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März 1848 in Oberösterreich: Halbe Revolution, ganze Befreiung

  • Sonntag, 16. März 2008 @ 10:14
Geschichte Die erste Wiener Revolutionswelle vom März 1848 fand in Oberösterreich ihr Echo vor allem in den Städten, wo man endlich eine zeitgemäße Verfassung und seine wirtschaftliche Freiheit ersehnte.

Am 16. März ruhte in ganz Linz die Arbeit, Bürgergarden bildeten sich in Linz, Steyr, Wels, Gmunden, Vöcklabruck, Grieskirchen, Braunau, Ried und im Salzkammergut. Vereinzelt kam es auch zu Aktionen gegen lokale Behörden, aber die Bürgergarden hatten ja auch die Aufgabe, den bürgerlichen Besitz vor der „Anarchie“, sprich: vor den Besitzlosen, den Arbeitern, zu schützen.

Als es ab 23. März im Linzer Landtag um eine neue, repräsentative Landesvertretung ging, war schnell klar, dass die Bauern dort in Zukunft vertreten sein mussten. Als Dr. Ladinser vorschlug, auch eine „Arbeiterkurie“ zu installieren, blieb er in der Minderheit, denn da die Zahl der Industrie- und Gewerbearbeiter im Lande sehr gering war, waren hier auch die zahlreichen Landarbeiter eingeschlossen gewesen, was auf entschiedenen Widerstand der Bauernschaft stieß.

Gänzlich befriedigt waren die Bauern schließlich, als am 7. September der gewählte Reichstag in Wien den Antrag Hans Kudlichs auf Auflösung des Untertanenverhältnisses annahm und somit die „Bauernbefreiung“ beschlossene Sache war. Als es im Oktober in Wien zum Endkampf um die Revolution kam, kam sogar Hans Kudlich von 14. bis 25. Oktober persönlich nach Oberösterreich, um die Bauernschaft für den revolutionären Landsturm anzuwerben.

Aber die Bauern hatten nun neben ihrer relativ günstigen materiellen Situation ihre politische Vertretung und einen neuen rechtlichen Status. Für sie war die Revolution gelaufen, sie blieben zu Hause. Lediglich aus Linz schiffte sich eine Kompanie unter Führung des Urfahrer Tuchscherers Matthias NißI nach Wien ein. Am 17. Oktober erreichte sie die Mariahilfer Linie.

Bei den Kämpfen wurde NißI schwer verletzt und verstarb am 29. oder 30. Oktober. Somit endet die rebellische Geschichte des oberösterreichischen Landvolkes mit einer Ironie: 200 Jahre lang hatte es in größeren und kleineren Aufständen um eine Verbesserung seiner sozialen Lage und um die Freiheit seines Glaubens gekämpft. Beides fiel ihnen letztlich in den Schoß: 1781 die Religionsfreiheit im Toleranzpatent Josefs II. 1848 die Bauernbefreiung in einer Revolution, für die es keinen Finger gerührt hatte.

Quelle: Franz Steinmaßl, Bauern, Ketzer, Rebellen, „Neue AZ“, 29. April 1988

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