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Leserbrief an den "Standard"

  • Donnerstag, 12. Juli 2007 @ 16:09
Europa Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid trifft den Nagel auf den Kopf, wenn sie schreibt "Aber es ist ja so viel einfacher "gegen die in Brüssel" zu schimpfen statt zuhause dafür einzustehen, was man ad personam in Brüssel mitbeschlossen hat". Sie liegt jedoch völlig daneben, wenn sie zu der vom Eurobarometer regelmäßig bestätigten massiven EU-Skepsis der ÖsterreicherInnen meint "Österreich profitiert am meisten von den Entwicklungen in dieser Region, die durch die revolutionären Umwälzungen seit 1989 ausgelöst wurden".

Wer bitte ist "Österreich"? Sind das die mittlerweile 1,2 Millionen Armutsgefährdeten? Sind es die Lohnabhängigen, deren Einkommen trotz einer massiv gewachsenen Produktivität real in den letzten zehn Jahren um magere 2,8 Prozent gestiegen sind (zum Vergleich in Schweden um 25,4 Prozent)? Sind es die mittlerweile über 40 Prozent die atypisch beschäftigt sind, deren Zahl die Jubelbilanzen über einen Aufschwung konterkarieren?

Oder sind es vielleicht doch nur einige große Konzerne und Banken wie OMV, Erste Bank, BA-CA, Raiffeisen usw., deren AktionärInnen sich über durch die Ost-Expansion erwirtschaftete Superdividenden erfreuen? Oder sind es die mittlerweile 72.600 MillionärInnen, für die Österreich etwa durch steuerschonende Privatstiftungen zum EU-Steuerparadies geworden ist?

Solange eine kleine Minderheit den Nutzen von EU-Beitritt und EU-Erweiterung einsackt und eine große Mehrheit der Bevölkerung durch eine völlig schieflastige Verteilungspolitik durch die Finger schaut, darf man sich über eine "schizophrene Haltung" der ÖsterreicherInnen nicht wundern. Nicht zuletzt angesichts der Arroganz des politischen Establishments, das eine Mitsprache etwa durch eine Volksabstimmung über die EU-Verfassung oder deren Nachfolgevertrag strikt verweigert.

Leo Furtlehner

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