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Richard Schüller (1901-1957)

  • Freitag, 30. April 2021 @ 08:00
Biografien Vor 120 Jahren, am 30. April 1901 wurde Richard Schüller, Mitbegründer der KPÖ und der Kommunistischen Jugendbewegung, geboren. Er war einer aus jener jungen Generation, die durch das aufwühlende Erlebnis des ersten Weltkrieges und angeeifert durch die Oktoberrevolution von 1917 in Russland zur revolutionären Arbeiterbewegung stieß.

Er gehörte zu jenen jungen Menschen, die damals anstelle der Herrschaft des alten, morschen und korrupten Habsburgersystems jene Volksherrschaft anstrebten, wie sie Lenin für Russland propagierte. Es war damals nichts außergewöhnliches, dass gerade junge Menschen, StudentInnen und junge ArbeiterInnen, Lehrlinge und MittelschülerInnen, von den politischen Ereignissen erfasst und emporgehoben, zu OrganisatorInnen und WortführerInnen der revolutionären Bewegung wurden. Einer von ihnen war Richard Schüller.

Als 16jähriger Mittelschüler erlebte er die Fernwirkung der sozialistischen Revolution in Russland, und 1918, gerade 17 Jahre alt, trat er als führender Funktionär der sozialistischen Mittelschülervereinigung für den Anschluss an die eben von Lenin gegründete Dritte Internationale ein. Im Oktober desselben Jahres nahm er an der Gründung der KPÖ teil und wurde wenige Monate später zum Sekretär des Kommunistischen Jugendverbandes gewählt, in dem seine unbändige revolutionäre Energie, seine hinreißende Rednergabe ein reiches Betätigungsfeld fanden.

Bald wurde er zur Arbeit im internationalen Maßstab herangezogen, erst als Leiter des Südost-Büros der Kommunistischen Jugendinternationale, das in Wien seinen Sitz hatte, dann als Mitglied der Exekutive und als Sekretär dieser bedeutenden internationalen Jugendorganisation. Das war für Richard Schüller nicht nur eine Zeit des Gebens, sondern mehr noch des Lernens. Mehrjährige Aufenthalte in England, Frankreich, Skandinavien und In der Sowjetunion ermöglichten ihm die Probleme, besonders die der Arbeiterbewegung dieser Länder, zu studieren,

1928, der Jugend bereits entwachsen, kehrte Schüller an Wissen und Erfahrungen bereichert, nach Österreich zurück, wo er mit der Chefredaktion der „Roten Fahne“, des ehemaligen Zentralorgans der KPÖ, betraut wurde. Er blieb auf diesem Posten während der Jahre des raschen Wachsens der Reaktion, bis diese sich 1933 stark genug fühlte, die kommunistische Presse und die KPÖ zu verbieten. Nach dem Februar 1934 musste Schüller nach Prag emigrieren, wo er das von der KPÖ herausgegebene „Grünbuch“ – eine historische Zusammenstellung dokumentarisch fundierter Anklagen gegen die grünfaschistische Diktatur des Februarputsches – zusammenstellte und redigierte. Dieses Buch, das im Ausland, aber auch in einer illegalen Ausgabe in Österreich stark verbreitet wurde, gewann große Bedeutung im Kampf gegen das Schuschnigg-Regime.

Die Jahre von 1935 bis 1945, die Richard Schüller in der Sowjetunion verlebte, waren ausgefüllt mit Studien-, Lehr- und Verlagstätigkeit. Als Nazideutschland 1941 die Sowjetunion überfiel meldete sich Richard Schüller freiwillig zur Roten Armee, von wo er 1942 zur Leitung der Radiosendungen für Österreich abberufen wurde. Viele Österreicher hörten damals seine Stimme, die zum Widerstand gegen die deutschen Okkupanten, zur Beendigung des Krieges und zur Befreiung Österreichs aufrief.

Nach seiner Rückkehr in die befreite Heimat im November 1945 gehörte Richard Schüller zuerst der Redaktion der „Volksstimme“ an und wurde 1947 zum Chefredakteur des oberösterreichischen Landesorgans „Neue Zeit“ und zum Mitglied des Sekretariats der oberösterreichischen Landesleitung gewählt.

Seit dem 14. Parteitag im Jahre 1949 gehörte Schüller dem Zentralkomitee der KPÖ an, in dessen Beratungen seine klugen, gründlich überlegten, durch seine Erfahrungen und sein reiches theoretisches Wissen ausgezeichneten Worte immer große Beachtung fanden. Dabei stand er in wichtigen Auseinandersetzungen wie beim Oktoberstreik 1950, gegen die Gefahr der Zerreißung Österreichs und im Kampf für die Neutralität in vorderster Front der politischen Auseinandersetzung.

Richard Schüller war auch Autor eines wichtigen und seinerzeit sehr bekannten Buches: Geschichte der kommunistischen Jugendinternationale, Band 1: Richard Schüller, Von den Anfängen der proletarischen Jugendbewegung bis zur Gründung der KJI, Verlag der Jugendinternationale, Berlin 1929/31 (Faksimilenachdruck in den "Schriften zum Klassenkampf", Nr. 17, Berlin (West) 1970, XIX, 224 Seiten).

Richard Schüller starb am 5. Juni 1957 starb im Alter von 56 Jahren an einem Herzschlag. Der Tod riss Schüller aus einem an Arbeit, Erfahrungen und Wissen reichen Leben. In der Straßenbahn, auf der Fahrt zum Linzer Hauptbahnhof, von wo er zu einer Arbeitsbesprechung nach Wien reisen sollte, wurde er, der nie über ein Kranksein geklagt hatte, von plötzlicher Übelkeit befallen, verlor das Bewusstsein und starb, noch ehe er in das Krankenhaus gebracht werden konnte.

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