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Der Kanzler als „Krone“-Litfaßsäule

  • Montag, 21. Januar 2008 @ 15:23
Österreich Angeblich träumte Alfred Gusenbauer schon in der Sandkiste davon, einmal Bundeskanzler zu werden. Seit Jänner 2007 ist er Kanzler – und damit entsprechend gefordert. Offensichtlich aber nicht von der Politik, als klassischer Umfaller steckte er seine Wahlversprechen – Stichwort Eurofighter und Studiengebühren – rasch weg. Und sonst gibt er nach gemäßigtem Protest stets klein bei und macht was sein Vizekanzler Molterer und dessen Einflüsterer Schüssel wollen.

Wirklich gefordert scheint Gusenbauer hingegen am Jet-Set zu sein. Schließlich muss man als Regierungschef auch bei jedem Sautreiben dabei sein. Das Ereignis des Jahres für die „Oberen Zehntausend“ und die sich dafür halten ist zweifellos Kitzbühel. Und auch Gusenbauer ist zur Stelle, sorgfältig adjustiert mit den Logos von Iglo (das steht wohl für Kraftnahrung aus der Tiefkühltruhe) und der Kronenzeitung. „His Masters Voice“, lautet offenbar die Devise.

Wie der „Standard“ genüsslich schreibt, hat der Kanzler freilich nur das Pech, dass er nicht zu jenen gehört, denen das Volk und die Glamour-Presse einfach nur deswegen zujubeln, weil sie „für Ruhm, Macht und Reichtum nur eines tun mussten: geboren werden“. Der Unterschied zeigt sich ja schon damit, dass dem Kanzler heute so wie damals Finanzminister Grasser vorgeworfen wird, eine private Flugreise mittels Regierungsbonusmeilen von Economy auf Business aufgewertet zu haben. Die wirklich Reichen haben so was natürlich nicht nötig.

Mit Fürst Albert von Monaco kann ein Gusenbauer aus der tiefsten niederösterreichischen Provinz also natürlich nicht mithalten. Der Unterschied: Löst Albert beim Gang von der ViP-Tribüne ins ViP-Zelt eine Paparazzi-Schlägerei aus, geht hingegen der Kanzler dort seinen Weg, lässt das alle kalt: „Dafür wurde Gusenbauer bei der Siegerehrung ausgepfiffen. Vom eigenen Volk. Das tut weh“, ätzt der „Standard“.

Den für etablierte Politik geltenden Spruch „Uns muss niemand kaufen, wir funktionieren auch so wie geschmiert“ übertrifft der „gleich mehrfach als Litfaßsäule der Krone aufgetretene“ Gusenbauer freilich deutlich. So ungeniert outet sich selten Spitzenpolitiker, wahrscheinlich bekommt er für dieses Produkt-Placement nicht einmal Geld, sondern hofft nur auf gnädige Berichterstattung im Zentralorgan des Boulevard.

Angesichts einer Offenheit á la Gusenbauer ist die Debatte über Nebeneinkünfte von PolitikerInnen Schnee von gestern. Warum sollten sich PolitikerInnen nicht besser gleich durch die Logos ihrer Sponsoren deklarieren, die SpitzensportlerInnen tuns´s schließlich auch…

Leo Furtlehner

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