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Stavros Balaouras (1949-2005)

  • Dienstag, 13. September 2005 @ 10:54
Biografien Der Historiker und langjährige Geschäftsführer eines griechischen Kulturwirtshauses in Linz, Dr. Stavros Balaouras, ist am 13. September 2005 nach kurzer schwerer Krankheit im 56. Lebensjahr an einem heimtückischen Krebsleiden gestorben. Mit ihm verlieren die linke politische Szene und das fortschrittliche Kulturleben in Linz nicht nur einen über ein Jahrzehnt bestehenden Kristallisationspunkt in dem von ihm geführten Lokal, sondern vor allem einen Mitstreiter für eine andere, bessere Welt.

Stavros Balaouras wurde 1949 in einem Dorf in der nordwestgriechischen Region Epirus geboren. Noch in den Jahren der für so viele Griechen bitteren Zeit der faschistischen Militärdiktatur musste er sein Land verlassen, finanzierte sich als Werkstudent in Deutschland und Österreich sein Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, das er an der Linzer Johannes-Kepler-Universität mit dem Doktorat abschloss. Die von ihm 1980 vorgelegte Dissertation war dem Thema „Sozioökonomische und politische Probleme der Arbeitsmigration“ gewidmet.

Ein besonderes Anliegen waren ihm stets Themen des Antifaschismus, die er etwa 1984 in dem Manuskript „Hitlers vergessene Sklaven“ und in der Arbeit „Die Tragödie von Kalavryta“ behandelte. Er verstand sich so auch als Mittler zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen, die durch den Nationalsozialismus ein tragisches Schicksal durchleben mussten. Sein offenes Engagement gegen rechtsradikales Gedankengut verschaffte ihm Anerkennung bei seinen Freunden aber auch Respekt bei seinen politischen Gegnern.

Als streitbarer, der griechischen KKE verbundener Linker stand Stavros Balaouras immer offen zu seiner Meinung. Sein Wirken war vom Engagement für die Anliegen der arbeitenden Menschen gekennzeichnet. Daher orientierte er sich nicht auf eine akademische Karriere, sondern wollte als Gastwirt mitten im Leben stehen. Das von ihm Anfang der 90er Jahre in der ehemaligen „Goldhaube“ in der Dametzstraße eröffnete Lokal „Griechenland grüßt Linz“ (später „Zum Stavros“) entwickelte sich rasch zu einem Treffpunkt der linken politischen sowie der Kulturszene von Linz.

Dort fanden bis zu der durch die Erkrankung von Balaouras erzwungenen Schließung des Lokals Ende April 2005 auch zahlreiche kulturelle und politische Veranstaltungen statt. Ein Höhepunkt für Stavros Balaouras war sicherlich der Besuch des weltbekannten griechischen Komponisten Mikis Theodorakis anlässlich eines Konzerts in Linz in seinem Lokal. Er bezeichnete selbst das anschließende Auftreten dieses großen Künstlers in seinem Restaurant als einen der wichtigsten und glücklichsten Momente in seinem Leben. Mit dem Komponisten der „Mauthausenkantate“ verband ihn daher von diesem Zeitpunkt an eine lebenslange Freundschaft.

Bei einer Abschiedsfeier im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz am 14. September zeigte die zahlreiche Anwesenheit vieler seiner langjährigen Freunde und Stammgäste seines Lokals die große Wertschätzung für den Verstorbenen ebenso wie die breite Unterstützung für die durch seine Krankheit und seinen Tod in eine schwierige finanzielle Lage geratene Familie. Ein enger griechischer Freund des Verstorbenen würdigte bei dieser Verabschiedung vor der Überführung des Leichnams nach Griechenland - wo das Begräbnis stattfinden wird - Leben und Werk von Stavros Balaouras.

Mit dem Tod von Stavros Balaouras hat auch die KPÖ-Oberösterreich einen Freund und Mitstreiter verloren, er hat eine Lücke hinterlassen die nicht zu füllen sein wird. Unsere Anteilnahme gilt seiner Gattin Maria, den beiden Töchtern Helena und Eleonora, seiner Schwester und den beiden Brüdern sowie seiner 90-jährigen Mutter. Wir werden ihn - getreu Brechts Worten aus „An die Nachgeborenen“: „...die Starken kämpfen ein Leben lang. Und die sind Unersetzlich!“ in ehrenvoller Erinnerung halten.

KPÖ-Landesvorstand Oberösterreich

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