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Wie Linz mit seiner Vergangenheit umgeht…

  • Mittwoch, 10. August 2005 @ 22:06
Geschichte Linz ist wohl wie kaum eine zweite Stadt Österreichs vom Nazifaschismus geprägt worden. Das wird allein schon am Wachstum von einer Provinzstadt mit 100.000 Einwohnern zu einer ausgeprägten Industriestadt mit weit über 200.000 Einwohnern in den sieben Jahren von 1938 bis 1945 deutlich. Darüber hinaus gab es Pläne, Linz zu einer "Führerstadt" mit 350.000 Einwohnern zu entwickeln, die glücklicherweise am fehlenden Kriegsglück der Faschisten scheiterten.

Ähnlich wie von den Autobahnen sprechen auch heute noch die LinzerInnen fast liebevoll von den "Hitlerbauten". Gemeint sind jene Wohnsiedlungen, die nach dem "Anschluss" von 1938 in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft wurden, um die zigtausenden Menschen unterzubringen, die für die zeitgleich entstandene Großindustrie als Teil des großdeutschen Rüstungswahns entstanden ist.

Diese vielfach reiner Gedankenlosigkeit entspringende, aber sogar von sich durchaus als antifaschistisch verstehenden Medien verwendete Verharmlosung zeigt die Hartnäckigkeit, mit welcher zumindest einzelne Elemente der NS-Ära jahrzehntelang als positive Errungenschaften weitergepflegt wurden und werden. Ein Regime, das Wohnblöcke oder Autobahnen baute, kann doch wohl nicht so schlecht gewesen sein …

Das schlägt sich auch anderswo nieder: Etwa wenn der Linzer Bürgermeister in Festreden zwar kritisiert, dass die Stadt Linz voll mitbeteiligt an Verbrechen des NS-Regimes wie etwa der Zwangsarbeit war und davon profitierte, andererseits aber eisern dem deutschnationalen Turnerbund die Mauer macht, wenn dieser städtische Subventionen – natürlich nur für den Sportbetrieb – erhält. 2004 erhielt der ÖTB immerhin 29.720 Euro aus Steuergeldern. Ganz so, als ob das ÖTB-Idol Friedrich Ludwig Jahn mit seinem Rassenwahn nicht ein maßgeblicher Vorläufer des NS-Regimes gewesen wäre.

Eingestellt wurde wenigstens die Subventionierung des Landes-Delegierten-Convents, einer Dachorganisation deutschnationaler Burschenschaften, der 2002 noch 14.535 Euro Subvention erhielt. Eine solche Burschenschaft hatte jetzt durch das demonstrative Hissen der deutschen Fahne auf dem burschenschaftseigenen "Anschlussturm" an der westlichen Stadtgrenze von sich Reden gemacht.

Durch den Bauboom nach dem "Anschluss" mussten in den Jahren von 1938 bis 1945 auch Dutzende Straßen benannt werden und dies erfolgte zu einem Großteil nach Würdenträgern des Naziregimes. Nach 1945 mussten diese Schandflecke wieder getilgt werden, aber nur in wenigen Fällen wurden Straßen nach Widerstandskämpfern – eine nach einer Widerstandskämpferin benannte Straße gibt es bis heute nicht – benannt, meist suchte man "wertfreie" Namensgeber. Ja es gab sogar den Fall der Langothstraße, die 1973 (!) nach dem letzten NS-Oberbürgermeister, Blutrichter am NS-Volksgerichtshof und führenden Nazi benannt und erst nach langem und zähen Ringen 1986 umbenannt wurde.

Ein anderes Kapital sind freilich jene Straßen, die zwischen 1938 und 1945 nach deutschen Großindustriellen wie Siemens, Bosch, Daimler usw. benannt wurden und die Linz bis heute erhalten blieben. Dass die namensgebenden Konzerne die Nazis mitfinanziert haben und durch Zwangsarbeit und Rüstungsaufträge zu den Profiteuren des NS-Regimes gehörte, ließ man unter den Tisch fallen.

Hitler hatte mit Linz, jener Stadt wo er zur Schule ging, große Pläne. Im Linzer Stadtmuseum Nordico sind Fotos ausgestellt, wo Hitler gedankenverloren über Modellen "seiner" Stadt brütet und mit seinen Lieblingsarchitekten Albert Speer und Roderich Fick über seine Pläne spricht. Die geplante Prachtstraße blieb glücklicherweise unrealisiert. Dass das neue Musiktheater auf der Blumau just auf jenem Standort errichtet wird, wo auch Hitler ein Opernhaus plante, entbehrt freilich nicht einer gewissen Pikanterie.

Noch peinlicher ist, dass die beiden in der NS-Ära entstandenen Brückenkopfgebäude seit einiger Zeit nachts in einer Weise beleuchtet werden, die KritikerInnen an die Lichtdome beim Nürnberger Reichsparteitag erinnert. Dass dies zeitgeistig-kulturell argumentiert wird, macht die Sache keineswegs besser …

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