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Patriotismus bis zum Erbrechen

  • Samstag, 19. August 2006 @ 21:46
Österreich Wahlen stehen vor der Tür und die Parteien lizitieren sich wieder einmal gegenseitig hoch, wer von ihnen am meisten „Österreich“ intus hat. FP-Strache, im Herzen zwar ein deutschnationaler Säbelrassler, weiß was sich gehört und präsentiert seine „Soziale Heimatpartei“ als „Wir für Österreich“ – garniert mit „Sozialstaat statt Zuwanderung“. Ebenso wie sein Kontrahent Westenthaler will er ein Drittel der ZuwanderInnen abschieben, der Stammtisch fordert schließlich seinen Tribut zum Schutze der „fleißigen, anständigen ÖsterreicherInnen“.

Kanzler Schüssel verkündet wassertrinkend „Österreich – Hier geht es uns gut“ und mit Euro-Armband versehen ganz auf jugendlich „Österreich – Gute Aussichten“. Sein von zunächst von blau auf orange umgefärbter Koalitionspartner, der sich jetzt „freiheitlich“ tituliert fordert lautstark über seinen Lautsprecher Westenthaler eine „sichere, soziale und lebenswerte Heimat“ mit dem schlichten Spruch „Österreich zuerst“.

Selbstverständlich traut sich kein Spitzenpolitiker mehr, seinen Urlaub im Ausland zu verbringen. SPÖ-Chef Gusenbauer hat bekanntlich sein Fett abbekommen, als er zu Ostern in Spanien weilte. Ausgerechnet die sich gerne als Europa-Partei verstehende ÖVP ließ ihm ausrichten, er solle gefälligst zuhause bleiben. Daher bestieg Gusenbauer im Hochsommer demonstrativ und leistungsbewußt einen Alpengipfel nach dem anderen. Die Todalpe als Ziel war freilich werbetechnisch eine schlechte Ansage und Beweis dafür, dass der SPÖ der wirkliche Wille zur Macht noch abgeht, auch wenn sie einen „Österreich-Vertrag für Arbeit & Wachstum“ verspricht.

In Erinnerung sind noch die Attacken auf künstlerische umstrittene Europa-Plakate als Beitrag zur EU-Präsidentschaft Österreichs zu Jahresanfang. SPÖ-Klubchef Cap geiferte in einer Front mit „Krone“, FPÖ und Stammtisch gegen diese „Entartung“, die Salzburger SPÖ-Landeshauptfrau sorgte als erste dafür, dass die Plakate wieder verschwanden: „Wir stehen in direkter Zusammenarbeit und Koalition mit der österreichischen Bevölkerung“ verkündete SPÖ-Chef Gusenbauer bei anderer Gelegenheit recht treffend. Der Stammtisch lässt grüßen…

Die FPÖ entdeckt neuerdings sogar die österreichische Neutralität, gegen welche ihre Vorgängerpartei VdU 1955 im Parlament gestimmt und die sie immer zugunsten eines EU- und NATO-Beitrittes abgelehnt hat. Als Vehikel für ihr Volksbegehren im März 2006 war auch die Neutralität geeignet, um patriotische Aufwallungen zu erzeugen. An der Gemeinsamkeit von FPÖ, SPÖ, Hans-Peter Martin und „Krone“ zur Verhinderung eines Türkei-Beitrittes zur EU bestand ohnehin kein Zweifel, dazu wurde sogar der Abwehrkampf gegen die Türken von 1683 bemüht.

Wenn´s um Austro-Patriotismus geht, verschwimmen schließlich die Parteigrenzen. Etwa im jahrelangen Beharren nur ja keine Ausländer in Gemeindebauten zuzulassen, bis seit Jänner 2006 eine EU-Richtlinie dies vorschreibt, so dass man jetzt mit Widerwillen dieses zulassen muss.

BZÖ-Zampano Jörg Haider läuft mit Rückendeckung von SP und VP Amok gegen zweisprachige Ortstafeln im slowenischen Teil Kärntens, dass der Staatsvertrag dies in aller Eindeutigkeit vorlangt, geht ihm am Arsch vorbei. Wenn etwa die „Kleine Zeitung“ sich kritisch zu Haiders Haltung äußert, wird sie von ihm in bewährter Manier als „Jugo-Zeitung“ nach dem Motto „Mir san mir“ abgestempelt. Kärntens politisches Milieu ist zwar stramm deutschnational, aber die Grenzen zum Österreich-Patriotismus sind dabei mehr als fliessend.

Immer mehr wird auch deutlich, dass die Anti-EU-Stimmung in Österreich überwiegend nicht sozial motiviert, sondern schlichtweg fremdenfeindlich ist. Auch die sich gerne als „europäisch“ definierenden Parlamentsparteien sind „gegen Brüssel“, wenn es als Ablenkung für die österreichische Verantwortung und Zustimmung für unpopuläre Maßnahmen nützlich ist.

Und jetzt kommt eine neue Zeitung mit dem einfältigen Titel „Österreich“. Der Fellner-Konzern lässt davon in Rundfunk und Fernsehen „träumen“ und plakatiert sinnig Sprüche wie „Oberösterreich liest Österreich“. Patriotismus pur kommt also ab September auf uns zu und das in Kombination mit dem patriotischen Sturm zum Wahltermin am 1. Oktober. Da kann man sich noch so weltoffen geben, letztlich setzt das Establishment im Verein mit dem Stammtisch auf das kultivierte Vorurteil namens Österreich…

© Leo Furtlehner

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