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Melina Klaus zum Abschluss der 2. EL-Sommeruniversität

  • Sonntag, 15. Juli 2007 @ 11:24
Europa Es ist an mir, euch allen für eure Teilnahme zu danken und ein Finale zu setzen, bevor sich eure/unsre Wege wieder rennen. Nach fünf Tagen hier in Gosau, hinter den Bergen.

Meine Gefühle sind ja als Ost-Österreicherin sehr gemischte, wenn ich in eine solche Gegend komme. Ich teile die Begeisterung für diese Landschaft nicht unbedingt, aber ich kann sie verstehen. Die Berge, die Wiesen, der Duft.. - ok.

Was mir allerdings hier Unwohlsein verursacht ist die Landschaftspflege, sind die Fassaden. In Österreich gibt es in bestimmten Gegenden in den Dörfern einen „Verschönerungsverein“ - der kümmert sich um Springbrunnen, Busstationen und Blumenschmuck. Es gibt einen Wettbewerb und Preise für das Haus mit dem schönsten Blumenschmuck. Ich finde das nicht 'schön', sondern zum Fürchten schön. Ich bin nämlich – und ich denke, das haben wir gemeinsam – Kommunistin, Linke, politisch Interessierte, weil ich hinter die Fassaden blicken möchte!

Wenn ihr zurück nach Salzburg, Linz, München zu euren Flügen und Zügen fahrt – schaut aus dem Fenster: Jedes Haus muss ein Schmuckkästchen sein, jedes Haus sieht aus, als wäre es heuer neu gebaut. Ständig wird neu verputzt, alles ist geputzt.

Meine Assoziationen sind nicht: Idyll, Heimat, Glück. Sondern ich sehe: Norm, sozialen Druck, Kontrolle, Menschen die Verblühtes abzupfen, Frauen die Putzen, Kredite, Schulden. Denn woher kommt das Geld, alle drei Jahre einen Wintergarten zu bauen? Wo arbeiten diese Menschen, seit sie ihre Bauernhöfe nicht mehr bewirtschaften? Welche Art Tourismus gibt es hier? Wie viele Schipisten schlagen sie noch in den Wald?.....

Ihr habt fünf Tage hier verbracht um gemeinsam zu denken, zu lernen, zu diskutieren! Um hinter die Fassaden unserer Gesellschaft zu blicken! Die 2. EL-Sommeruni hat die Verständigung untereinander und die Selbstverständigung der Europäischen Linkspartei vertieft. - Weil sie sich das zur Aufgabe gemacht hat!

Die Sommeruni hat sich mit dem Thema Wasser einer Frage der Ressourcen und ihrer Verteilung gewidmet – weil das die Linke ausmacht. Sie fragt nach der Verteilung gesellschaftlicher Güter. Und die vernetzte, internationalistische Linke kann diese Frage global und regional stellen. Das macht die Europäische Linke aus. Die Sommeruni hat sich auch mit Fragen zum Thema Arbeit beschäftigt – einer Kernkompetenz kritischer, linker, kommunistischer Parteien. Und auch hier gilt – wir sind eine internationalistische Linke!

Wir wollen Grenzen überschreiten und öffnen! Und das ist – ihr gebt mir sicher Recht – DAS beste und stärkste Argument für so etwas wie die Sommeruniversität! Über weiteren Sinn oder Unsinn bitte ich euch nachzudenken und zu diskutieren, wenn ihr eine Nacht darüber geschlafen habt und es zurück zu melden. Was war gut? Was ist zu verbessern? Was fehlt? Wie kommen wir von Diskussionen zu Eingriffen und Aktionen?

Wenn wir die Zusammensetzung dieser Sommeruni betrachten, dann freu ich mich, dass darüber viele Frauen, viele jüngere Menschen und Ost und West darüber nachdenken werden.

Abschlussansprache von Melina Klaus bei der 2. Sommeruniversität der Europäischen Linken am 15. Juli 2007 in Gosau (OÖ)

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