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Auf die Gefahr des Galgens…

  • Mittwoch, 17. August 2005 @ 22:04
Kapital Zur Behübschung der Brutalität der „freien Marktwirtschaft“ des neoliberalen, aber ganz normalen Kapitalismus darf ethisch investiert werden.

"Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens." Diese Analyse in Karl Marx` „Kapital“ ist denn doch zu brutal. Daher hat der reale Kapitalismus schon immer versucht, sein Wesen zu beschönigen.

Jahrzehntelang musste die „soziale Marktwirtschaft“ zur Behübschung herhalten. In Zeiten des neoliberalen Turbokapitalismus kann davon keine Rede mehr sein. Daher sind neue Ideen gefragt. Den gewissengeplagten AnlegerInnen überschüssiger Gelder werden „ethische Fonds“ empfohlen, wofür sich sogar die gerne als kritisch gehandelte GPA begeistern kann.

Schon zwanzig solche Fonds werden in Österreich angeboten, in den USA wird schon jeder achte Dollar „ethisch“ investiert. Waffen, Alkohol, Glücksspiel, Tabak und Sex sind out, die „normale“ Ausbeutung ist in, vor allem wenn sie irgendwas mit „Öko“ zu tun hat. Wem die Dividende zu gering ist, der wird sich wohl gerne an Marx halten und die Moral zum Teufel jagen…

Die jüngste Behübschung heißt Corporate Social Responsibility (CSR): Weil die Unternehmer immer weniger Steuern zahlen – Stichwort Senkung der Körperschaftssteuer von 34 auf 25 Prozent – sponsern sie zur Beruhigung des „schlechten Gewissens“ soziale Projekte. Würden sie genug Steuern zahlen, würde nicht der Sozialstaat demontiert. Denn auf Sponsorgelder besteht kein Rechtsanspruch, sie sind nur Almosen.

Die hierzulande entwickelten Richtlinien wurden sogar vom ISO-Institut in Schweden zum Vorbild für internationale Standards genommen. Und die OMV brüstet sich der Zusammenarbeit mit Amnesty International um Konflikte „im Ansatz vermeiden“ zu können.

Laut CSR Austria wird durch „die Bemühung um soziale Kompetenz die Glaubwürdigkeit der Unternehmen erhöht“. Wienerberger-Boss Reithofer räumt ein, dass CSR „gewiss auch eine Reaktion auf ein einseitiges Shareholder Value Denken“ ist. Und er stellt klar „Es macht für mich keinen Sinn, wenn Wienerberger etwas in Afrika unternimmt, wo wir nicht tätig sind“. Im Klartext. Gesponsert wird letztlich nur, was dem Profit nützt.

© Leo Furtlehner

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