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Noch zahlreiche „braune Flecken“ in Oberösterreichs Gemeinden

  • Mittwoch, 8. März 2006 @ 10:10
News Begrüßt wird von der KPÖ-Oberösterreich der vom OÖ Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus initiierte Appell zahlreicher prominenter Persönlichkeiten an die Gemeinde Lambach die Ehrenbürgerschaft der Kunstmalerin Margarete Pausinger (1880-1956) aufzuheben und an die Gemeinde Sankt Wolfgang die nach dem Gemeindearzt Franz Xaver Rais (1899-1972) benannte Raispromenade umzubenennen.

Beide Personen hatten in der NS-Zeit Juden bzw. Regimegegner denunziert, waren aber dessen ungeachtet nach 1945 als örtlich „angesehene Persönlichkeiten“ gewürdigt worden. Die KPÖ hatte bereits 1995 als erste eine Initiative zur Umbenennung der Raispromenade in Sankt Wolfgang ergriffen und wiederholt erneuert, bis dato hatte sich die Gemeinde aber beharrlich geweigert eine Umbenennung vorzunehmen. In Lambach führte der starke Druck zahlreicher antifaschistischer Organisationen immerhin dazu, dass im Gedenkjahr 2005 die bis dahin nach Margarete Pausinger benannte Straße umbenannt wurde.

Weiterhin existieren in Oberösterreich auch nach dem engagierten Nationalsozialisten und Kinderbuchautor Franz Karl Ginzkey (1871-1963) in Linz, Wels, Freistadt, Attnang-Puchheim, Lenzing, Seewalchen und Vöcklabruck benannte Straßen. In Grein existiert immer noch eine nach Verfasser des „Hakenkreuzliedes“ Ottokar Kernstock (1848-1928) benannte Straße. In Wels, Leonding und Attnang-Puchheim sind weiterhin Straßen nach dem in der NS-Ära exponierten Schriftsteller Karl Heinrich Waggerl (1897-1974) benannt.

Ein Persilschein wurde hingegen im Jahre 2005 von einer HistorikerInnenkommission dem Nobelpreisträger Julius Wagner-Jauregg (1857-1940) – nach welchem die Landesnervenklinik in Linz sowie Straßen in Linz und Wels benannt sind – ausgestellt: Er sei nicht „historisch belastet“ obwohl die NSDAP in einem Nachruf feststellte „Seine Erbforschungen sind heute nicht mehr aus dem Gedankengebäude der nationalsozialistischen Gesellschaftslehre fortzudenken“ , seine Behandlungsmethoden seien für die damalige Zeit üblich und „ethisch vertretbar“ gewesen.

Nach Meinung der KPÖ ist es ein Affront gegen alle WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus, die unter Einsatz ihres Lebens den Auftrag der „Moskauer Deklaration“ der Alliierten von 1943 ernst genommen und einen „eigenen Beitrag“ für das Wiedererstehen eines unabhängigen Österreich geleistet haben, wenn heute noch mit Ehrenbürgerschaften oder der Benennung von Straßen prominente Nazisympathisanten öffentlich gewürdigt werden. Die KPÖ-Oberösterreich fordert die Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden auf, diese Straßen ehestbald umzubenennen und örtlichen oder regionalen WiderstandskämpferInnen zu widmen.

„Dass dies freilich eines oft jahrelangen und hartnäckigen Kampfes bedarf hatte das Beispiel der Langothstraße in Linz gezeigt“, betont allerdings KPÖ-Landesvorsitzender Leo Mikesch: Diese war 1973 nach dem ehemaligen NS-Oberbürgermeister und Richter am NS-Volksgerichtshof benannt worden, erst 1986 wurde nach dem Bekannt werden neuer Dokumente eine Umbenennung vorgenommen.

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