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Postfach 36, „s´Kollektiv"

  • Freitag, 21. Oktober 2005 @ 15:53
Kultur Wer kann sich noch an ein Linzer Leben vor dem Posthof erinnern? An die erbitterten Kämpfe um ein Linzer Rockhaus? An Initiativen wie die Demokratische Psychiatrie, die erste Tanzwerkstatt und das erste Linzer Frauentheater? An die Gründungszeit der Stadtwerkstatt?

Und nicht zuletzt an die AKP (Alternative Kulturplattform), die als Zusammenschluss von 20 Kulturvereinigungen Beginn der 1980er Jahre (noch vor der Gründung der KUPF) erstmals gemeinsame Forderungen einer alternativen Kulturszene gegenüber der Stadt Linz formuliert hat? Zentrale Forderungen der AKP: Raum und nicht zuletzt Geld für eine Kulturszene. So manche Formulierung eines Missstandes von 1981 lässt sich eins zu eins ins mittlerweile angebrochene nächste Jahrhundert übertragen.

Wer sich daran erinnert, wird auch unweigerlich an eine Gruppe mit dem Namen „s'Kollektiv" denken. Mit über 100 Plakaten machte „s'Kollektiv" in den Jahren 1977 bis 1984 auf das Geschehen und die zentralen Themen einer sehr lebendigen alternativen Linzer Szene aufmerksam.

Auszug aus den Vereinsstatuten „Der Verein (d. i. „s'Kollektiv") will im Zusammenwirken von Menschen unterschiedlicher Weltanschauung zur Förderung fortschrittlicher Kultur aller Bereiche wie Literatur, Bildung, Malerei, Bildhauerei, Freizeitgestaltung, Musik, Unterhaltung, Fotografie, Sport usw. und zur demokratischen Mediengestaltung aller Bereiche wie Zeitungen, Plakate usw. beitragen. (...)"

Die Plakate, die ab 1980 auch als Zeitung genutzt wurden, sind Protokoll jener Zeit in Linz, die geprägt war von Ereignissen wie: die legendäre Hausbesetzung in der Rosenstraße, Widerstand gegen die Polizeiwillkür, Protest gegen den Papstbesuch in Österreich, der erste Auftritt von Sigi Zimmerschied in Linz...

Eine strikte Trennung zwischen Kultur und Sozialem gab es damals nicht. „S'kollektiv" war der Versuch eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen, für alles, was unter die Kategorie „politischer Missstand" fiel. Denn nicht nur die Unzufriedenheit mit dem Lehrplan einer konservativ-bürgerlichen Kunsthochschule war ein wesentlicher Motor für die Gründung, sondern vor allem der Wunsch, „politisch aktiv zu sein und andere zum Handeln anzustiften, demokratisch, problemorientiert, selbstverwaltet, eigenverantwortlich", so Wulf Podzeit, ehemaliges „s'Kollektiv" Mitglied.

Um Menschen zu informieren, wurden auch regelmäßig Gemeinderatssitzungen besucht und dort geführte Diskussionen über die Zeitung öffentlich gemacht. Wulf Podzeit: „Wir waren zumindest soweit gefürchtet, dass gewisse Beschlüsse dann nicht mehr im Gemeinderat getroffen wurden."

Das Aus für die Gruppe „s'Kollektiv" erfolgte 1984, als die Forderung nach einem autonomen Musikhaus mit der Errichtung des Posthofes seitens der Stadt Linz endgültig zerschlagen wurde.

Wer sich ein wenig diese Linzer Stadtgeschichte in Erinnerung rufen will, sei herzlichst eingeladen, dies anhand der Plakatausstellung „s'Kollektiv" in der Theaterbar Mackie Messer (siehe rechts) zu tun. (Mit ein wenig Glück trifft man dort auch auf „Kollektivler", die etwaige Fragen für nicht Geschichtskundige beantworten können.)

Manuela Mittermayer, heller November 2005

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