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Schriftsteller, Journalist, Politiker

  • Samstag, 27. Oktober 2012 @ 08:00
Geschichte Franz Kain wäre heuer 80 Jahre alt geworden und zum fünften Mal jährt sich 2002 sein Todestag. Grund genug für eine Würdigung in Form der heutigen Veranstaltung und auch in Form einer Dokumentation. Wir versuchen mit dieser Veranstaltung und der vorliegenden Dokumentation mit ausgewählten Reden und Artikeln von und über Franz Kain der Vielseitigkeit seiner Person als Schriftsteller, Journalist und Politiker gerecht zu werden.

Der Termin für eine Gedenkveranstaltung für Franz Kain am Nationalfeiertag ist keineswegs eine zeitliche Zufälligkeit, weil am 27. Oktober sein Todestag ist, sondern durchaus bewußt gewählt. Franz Kain verkörperte nämlich unbestreitbar einen österreichischen Patriotismus im positiven Sinne.

Das wird schon dadurch deutlich, daß er noch als jugendlicher Widerstandskämpfer wegen Vorbereitung zum Hochverrat durch das Bestreben „die Ostmark vom Reiche loszureißen“ verhaftet, eingesperrt und zur berüchtigten Strafdivision 999 eingezogen wurde. Sein Patriotismus wurde auch dadurch deutlich, daß er schon Anfang der 50er Jahre, zu einer Zeit als SPÖ, ÖVP und VdU dies noch als Hochverrat denunzierten und die Neutralität auch in den eigenen Reihen noch keineswegs unumstritten war, mit aller Kraft für die Neutralität kämpfte, die 1955 dann auch tatsächlich erreicht wurde und heute faktisch nur mehr von der KPÖ verteidigt wird.

Franz Kains Bekenntnis zu Österreich war immer mit einer scharfen Auseinandersetzung mit jenem reaktionären Sumpertum verbunden, das gerade die Pseudo-Patrioten kennzeichnet. Und Franz Kain hat sich immer zum Fürsprecher der Widerständigkeit gegen soziale Ungerechtigkeit und gegen eine selbstgefällige Obrigkeit gemacht.

Er war also nicht jener provinzielle „Gebirgskommunist“ als der ihn der deutschtümelnde Staberl-Nachfolger Günther Nenning vereinnahmen möchte, sondern ein weltoffener Mensch und Internationalist. Das wird nicht zuletzt dadurch belegt, daß er jahrzehntelang als Landesobmann der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft für die Völkerverständigung gewirkt hat und ausgehend von seinem mehrjährigen Aufenthalt als Korrespondent der „Volksstimme“ sehr intensive Beziehungen zur DDR hatte.

Sein Verleger Richard Pils hat Franz Kain als „unbeirrt Radikaler mit Holzknecht-Tradition“ gewürdigt und das trifft nicht nur in Bezug auf das literarische Schaffung die Person Kains recht gut. Erich Hackl zählt Kain zu jenen linken Autoren, die „Heimatliebe, Patriotismus, regionale Identität nicht den Rechten überlassen haben“. Und „Kain liebt den geistigen Ort, wo die Dorfgeschichte in die Weltgeschichte übergeht“ wie Peter Kraft es formulierte.

Kains literarisches Schaffen wurde lang über die Ära des „Kalten Krieges“ hinaus jahrzehntelang vom politischen und kulturellen Establishment des Landes boykottiert, Kain so wie zahlreiche andere kommunistische Schriftsteller gezielt ausgegrenzt. Bezeichnend für den herrschenden Opportunismus ist jedoch, wie zum Teil jene die Kain boykottiert haben nach seiner späten Anerkennung durch die Verleihung des Stifter-Preises im Jahre 1993 sich in Huldigungen ergingen.

Franz Kain war eine der herausragenden Persönlichkeiten der kommunistischen Bewegung in Oberösterreich der 2. Republik. Er war ein grundsatzbewußter und zu seiner Überzeugung als Kommunist stehender Mensch, gleichzeitig war ihm jedoch Sektierertum und Engstirnigkeit zuwider und es gibt nicht wenige Beispiele dafür, wo er in Verantwortung für die gemeinsame Sache zur Mäßigung mahnte.

Bleibende Spuren nicht nur in den amtlichen Protokollen hat Franz Kain in der Linzer Kommunalpolitik hinterlassen, die er schon lange publizistisch beobachtet, begleitet und kommentiert hat, bevor er von 1977 bis 1979 und nach der für die KPÖ erfolgreichen Wiederholungswahl von 1980 bis 1986 als Gemeinderat im Stadtparlament gewirkt hat. Die Wahllosungen der KPÖ von 1979 „Gegen politisches Duckmäusertum, für mehr frischen Wind“ und 1985 „Damit man draußen weiß, was drinnen vorgeht“ waren Kain geradezu auf den Leib geschneidert und gleichzeitig Programm. Untrennbar mit seiner Person verbunden bleibt auch die Wahlanfechtung der KPÖ und damit die durch den Spruch des Verfassungsgerichtshofes 1980 notwendige Wiederholungswahl mit dem Wiedereinzug in den Gemeinderat. Und mit der satirischen Losung „Diesmal den richtigen Franz“ brachte Kain den damaligen Bürgermeister Hillinger in Rage.

Uns allen, die ihn gekannt und mit ihm gemeinsam gearbeitet, gelebt und gekämpft haben, ist Franz Kain als ein im positiven Sinne umtriebiger Mensch in Erinnerung, dessen Engagement sich auf viele Tätigkeitsbereiche erstreckte und der überall kräftig umgerührt und vor allem nicht lockergelassen hat, wenn er sich in ein Thema verbissen hat. Ein Beispiel dafür ist sein jahrelanger zäher Kampf für die Umbenennung der Langothstraße, die er zu Recht als Schandfleck für Linz betrachtete und mit der er sich als antifaschistischer Widerstandskämpfer nicht abfinden konnte und wollte.

Wenn wir Franz Kain würdigen, dann tun wir dies nicht als historische Reminiszenz, sondern in dem Bewußtsein und der Absicht, aus seinen Taten, Erfahrungen und Anregungen zu lernen. In diesem Sinne bleibt er uns in Erinnerung.

Ansprache von Leo Furtlehner bei der Veranstaltung der Linzer KPÖ am 26. Oktober 2002

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