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1945: Kommunistische Kommunalpolitik nach der Befreiung

  • Freitag, 8. Mai 2020 @ 08:00
Geschichte Die KPÖ war aktiv beim Wiederaufbau in den Gemeinden

Völlig anders als in der 1. Republik – wo die KPÖ nur in Steyr und Stadl-Paura Gemeinderäte hatte – stellte sich die Situation für die Partei nach der Befreiung vom Faschismus im Jahre 1945 dar. Auf der lokalen Ebene waren die KommunistInnen zwar regional unterschiedlich aber auch in Oberösterreich vor allem in den Industrieregionen eine starke Kraft.

Ein furchtbares Erbe

Die Geburt des neuen, demokratischen Österreich im Mai 1945 war kein harmonischer, sondern ein äußerst schwieriger Vorgang, weil der Zusammenbruch der Hitlerherrschaft ein fürchterliches Erbe hinterlassen hatte und der Neubeginn eine Freiheit auf Trümmern war. Dabei ist der Begriff Freiheit hier nur relativ anzuwenden, denn die amerikanische Besatzungsmacht ließ die Gründung von Parteien und Gewerkschaften monatelang nicht zu.

Die KPÖ zeigte jedoch von der ersten Stunde an, daß sie das Gemeinwohl und nicht enge Parteipolitik im Auge hatte. Sie hatte im Kampf um die Befreiung die weitaus schwersten Opfer gebracht und zeigte auch 1945, daß sie vor Schwierigkeiten keineswegs zurückwich. Damit verbunden waren freilich auch große Illusionen über die Möglichkeit einer sozialistischen Entwicklung und eine massive Unterschätzung der durch die Nazi-Herrschaft enorm verstärkten antikommunistischen Grundstimmung in breiten Teilen der Bevölkerung, wie sich spätestens bei der ersten Nationalratswahl im November 1945 zeigte.

Wiederaufbau in Linz

Schon am 14. Mai fand in einem Gasthaus in der Lessingstraße eine halblegale Sitzung von Linzer KommunistInnen statt. Sie stand unter dem Vorsitz von Josef Mitter und hatte sich mit schwierigen Aufgaben zu beschäftigen. Es ging um die Beteiligung an der provisorischen Linzer Stadtverwaltung. Dabei übernahmen die Kommunisten die am wenigsten „dankbaren“ Referate: Otto Brunn war für die Ernährung zuständig, Franz Rammerstorfer für das Wohnungswesen.

Die Ernährung, die schon in den letzten Kriegsmonaten äußerst mager geworden war, geriet jetzt in einen katastrophalen Zustand, weil die Bevölkerung der Stadt durch die Flüchtlingsströme zeitweilig auf bis zu 250.000 Einwohner anstieg, die alle irgendwie versorgt werden mußten. Infolge der Betreuung großer Lager waren ständige Verhandlungen mit der Besatzungsmacht notwendig und nur durch die strengste Rationierung und Verteilung konnte eine Hungerkatastrophe hintangehalten werden.

Die Wohnungssituation war dadurch gekennzeichnet, daß in Linz viele tausende Wohnungen zerstört oder schwer beschädigt und dadurch tausende Familien obdachlos waren.

Das „kommunistische“ Wohnungsreferat arbeitete Pläne aus, daß durch rigorose Aufteilung des noch vorhandenen Wohnraums zunächst die ärgsten Fälle berücksichtigt werden konnten.

Größte Anstrengungen wurden darauf gerichtet, beschädigte Wohnungen halbwegs winterfest zu machen, denn ganze Stadtviertel, wie etwa die Siedlung „Am Bindermichl“ mußten für die sogenannten „Displaced Persons“, also für verschleppte Personen, reserviert werden.

Nach der Besetzung des Mühlviertels durch die sowjetische Besatzungsmacht im August 1945 entsprechend den Vereinbarungen der Alliierten wurde neben der Zivilverwaltung Mühlviertel – in der für die KPÖ Eugen Haill und Adolf Obermüller tätig waren – auch eine eigene Stadtverwaltung Urfahr eingerichtet. Hier wirkten für die KPÖ zunächst Josef Ebelseder als Vizebürgermeister und Josef Hammer als Stadtrat.

Wiederaufbau in Steyr

In Steyr wurde noch am Tag der Befreiung bei einem Treffen von Vertretern von SPÖ, KPÖ und ÖVP im Rathaus im Einvernehmen mit einem amerikanischen Oberstleutnant ein neuer Bürgermeister und eine Verwaltung eingesetzt. Für die östlichen Stadtteile Münichholz und Ennsleite bestand bis September 1945 die eigenständige provisorische Stadtverwaltung Steyr-Ost, die vom KPÖ-Bürgermeister Hans Kahlig geleitet wurde.

Wiederaufbau in Wels

Nach 1945 vollbrachten kommunistische Gemeindevertreter in Wels beim Wiederaufbau der Stadt nach dem 2. Weltkrieg große Leistungen. So wie andere Städte auch, hatte Wels unter den Folgen des Krieges, insbesonders unter den Zerstörungen durch die angloamerikanischen Bombenangriffe, die in der Regel auf zivile Ziele gerichtet waren, stark zu leiden.

Durch die Initiative der Kommunisten konnte in Wels der Wiederaufbau rascher als in anderen Städten vollzogen werden. Der KPÖ-Stadtrat Hans Meindl hatte daran einen maßgeblichen Anteil. Bei der Bezirkskonferenz der Welser KPÖ am 17. März 1946 konnte Meindl berichten, daß der Wiederaufbau in Wels von allen österreichischen Städten am weitesten fortgeschritten war. Ein weiterer KPÖ-Vertreter. Richard Dietl. der bei dieser Konferenz über die Zuteilungen für die Bombengeschädigten berichten konnte, machte sich im Fürsorgewesen der Stadt Wels verdient.

Wiederaufbau im Salzkammergut

Gestützt auf die breiten Aktivitäten im antifaschistischen Kampf hatte die KPÖ eine starke Position im Salzkammergut und die Partei wuchs rasch auf 1.100 Mitglieder im Bezirk Gmunden. Vor allem in Bad Ischl, Goisern, Ebensee und Laakirchen waren die Kommunisten aktiv beim Aufbau in den Gemeinden und halfen mit, die demokratische Verwaltung aufzubauen.

Wiederaufbau im Bezirk Vöcklabruck

Eine wichtige Rolle spielten Kommunisten auch im Bezirk Vöcklabruck beim Wiederaufbau. Bereits am 12. Mai 1945 fand in Timelkam eine erste Gemeinderatssitzung statt, von den sieben bestellten Gemeinderäten wurden mit Rupert Robia und Franz Strassegger zwei von der KPÖ gestellt. In Lenzing konstituierte sich der Gemeindeausschuß am 17. Mai 1945, die KPÖ stellte mit Franz Loidl und Alois Fellinger zwei Mandatare, Loidl war kurzzeitig auch Vizebürgermeister.

Eine besonders schwere Aufgabe hatte der Ende Mai 1945 konstituierte Gemeinderat von Attnang-Puchheim angesichts der durch Bombenangriffe noch am 21. April 1945 völlig zerstörten Gemeinde – die mit 129 Toten pro tausend Einwohner an der Spitze der Bombenopferstatistik in ganz Österreich lag – vor sich, es galt Plünderungen zu verhindern, die Lebensmittelversorgung sicherzustellen und die Bombenopfer unterzubringen. Die KPÖ stellte hier mit Karl Sulzberger, Anton Vajscovecs und Rupert Straßer drei Mandatare.

In Kohlgrube wurde unter Leitung von Edmund Wirlitsch in Zusammenarbeit mit Schichtmeister Pohn die Kohleförderung in kurzer Zeit wieder in Gang gebracht. Und auch im Wolfsegger Gemeinderat war die KPÖ eine wichtige Kraft.

Kommunisten als Bürgermeister und Stadträte

Auf der Grundlage der Unabhängigkeitserklärung wurden unmittelbar nach der Befreiung in den Gemeinden nach Absetzung der Nazi-Bürgermeister und Verwaltungen provisorische Gemeindeverwaltungen und Gemeinderäte gebildet. Die KPÖ war nach Maßgabe ihrer personellen Möglichkeiten in zahlreichen Gemeinden vertreten und stellte teilweise auch Bürgermeister, Vizebürgermeister bzw. Stadträte und Gemeindevorstände. Dabei zeigte die KPÖ von der ersten Stunde an, daß sie das Gemeinwohl und nicht enge Parteipolitik im Auge hatte.

Bis zur regulären Wahl von Gemeinderäten im November 1945 stellte die KPÖ Bürgermeister in Steyr-Ost (Hans Kahlig), Goisern (zunächst der Schriftsteller Arnolt Bronnen, gefolgt von Martin Langeder), in Allerheiligen (Rudolf Bock), Arbing (Rupert Hinterleitner) und Sierning (Johann Breirather). Vizebürgermeister stellte die KPÖ in Ried im Innkreis (Oktavian Baumgartner) und Lenzing (Franz Loidl).

Linz und Steyr: Geteilte Städte

Eine besondere Situation bestand in Linz und Steyr, die unterschiedlich lange durch die Besatzungsmächte geteilte Städte waren. So wurde neben der Zivilverwaltung Mühlviertel 1945 auch ein Stadtrat für Urfahr gebildet, in dem die KPÖ mit zwei Mandaten vertreten war. Josef Ebelseder war von 1945-1948, Adolf Obermüller von 1948-1949 Vizebürgermeister, Josef Hammer war von 1945-1946, Karoline Teufelsbrucker von 1947-1949 Stadträtin. Von 1949 bis zum Ende der Besatzungsära 1955 war die KPÖ mit einem Mandat im Beirat vertreten, das von Hans Kerschbaumer ausgeübt wurde. In Steyr bestand für die östlichen Stadtteile Münichholz und Ennsleite bis September 1945 die eigenständige provisorische Stadtverwaltung Steyr-Ost, die vom KPÖ-Bürgermeister Hans Kahlig geleitet wurde der nach dem Zusammenschluß der Stadtverwaltung dann bis Ende 1945 als Vizebürgermeister agierte.

Im provisorischen Stadtsenat war die KPÖ in Linz durch Otto Brunn und Franz Rammersdorfer vertreten, nach der Wahl im November 1945 stand der KPÖ mandatsmäßig kein Sitz im Stadtsenat mehr zu, jedoch verzichtete die SPÖ zugunsten der KPÖ auf ein Mandat, das dann von Franz Rammerstorfer bis 1949 ausgeübt wurde. In Steyr war nach der regulären Wahl zunächst Hans Kahlig im Stadtsenat vertreten, gefolgt von August Moser 1946-1949, Alois Zehetner 1949-1952 und wiederum August Moser von 1952-1955.

Novemberwahl: 49 Mandate

Das Ergebnis der Nationalratswahl vom November 1945 wurde auch auf die Gemeinderäte umgelegt, demnach war die KPÖ mit 12.418 Stimmen bzw. 2.6 Prozent mit insgesamt 49 Mandaten vertreten. In einem Bericht der Landesleitung zum 14. Landesparteitag 1948 werden für Oberösterreich-Süd (US-Besatzungszone) 32 Mandate in 23 Gemeinden, für Oberösterreich-Nord (sowjetische Besatzungszone) in 51 Gemeinden mit 52 Mandaten vertreten, wobei letztere Vertretungen durch Parteienvereinbarungen zustandegekommen sind, demnach also ÖVP und SPÖ auf Mandate zugunsten der KPÖ verzichtet hatten, offensichtlich um ein gutes Einvernehmen mit der sowjetischen Besatzungsmacht zu erlangen.

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