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MKÖ protestiert gegen Zynismus über Opfergedenken

  • Samstag, 29. März 2008 @ 12:25
Antifa "Es ist massiv zu befürchten, dass hier Gräben aufgerissen werden", mit diesen Worten stellte sich laut Protokoll der sozialdemokratische Bürgermeister von Sankt Pantaleon (Bezirk Braunau) im Gemeinderat gegen den Vorschlag des Vereins Erinnerungsstätte Lager Weyer/lnnviertel, im Rahmen des Straßenbenennungskonzeptes für den Ort symbolisch der Opfer in den beiden NS-Lagern St.Pantaleon-Weyer zu gedenken.

Eine Rudolf-Haas-Straße, benannt nach dem jüngsten im Lager geborenen und nach fünf Wochen dort auch zu Tode gekommenen Säugling, sollte daran erinnern, dass von den über 250 Kindern und Jugendlichen unter 21 Jahren, die in Weyer interniert waren, dort oder - zum allergrößten Teil - in Lodz unmittelbar nach der Deportation mindestens 220 umkamen. Diese jungen Menschen gehörten alle der autochthonen Sintiminderheit an.

"Es liegt auch ein Vorschlag vor, dass man im Bereich der Wenger Höhe eine Stalinallee macht. Dies sind Vorschläge aus der Bevölkerung und wenn man auf das eingeht muss man auch dies akzeptieren", ergänzte laut Protokoll der sozialdemokratische Vizebürgermeister von St. Pantaleon. Der zynische Vorschlag Stalinallee wurde von einem ehemaligen freiheitlichen Gemeinderat mit Bezug auf die Initiative des Vereins Erinnerungsstätte eingebracht. Gegen die Stimmen der Offenen Gemeinde Liste und bei Stimmenthaltung eines SPÖ- und zweier ÖVP-Mandatare wurde mit großer Mehrheit von SPÖ und ÖVP beschlossen, Personennamen für die Straßenbenennungen überhaupt auszuschließen.

Die in Linz bei der MKÖ-Tagung am 29. März 2008 anwesenden Vertreter der österreichischen Mauthausenkomitees bedauern diese Entscheidung des Gemeinderates von St. Pantaleon und verwahren sich mit aller Entschiedenheit gegen den ungeheuerlichen Vergleich des Vizebürgermeisters. Wer meint, aus demokratiepolitischen Gründen in einem Innviertler Dorf eine Stalinallee genehmigen zu müssen, falls am Ort auf einer Straßentafel eines im dortigen NS-Lager umgekommenen Kindes gedacht werden soll, dem fehlt es völlig an Geschichtsbewusstsein und an der nötigen Demut vor den Opfern der NS-Barbarei. Wer einen massenmörderischen Diktator und aus ethnischen Gründen gewaltsam zu Tode gekommene Kleinkinder auf eine Stufe stellt, schützt die Demokratie nicht, sondern verhöhnt sie, wie auch die unschuldigen Opfer staatlichen Terrors verhöhnt werden.

Die österreichischen Mauthausenkomitees erwarten sich zumindest eine öffentliche Entschuldigung des Vizebürgermeisters von St. Pantaleon und einen konstruktiven Dialog mit dem MKÖ-Mitglied Verein Erinnerungsstätte Lager Weyer/lnnviertel. Dies schließt auch eine seit Jahren verschobene öffentliche Veranstaltung über die Ortsgeschichte während und kurz nach der NS-Zeit ein.

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