hatte der Bank Austria lukrative Finanzkontakte in Nahost, China, Russland und Südamerika erschlossen und wurde dafür mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Republik ausgezeichnet.

BA-CA: Wegen Zwangskonvertierung riskanter Fremdwährungskrediten von Schweizer Franken oder Japanischen Yen in Euro-Kredite drohen der Bank Austria jetzt Klagen des Prozessfinanzierers Advofin und des Vereins für Konsumenteninformation (VKI).

Hypo NÖ: Die Hypo Niederösterreich – neben Raiffeisen mitbeteiligt an der Vermittlung fragwürdiger Spekulationsgeschäfte von über hundert nö Gemeinden die zu massiven Verlusten für die betroffenen Kommunen geführt haben – holt sich trotz zwölf Prozent Eigenkapitalausstattung frisches Geld vom Land, das 50 Millionen Euro zur Verfügung stellt, um Kredite in Höhe von 500 Millionen Euro vergeben zu können.

CPB: Die Constantia Privatbank als Refugium millionenschwerer AnlegerInnen ist nach dem Abfluss von 400 Mio. Euro durch die Eigentümerin Christine de Castelbajac und ähnlich hoher Summen ihres Beraters Guido Schmidt-Chiari zahlungsunfähig und wird um einen symbolischen Euro von einem Konsortium von fünf Banken übernommen. Laut „Presse“ wurde hier „die falsche Bank gerettet“. Die bisherige Eigentümerin saß zwar im Aufsichtsrat, behauptet aber vom vormaligen Generaldirektor Karl Petrikovics nicht informiert worden zu sein und will diesen jetzt klagen. Ominös sind die Hintergründe einer von der Immoeast bei der CPB-Tochter Immofinanz Betriebs GmbH (Ibag) gezeichneten eigentlich verbotenen 900 Millionen-Anleihe, von welcher Immoeast noch offene 520 Mio. Euro einfordert, deren Existenz aber jetzt bestritten wird. Als Pfand für die Banken in der Causa CPB dient die Castelbajac gehörende Constantia Packaging, zu welcher auch die ehemals verstaatlichte AMAG in Ranshofen gehört. Die Unterschriften auf dem Protokoll der Ibag-Hauptversammlung sind völlig unleserlich. Die Privatstiftungen Camilla und Stephanie von Christine de Castelbajac in Liechtenstein als Eigentümer der Ibag haben sich aufgelöst.

Immofinanz: Eng verbandelt mit der Constantia Privatbank (CPB) sind die Immofinanz AG und deren Tochtergesellschaft Immoeast AG, deren Chef Karl Petrikovics (gleichzeitig bis vor kurzem auch Generaldirektor der CPB) sich rechtzeitig abgesetzt hat. Tausende Anleger, denen man Immofinanz-Papiere als Top-Anlage angedreht hat, zittern um ihr Geld. Die Aufsichtsräte Wolfgang Reithofer (Wienerberger) und Reinhold Süßenbacher (Umdasch) verlassen das sinkende Schiff. Die Gruppe muss für 2008 satte 2,6 Mrd. Euro Verlust abschreiben. Die 2004 von der Immofinanz übernommene BUWOG (rund 20.000 Wohnungen) soll wieder vom Bund übernommen werden.

Kommunalkredit: Als erste Bank muss die Kommunalkredit AG – die Anfang Oktober ihr 50jähriges Jubiläum mit einem rauschen Fest und Beteuerungen dass alles in Ordnung sei feierte und den Vertrag von Generaldirektor Reinhard Platzer bis 2014 verlängerte – als „Schutzimpfung“ (Molterer) eine Staatshaftung aus dem beschlossenen 100-Milliarden-Paket beantragen, weil sonst die mangels Spareinlagen über Geschäfte am Kapitalmarkt finanzierten Darlehen für Länder und Gemeinden in Gefahr kommen. Die mit 48,78 Prozent beteiligte Dexia musste in Frankreich und Belgien bereits mit 6 Mrd. Euro vom Staat gestützt werden. Der Kommunalkredit droht ihr massives Engagement in Osteuropa zum Verhängnis zu werden, wo etwa Ungarn, die Ukraine und Rumänien vor dem Staatsbankrott stehen. Die Kommunalkredit AG verlor in der Slowakei 82 Mio. Euro, war mit 200 Mio. Euro in Island engagiert und ließ rund zehn ihrer 35 Mrd. Euro Bilanzsumme aus steuertechnischen Gründen über eine Zypern-Filiale laufen. Über genaueres wurde mit dem Finanzministerium „Stillschweigen vereinbart“. Die Kommunalkredit AG wird um zwei Euro vom Staat übernommen. 60 Prozent der Gemeinden und fast alle Bundesländer sind Kunden, um deren Finanzierung zu sichern ist ein dreistelliger Millionenbetrag des Staates notwendig, die Volksbanken AG muss zur Rettung 170 Mio. Euro, Dexia 200 Mio. Euro beitragen.

AvW: Vor der Pleite steht die Kärntner Finanz- und Beteiligungsfirma AvW, nachdem hochspekulative Finanzgeschäfte, über die laut Bankeninformation AvW-Chef Auer-Welsbach voll informiert war, 50 Mio. Euro Verlust zur Folge hatten. Die Rückzahlung von AvW-Genussscheinen an zehntausende AnlegerInnen wurde ausgesetzt, diese zittern um ihr Geld. Mittlerweile liegen zahlreiche Anzeigen von Geschädigten wegen Verstoß gegen das Bankwesengesetz vor, weil AvW unerlaubterweise konzessionspflichtige Einlagengeschäfte durchführte. Hans Linz, ein prominenter Vermittler von AvW-Genussscheinen hat Konkurs angemeldet.

Hypo Alpe Adria: Die Anklage gegen ehemalige Manager der Kärntner Hypo Alpe Adria wegen Bilanzfälschung und Verschleierung im Zusammenhang mit einem Verlust von 339 Mio. Euro durch Spekulationen bezieht sich zwar auf das Jahr 2005, der von der Bayerischen Landesbank übernommene Hypo Alpe Adria drohen jedoch durch die Troubles des Mutterkonzerns noch nicht absehbare Probleme. Ein Rettungspaket von 30 Mrd. Euro des Freistaates für die BayernLB muss in Anspruch genommen werden. Für die Anhebung der Eigenkapitalquote der Hypo Alpe Adria von 5,5 auf zehn Prozent werden bis zu zwei Milliarden Euro benötigt.

Erste Bank: Die besonders stark im Ostgeschäft engagierte Erste Bank (Gewinn in den ersten neun Monaten 2008: 1,46 Mrd. Euro) nimmt Staatskapital in Höhe von 2,7 Mrd. Euro in Anspruch um ihre Eigenkapitalquote auf über zehn Prozent zu erhöhen, die Republik zeichnet in dieser Höhe Partizipationskapital bei der Erste Bank, verzichtet aber unverständlicherweise auf ein Stimmrecht. Hinter dieser Kapitalspritze stehen zunehmende Probleme der Sparkassen mit riskanten Fremdwährungskrediten, ein Verlust von 300 Millionen Euro mit Island-Geschäften und die Turbulenzen in Ungarn und Rumänien wo die Erste besonders stark engagiert ist.

RZK: Als „brauchbares Modell“ sieht jetzt auch die Raiffeisen-Zentralbank eine Staatshaftung in Milliardenhöhe, zwei Milliarden Euro Partizipationskapital werden in Anspruch genommen, weitere 700 Mio. Euro aus dem Sektor der Raiffeisenkassen. Die RZB hat angeblich 200 Millionen Euro durch Veranlagungen in dem vor dem Staatsbankrott stehenden Island in den Sand gesetzt, Lehmann & Co. kosteten 588 Mio. Euro. Die Moskauer Raiffeisen-Tochterfirma ZAO Raiffeisenbank, größte Auslandsbank Russlands, nimmt russische Staatshaftung gegen Kreditausfälle in Anspruch.

Volksbanken: Durch die Troubles der Kommunalkredit AG muss die Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) 362 Mio. Euro abschreiben, weitere Wertberichtigungen (Island, Lehman, Kursverluste) kosten nochmals 300 Mio. Euro. Bis zu eine Mrd. Euro Staatskapital wird in Anspruch genommen um das Eigenkapital von 7,55 auf neun Prozent anzuheben. Volksbanken-Chef Pinkl steht schwer unter Beschuss.

AXA: Die (französische) AXA-Gruppe hat ihren Immobilienfonds Immoselect für drei Monate eingefroren und kauft „zum Schutze der Anleger“ keine Anteile mehr zurück, nachdem Großanleger in kurzer Zeit 400 Mio. Euro abgezogen hatten und sich die Liquidität des Fonds schlagartig verschlechterte.

AWD: Beim Verein für Konsumenteninformation liegen bereits 1.800 Beschwerden von Beschwerden von Anlegern gegen den (deutschen) Finanzdienstleister AWD vor, ein erstes Urteil gegen AWD wegen falscher Beratung liegt vor. AWD hatte jahrelang Immofinanz-Aktien als „mündelsicher“ an Anleger verkauft und dabei auch die notwendige Risikostreuung bei Investments verzichtet. AWD-Chef Wolfgang Prasser tritt zurück. Im Komplex CPB, Immofinanz, Immoeast und AWD wurden bislang gemessen an den Höchstkursen bereits zwölf Milliarden Euro vernichtet (Castelbajac verlor zwei, die AnlegerInnen zehn Milliarden), Immofinanz ist von 12,54 auf 0,39 Euro, Immoeast von 12.01 auf 0,33 Euro abgestürzt.

Hypo Tirol: Tirols LH Platter forciert eine staatliche Finanzspritze für die Hypo Tirol, die ebenfalls voll im Landesbesitz steht. Platter versichert, dass das Institut „gut dasteht“, obwohl die Gewinne infolge eines größeren Expansionskurses in Wien und Deutschland stark eingebrochen sind.

RLB: Auch die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich (RLB) braucht dringend Geld, die Rede ist von 340 bis 380 Millionen Euro. RLB-Chef Scharinger hat sich bis dato immer als Garant dafür dargestellt, dass seine Bank solide weil nicht in Spekulationen auf dem Kapitalmarkt verwickelt ist.

MEL: Nach dem Verkauf der Meinl European Land (MEL) nach einem Aktienrückkaufskandal und der Absetzung des Vorstandes durch KleinaktionärInnen bei der Meinl Airports International (MAI) hat nun auch bei der dritten Meinl-Investfirma Meinl International Power (MIP) eine „Rebellengruppe“ um den Wiener Alexander Proschofsky den Vorstand abgewählt und das Kommando übernommen und sich ermächtigen lassen alle am Markt befindlichen Zertifikate zurückzukaufen und den noch nicht investierten Cash-Bestand als Sonderdividende auszuschütten.

"Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die Anstellung eines Mannes?", diese Worte aus der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht, geschrieben im Jahr der Weltwirtschaftskrise von 1929 sind heute aktueller denn je.

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