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Monetäre und andere Leidenschaften

  • Mittwoch, 29. November 2006 @ 18:06
Kapital Raiffeisen-Boss Ludwig Scharinger zelebriert 20 Jahre Generaldirektor

„Leisten Sie sich das einmal: Vom Scharinger eingeladen – und nicht kommen“: Landeshauptmann Josef Pühringer weiß was Sache ist – und wer wirklich bestimmt im Land zwischen Inn und Enns. Sein Vize LHStv. Franz Hiesl sieht das ähnlich: „Ich weiß, wo Gott in Linz wohnt. Wenn ich zum Fenster raus schau, sehe ich den Dom, den Pöstlingberg und den Raiffeisen-Würfel.“

Was den Schwarzen recht, ist den Roten billig: Für den Linzer Bürgermeister Franz Dobusch ist sein Studienfreund Ludwig Scharinger seit Jahren der engste Partner bei der Ausgestaltung der Stadt und wird „um Rat gefragt“. Zur Fortsetzung dieser „bewährten Zusammenarbeit“ bekannte sich Dobusch auf eine KPÖ-Anfrage im Wahlkampf 2003 demonstrativ und ausdrücklich.

Da können auch ÖGB-Landeschef Johann Kalliauer und Landessekretär Erich Gumpelmaier nicht zurückstehen, wenn sie gemeinsam mit Scharinger zum „Adventlichen Empfang“ für Betriebsräte in der Raiffeisen-Landesbank einladen.

Die Linzer Vizebürgermeisterin Ingrid Holzhammer lässt sich als Landesvorsitzende des SPÖ-Pensionistenverbandes mit Scharinger bei einem „informativen und geselligen Nachmittag“ – so der seit 1995 jährlich parteiübergreifend für ÖVP-Seniorenbund, SPÖ-Pensionistenverband und FP-Seniorenring veranstaltete Raiffeisen-Seniorentag im Hausjargon – in der Raiffeisenlandesbank konterfeien. Dafür erzählt Scharinger den versammelten PensionistInnen Plattitüden wie „Das Sparbuch als eiserne Reserve ist bei Raiffeisen eine der sichersten Anlageformen. Wir garantieren die Einlagen bis zu 100 Prozent“. Na so was…

Eine „Feier im kleinen Kreis“…

Anlässlich seines 20-jährigen Jubiläums als Generaldirektor lud das „Alpha-Tier mit Visionen und Verantwortungsgefühl“ („Wirtschaftsblatt“) Scharinger zu einer „Feier im kleinen Kreis“ ins Design-Center: 2.500 Gäste waren gekommen. Kanzler Schüssel und LH Pühringer waren verhindert, schickten dafür Videobotschaften aus Klagenfurt. Im Jubelbericht in der „Rundschau“ – sie gehört zu 42 Prozent dem Raiffeisen-Konzern – konnte man dann „Generaldirektoren und ihre Frauen“ – nämlich Scharinger und Voest-Chef Wolfgang Eder mit Gattinnen – bewundern. Mehr Spaß dürften freilich die „Wirtschaftskapitäne mit charmanter Begleitung“ – Scharinger, Eder und Raidl (Böhler-Uddeholm) mit Hostessen – anderweitig gehabt haben.

Etwas gestört schien bei diesem Jubiläum die Chemie zwischen Raiffeisen und den „OÖN“. Eine Würdigung Scharingers zu dessen 20-jährigem Jubiläum als Generaldirektor im selbsternannten „Landeshauptblatt“ korrigierte sein Adlatus Harald Wetzelsberger weil „die Gefahr besteht, dass manche Passagen in die Irre führen“. Und es wurde betont, Scharinger „ist jemand, der Brücken baut“ und „würde daher nie jemanden als Gegner oder Herausforderer bezeichnen“. Dazu stellte der österreichweit als bester „Netzwerker“ bezeichnete Chef – mit 34 Vorstands-, Aufsichtsrats- und Geschäftsführerfunktionen ist er Spitzenreiter – höchstselbst klar: „ich habe das Talent, ich kann mit jedem“ und ist „dankbar, dass ich gestalten kann“.

Nach diesem Motto hat Scharinger rechtzeitig zu seinem Jubelfest auch die zeitweiligen Spannungen mit dem vom „Leider-Nein-Millionär“ zum milliardenschweren Industriellen aufgestiegenen ehemaligen SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch bereinigt: Die beiden waren als Eigentümer der vom Staat übernommenen Salinen AG aneinander geraten, weil Androsch ein neues Werk der Salinen-Tochterfirma FACC in der Steiermark, Scharinger hingegen im oberösterreichischen Innviertel errichten wollte und sich der Raiffeisen-Boss die bessere Lobby bei der Expansion der Flugzeugzulieferfirma hatte.

Mit Spannkraft, ohne Ablaufdatum

Scharinger (Jahrgang 1942) erklärt „Ich habe noch kein Ablaufdatum“, ist keineswegs amtsmüde und meint „wenn die Spannkraft weiter vorhanden ist, kann ich mir gut vorstellen, länger zu bleiben“, nämlich länger als bis zum Auslaufen seines Vertrages 2009. Von den „OÖN“ recht zweideutig mit „Scharinger geht fremd – im Bankenbereich“ wurde das Wildern in fremden Revieren skizziert. Gemeint ist das Eindringen in das streng abgezirkelte Territorium anderer Raiffeisen-Landesbanken, etwa in Niederösterreich oder in Salzburg. Scharinger sieht sich dabei nicht als „Hecht im Karpfenteich“, sondern eher als „schnelle Forelle“. Und rechtfertigt sich „Ich bin Oberösterreich verpflichtet“. So sieht ist er auch nach wie vor an einem Einstieg an der Hypo Tirol interessiert, nachdem er bereits die Hypos in Oberösterreich und Salzburg einkassiert hat.

Ein anderer Raiffeisen-Banker war da weniger erfolgreich: Der Tiroler Raiffeisen-Chef Fritz Hakl wurde 2004 mit der lapidaren Begründung von den 82 Tiroler Raiffeisenkassen als Eigentümer der Tiroler Landesbank abserviert: „Die Geschäftsentwicklung de Bank hat mit Hakls imperialem Gehabe nicht Schritt gehalten“. Mit pompösen Festen mit tausend Gästen und teuren Jagdpachten im Soll, auf der Habenseite aber faulen Krediten hatte sich Hakl selber abgeschossen.

In 20 Jahren an die Spitze

Vor zwanzig Jahren wurden 75 Prozent des Finanzvolumens der Landesbank von den Raiffeisenbanken bestimmt. Unter Scharinger hat sich die Landesbank faktisch verselbständigt und ist durch gezielte Kostensenkung, Wachstumspolitik und Segmentierung in Firmen- und Privatkunden, PPP und Sonderfinanzierungen zum Bankkapital mutiert. Stolz ist Scharinger auf das mittlerweile auf 50,9 Prozent gedrückte Cost-Income-Ratio, das Verhältnis von Kosten zu Erträgen, mit welchem die RLB-OÖ im Spitzenfeld der Banken liegt. Heute sind ein Drittel Banken-Kerngeschäft mit 806.000 Kunden, ein Drittel Dienstleistungen inklusive Immobilien und 358 PPP-Projekte mit einem Volumen von 2,39 Milliarden Euro, das letzte Drittel 394 Beteiligungen, davon 134 Tochtergesellschaften.

Als erste oberösterreichische Bank marschierte die mittlerweile in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Raiffeisenlandesbank (2005: 15,62 Milliarden Euro Bilanzsumme, 140 Millionen Euro Gewinn) nach der Grenzöffnung in Tschechien ein und expandierte auch nach Bayern. In einem Aktionsradius von 300 Kilometern ab Linz betreut die Landesbank 20.000 Firmen und 104.000 Privatkunden – in ihren „Heimmärkten“ Süddeutschland und Tschechien. 2004 wurde auf 500 Kilometer ausgeweitet und auch Slowakei, Slowenien, Kroatien und Bosnien in das engere Geschäftsfeld einbezogen und mittlerweile ist die Landesbank mit Außenposten schon nach Russland und China vorgedrungen.

Zum „Kerngeschäft“ Raiffeisens gehört natürlich nicht nur das Geld, sondern von der Tradition her der Agrarmarkt. Ein Schmuckstück dabei ist der Nahrungsmittel- und Dienstleistungskonzern Vivatis, hervorgegangen aus der maroden Austria Milch und Fleisch (AMF) und über eine Stiftung bei Raiffeisen angedockt. Mit der Lancierung der Pseudo-Bio-Marke „Bio Best of Austria“ sorgte Scharinger jedoch im Jahre 2004 für einige Aufregung. Wie Biobauern-Obmann Hannes Tomic kritisierte, reklamiert diese Marke jedoch Bioprodukte, ohne dass diese die strengen Kriterien für ökologischen Landbau erfüllen und bezeichnete diese Strategie als „Trittbrettfahrer“ aus Kosten der 18.300 österreichischen Biobauern.

Die Gestaltung des Landes

Raiffeisen agiert als Hansdampf in allen Gassen und gestaltet zunehmend das Land: Den finanzmaroden Gemeinden bietet die Landesbank ein „universelles Service“ via PPP, etwa indem der Gemeinde das Kanalnetz abgekauft und über eine Raiffeisen-Tochterfirma betrieben wird. Die Gemeinde zahlt ein monatliches Benützungsentgelt und refinanziert dieses über Gebühreneinnahmen. So schön kann EU-Liberalisierung sein…

Weil von den 445 oö Gemeinden bereits 60 kein Geschäft mehr aufweisen will Raiffeisen abhelfen. Unter der Marke „Land lebt auf“ will man Nahversorgungszentren mit Lebensmittelgeschäft, Selbstbedienungstankstelle und – natürlich Raiffeisen-Filiale einrichten. Ein Pilotprojekt läuft in Rottenbach. In Ansfelden brüstet sich Bürgermeister Walter Ernhard (SPÖ), dass Raiffeisen die Finanzierung des Neubaues der B139 als Umfahrung Haid als PPP-Projekt ermöglichen wird, so das Ergebnis eines „Informationsgespräches“

150.000 Wohnungen im Portfolio

Gemeinsam mit der Wiener Städtischen, Hypo und der OÖ Versicherung übernahm Raiffeisen 2004 die bislang bundeseigene WAG mit 58.000 Wohnungen, vorwiegend in Linz, Steyr und der Obersteiermark sowie die Linzer Eisenbahnerwohnungsgesellschaft EBS mit 25.000 Wohnungen. Diese zwei von insgesamt fünf bundeseigenen Wohnungsgesellschaften waren von der Regierung nach Aberkennung der Gemeinnützigkeit im Jahre 2001 auf den Markt geworfen worden. Bereits bisher bestimmte Raiffeisen über Beteiligungen an der Giwog, der GWB und den Wohnungsfreunden über rund 70.000 Wohnungen.

Unübersehbar ist der Gestaltungswille der schwarzen Bank in der Landeshauptstadt Linz: Begonnen hatte es mit der Errichtung des Design-Centers, für welches die Stadt ihre Rücklagen ausgeräumt und der Wirtschaft faktisch ein Geschenk gemacht hatte. Raiffeisen stieg über eine Grundabtretung dafür in die DC-Betriebsgesellschaft ein. In weiterer Folge entwickelte sich das Areal zwischen DC, ORF-Gebäude und Südbahnhofmarkt zur Raiffeisen-City mit der Raiffeisen-Zentrale.

Es folgte die Verbauung der Hefefabrik-Gründe in Urfahr, Tiefgaragenprojekte, die Umfahrung Ebelsberg, das Landesdienstleistungszentrum (LDZ). Auch beim geplanten Neubau des Musiktheaters inklusive eines 140 Meter hohen Turms auf dem Areal des ehemaligen Unfallkrankenhauses mischt Raiffeisen als Grundeigentümer mit.

Kleine Ungereimtheiten…

Dass dabei manchmal etwas nachgeholfen wird, zeigte der Rechnungshof am Beispiel des 131 Millionen Euro teuren LDZ auf: Dieses hätte nämlich öffentlich ausgeschrieben werden müssen, weil das Land „wie ein Bauherr aufgetreten sei.

Aber eine schon 1999 vorsorglich erwirkte „rechtliche Würdigung“ des stellvertretenden Generaldirektors Der DG XV der EU-Kommission erlaubte dem Land schließlich, sein eigenes Dienstleistungszentrum von privaten Errichtern – nämlich eine LVV Liegenschafts Verwaltungs- und Verwertungs GmbH die wiederum zur Realtreuhand der Raiffeisen Landesbank gehört – errichten zu lassen und dann den durch allerlei architektonische Fehlleistungen bekannten Bürotempel mit 52.000 Quadratmeter Fläche für zehn Jahre zu mieten. Möglich wurde dies laut Rechnungshof aber nur, weil das Land die E-Kommission falsch informierte.

Philosophiert werden durfte darüber, ob die unterlassene Ausschreibung den Zweck verfolgte, heimische Arbeitsplätze zu sichern oder doch eher bestimmten Unternehmen einen Vorteil zu verschaffen. Mit gelernter Bauernschläue wurden wohl beide Aspekte geschickt miteinander verbunden – „Alles für das Land“ eben.

Raiffeisen im Linzer „Turmbauviertel“

Ins Geschäft gekommen war der schwarze Multi, weil es Raiffeisen-Boss Scharinger gelungen war, den Textilhändler Texhages zum Auszug aus einem ÖBB-eigenen Gebäude zu bewegen um den Neubau des Bahnhofes nicht länger zu verzögern und dafür eine Kaufoption für die Raiffeisen-Tochter probat erworben hatte. Recht brummig meinte Scharinger daher „Der Rechnungshof kennt sich bei privaten Finanzierungsmodellen nicht aus“ und ließ diesen dementsprechend links liegen: „Ich habe ab und zu den Eindruck, dass manche Herren des Rechnungshofs glauben, sie seien unfehlbar – aber das ist nur der Papst und sogar das wird ab und zu bezweifelt“. Steht da vielleicht gar jemand noch über dem Papst?

Auf dem Areal des ehemaligen Hauptbahnhofes bauen ÖBB, Porr und Raiffeisen-Realtreuhand einen Büroturm. Praktischerweise wurde die Linzer Finanzverwaltung und die PVA als Mieter verpflichtet um angesichts des Überschusses an Büroflächen die Auslastung sicherzustellen. Wie der SPÖ-Abgeordnete Kurt Gaßner vorrechnete zahlt das Finanzministerium derzeit für 23.478 Quadratmeter im Finanzgebäude Ost am Hauptplatz 2,19 Mio. Euro Miete, künftig aber für nur 13.450 Quadratmeter stolze 2,63 Mio. Euro, was nach Adam Riese eine Erhöhung des Quadratmeterpreises von derzeit 7,77 auf künftig 16,27 Euro bedeutet.

Der Mann mit dem Hut

Wenn es ums Bauen und Raiffeisen geht, ist auch der Mann mit dem Hut nicht weit – gemeint ist der Architekt Wolfgang Kaufmann, seines Zeichens Kartellbruder und fixer Bestandteil des schwarzen Netzwerkes in Oberösterreich. Er plante des LDZ und will nun anstelle der bisherigen Zentrale der landeseigenen Energie AG gegenüber dem Bahnhof einen Büroturm hochziehen, um das Linzer „Turmbauviertel“ zu vervollständigen.

Nach Protesten musste die Planung des Energie-Hochhauses ausgeschrieben werden, die Schweizer Architekten Hofer/Weber kamen zum Zug – die Bauausführung aber wird Wolfgang Kaufmann übernehmen. Praktischerweise konzipierte Kaufmann auch das Haus seiner Nachbarn Ludwig Scharinger und Helmut Kukacka in Sankt Magdalena. Wo Kaufmann plant wird es meist auch mit Ausschreibungen nicht so ganz ernst genommen, egal ob beim LDZ, bei der Energie AG oder schon früher am Europaplatz.

Zauberwort PPP

Das Zauberwort für die meisten Raiffeisen-Projekte heißt PPP: Private Public Partnership. Dazu gibt es mittlerweile auch den Segen von Seiten der SPÖ, nachdem der jetzige BAWAG-Chef und frühere WU-Vizerektor Ewald Nowotny und Europasprecher Caspar Einem die Segnungen dieses Modells außerbudgetärer Finanzierung entdeckt haben. Für Raiffeisen hat das natürlich einen gravierenden Vorteil: Gerade die intensive Verbandelung mit öffentlichen Finanzen ist auch eine Garantie, einerseits dafür immer neue Aufträge zu erhalten, andererseits aber auch als Risikogemeinschaft, schließlich stecken Land, Stadt oder Gemeinden voll mit drin.

Als 2003 tausende Voestler gegen den Abverkauf des schon unter SPÖ-Regierungsverantwortung via Börsengang teilprivatisierten ehemaligen Staatskonzerns demonstrierten, verhandelte Betriebsratschef Helmut Oberchristl mit Banker Scharinger über die Verschränkung der auf 10,3 Prozent aufgestockten Mitarbeiterbeteiligung mit den 15,6 Prozent des „Österreich-Fonds“ von Raiffeisen, Androsch, Hypo und OÖ Versicherung. Ganz patriotisch wurde demonstrativ für 17 Prozent dem Land Oberösterreich ein Vorkaufsrecht überschrieben.

Während einzelne SPÖ-Politiker wie Landeschef Erich Haider und Budgetsprecher Christoph Matznetter dem Verkauf der VA Tech an den deutschen Multi Siemens beklagten, zeigte sich Scharinger als Realist und „sehr glücklich“ über diesen Verkauf, weil der Linzer Technologiekonzern „schön langsam ein Bonitätsthema“ geworden sei. Freilich hatte er sich mit seinem zeitweiligen Miteigentümer Mirko Kovats zunehmend überworfen: Den fünfprozentigen Raiffeisen-Anteil an der Elektromotorenbaufirma ATB verkaufte er an Kovats´ A-Tec um getrennte Wege zu gehen.

Erfolgsrezepte für die Politik

„Ich finde aber, man sollte ein für alle Mal aufhören mit dieser Neidgenossenschaft und sich über seine Erfolge freuen“, das Verkaufen von Erfolgen liegt Scharinger im Blut. Das überträgt er auch auf die politische Ebene, etwa wenn er bei „Minister im Dialog“ mit Außenministerin Ursula Plassnik im RaiffeisenForum meint „Die Europäische Union verkauft ihre Erfolge zuwenig“. Wie man 32 Millionen Arbeitslose als Erfolg verkaufen will, sagt er freilich nicht.

Ökonomisch bleibt er konkreter und meint „Die EU muss nach Osten erweitern“. Im Streitgespräch mit SPÖ-Budgetsprecher Matznetter zeigte sich Scharinger offensichtlich vom Osten inspiriert und plädierte sogar für eine Flat Tax und kann darin nichts Negatives erkennen: „Für die Gerechtigkeit haben wir die Sozialgesetzgebung“.

Nicht nur die Wirtschaft und die Politik haben es Scharinger angetan, sondern auch die Wissenschaft. Uns so ist es geradezu logisch, dass er Universitätsratsvorsitzender der Johannes-Kepler-Universität ist und die Raiffeisen-Präsenz an der Linzer Universität so penetrant ist, dass eine Umbenennung in „Ludwig-Scharinger-Universität“ nicht mehr verwundern würde. Im Uni-Blatt „News vom Campus“ philosophiert er über Herausforderungen und Chancen der Hochschulautonomie. Und er meint, dass ausgerechnet die Studiengebühren vor einem „Platzen der Hörsäle“ bewahren könnten – wenn nämlich die Studierenden durch entsprechende Stipendien aufkommensneutral gehalten werden. Ob das bei Schüssel & Gehrer wohl ankommt?

Erfolg muss verkauft werden…

Zum Erfolg gehört auch, diesen zu verkaufen, wozu wiederum die Medien da sind. Um auf Nummer sicher zu gehen, besitzt man am besten eigene. Im Falle Raiffeisens ist es die Beteiligung an der „Rundschau“ – mit 14 Ausgaben mit 286.000 Auflage und einer gratis verteilten „Sonntags Rundschau“ mit 476.000 Auflage der Platzhirsch schlechthin in Oberösterreich.

Die Verbindung mit der Verlagsgruppe Passau bei der „Rundschau“ kann in Hinblick auf Geschäfte in Bayern und Tschechien wohl nicht schaden. Schließlich ist der deutsche Medienkonzern mit täglich über drei Millionen Auflage flächendeckend nicht nur in Tschechien und der Slowakei präsent, sondern auch in Polen, Niederbayern und Oberösterreich.

Da fiel es Scharinger auch leicht bei einem Gespräch im Wiener „Zigarrenklub“ gleich dreimal Nein zu im nachgesagten Mediengeschäften zu sagen: Nämlich zu einer Beteiligung am „Standard“, am Niederösterreichischen Pressehaus und am BAWAG-eigenen Sender ATV.

Für Verunsicherung bei den „OÖ Nachrichten“ sorgt hingegen die 2006 geplante Tageszeitung der NEWS-Brüder Fellner, die in dem mehrheitlich der Verlagsgruppe Passau gehörenden Landesverlag gedruckt werden soll. Und die SPÖ – die sich aus der Medienlandschaft längst verabschiedet hat – sorgt sich plötzlich sogar um das schwarze „Volksblatt“…

Nichtmonetäre Leidenschaften…

Neben dem Geld hat der als „Luigi Moneti“ apostrophierte Scharinger die Leidenschaft fürs Tarockieren und die Jagd. Dazu passend überreichte ihm „sein“ Chefredakteur Josef Ertl zum 20-Jahres-Jubiläum ein „spezielles Fernglas mit Laser-Abstandsmesser“, damit der Boss bei der Jagd noch besser trifft.

Wenn ihm danach ist, packt Scharinger aber auch gerne seine im Dienstauto immer parate Trompete aus. Etwa bei einem Besuch in Sankt Petersburg, wo er zu nächtlicher Stunde nicht nur „Il Silenzio“, sondern auch die Wehrmachtshymne „Lili Marleen“ intonierte: „So etwas geht unter die Haut – da redet heute noch jeder davon“. So spricht ein echter Kolonialist…

© Leo Furtlehner, Jänner 2006

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